Der wunderschön konisch geformte Vulkan Cotopaxi ist der vielleicht am häufigsten "eroberte" Andengipfel Ecuadors. Er stellt technisch keine aussergewöhnlichen Ansprüche, einzelne Passagen sind aber durchaus von heimtückischen Gletscherspalten durchzogen. Häufiger Neuschnee kann überdies Lawinen auslösen. Zudem ist die Orientierung auf dem Gletscher bei Nacht und Nebel alles andere als einfach, ein ortskundiger Führer ist deshalb zu empfehlen. Als Ausgangspunkt für die Besteigung dient das Refugio José F. Ribas, das auf ca. 4800m Höhe liegt.
Tag 1 (19.05.10):
Nach unserer Besteigung des Illiniza Norte war erstmals ausschlafen angesagt. Nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir dann unsere Ausrüstung zusammengepackt und in den Wagen verladen bevor wir uns am Mittag nochmals mit einer feinen Suppe stärkten. Anschliessend haben wir unsere Unterkunft in der Nähe des Nationalparkes verlassen und sind mit einem Geländewagen Richtung Refugio aufgebrochen. Nach der üblichen Kontrolle von Ausweis und "permiso" am Eingang des Nationalparkes fuhren wir noch ca. 45 Minuten weiter. Etwa 200 - 300 Höhenmeter unterhalb des Refugio muss der Wagen parkiert werden. Zu diesem ist es nicht weit, die wenigen Höhenmeter im Lavasand sind jedoch sehr mühsam zu begehen, zudem drückt der schwere Rucksack mit der Ausrüstung und dem Proviant. Das Refugio ist relativ einfach eingerichtet und schlecht isoliert, das Nötigste ist jedoch vorhanden. Da an diesem Tag sehr wenige Personen in der Hütte übernachteten, hatte ich im Oberstock einen von zwei Räumen für mich alleine, somit sollte also in der Nacht doch etwas Ruhe zu finden sein. Nach einem frühen Nachtessen (Suppe, Fertignudeln und Reis) ging es dann auch bereits gegen 1900h ins Bett resp. in den Schlafsack.
Tag 2 (20.05.10):
Kurz vor Mitternacht klingelte der Wecker und als ich wach war, kamen erstmals Zweifel auf, ob ich mir das wirklich alles antun möchte. Es war eiskalt, viel geschlafen hatte ich ohehin nicht und der ganze Aufstieg lag noch vor mir. Also schnell in die Tourenhose und die Daunenjacke und runter zum Frühstückstisch. Mit Mühe und Not und etwas Tee brachte ich 2 kleine "Guetzli" runter. Naja, immerhin etwas und schliesslich hatte ich ja noch meinen Proviant dabei. Nun, kurz vor 0100h liefen wir als letzte von 3 Seilschaften los. Der Weg führt erst an den WC-Anlagen des Refugio vorbei und anschliessend im Zick-Zack unattraktiv über den Lavasand zum Gletschereinstieg hoch. Die erste Gruppe hatten wir bereits früh überholt und die zweite erreichten wir beim Einstieg. Später haben wir dann erfahren, dass beide Seilschaften umgekehrt sind, da doch einige Personen Mühe mit der Höhe bekundeten.
Beim Gletschereinstieg zogen wir nun die Steigeisen an, seilten uns an und nahmen noch etwas Proviant zu uns. Dann musste ich mit grossem Schrecken feststellen, dass ich meinen Eispickel vergessen hatte. Ich dachte nur noch "ach du Kacke...". Doch dank meinem Guide Edgar konnten wir die Tour fortsetzen, er hatte nämlich noch einen zweiten dabei. Nun, ab dem Gletschereinstieg kann ich den weiteren Verlauf des Weges nicht mehr beschreiben. Erstens weil es stockdunkel und neblig war und zweitens weil die Wegführung je nach Gletscherzustand ohnehin immer ändert. Den direkten Aufstieg haben wir auf jedenfall nicht gleich auf Anhieb gefunden, ein "Verhauer" kostete uns gut eine Stunde. Allgemein war ich sehr überrascht wie spaltenreich der Gletscher des Cotopaxi ist und dass doch die eine oder andere heikle Stelle überwunden werden muss. Mit guter Sicherung und teils auf allen Vieren ging es jedoch stetig vorwärts. Unterhalb der schwarzen Felswand Yana Sacha auf ca. 5600m machten wir eine kurze Pause. Der Wind bliess heftig und die ganze Kleidung war bereits mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Trotz guter Kleidung war ich leicht am frieren und froh als wir den Aufstieg fortsetzten. Einmal die Wand umgangen, folgt ein sehr steiles letztes Stück mit bis zu 40 Grad Neigung. Nun ist es nicht mehr weit zum Gipfel, nach ein paar Kehren stehen wir um 0645h auf dem Gipfel des Cotopaxi. Richtig Freude kam jedoch nicht auf, die Sichtweite betrug ein paar wenige Meter und der Wind bliess immernoch gleich stark. Zum guten Glück war jedoch unterdessen die Sonne aufgegangen und zumindest die Orientierung war wieder etwas leichter. Nach kurzem Aufenthalt machten wir uns auch bereits an den Abstieg und erreichten das Refugio gute 2.5h später. Erst jetzt realisierte ich, dass ich diesen wunderschönen Berg bestiegen habe und dass wir an diesem Tag als einzige von 3 Seilschaften den Gipfel erreichten. Mit Genugtuung und Stolz, aber müde machten wir uns auf den langen Rückweg nach Quito. Ein grosses Ziel wurde erreicht und ein herrlicher Tag ging zu Ende.
Noch ein paar Hinweise zur Ausrüstung. Grundsätzlich lassen sich alle Ausrüstungsgegenstände in Quito mieten. Trotzdem lohnt es sich das eine oder andere selber mitzunehmen. Unter anderem habe ich Tourenhose, Daunenjacke und Teleskopstöcke von Zuhause mitgenommen. Vorallem um die Stöcke war ich extrem froh, nicht nur am Cotopaxi haben sie mir wertvolle Dienste geleistet, auch auf den anderen Touren waren sie immer mit dabei und Gold wert.
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