Traversée des Bouquetins - Den Steinböcken über die Hörner geklettert
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Bouquetins (frz. = Steinböcke) - Ein treffender Name für den massigen, wild zerhackten Gratkamm zwischen dem Haut Glacier d'Arolla und der Tête Blanche. Wie eine versteinerte Kette aus den Hörnern dieser Tiere ragt er eindrücklich über den umliegenden Gletschern. Besucht wird er nur selten. Zu lang, zu abgelegen, zu anspruchsvoll sind die meisten Routen - und es fehlen ein paar Meter zur magischen 4000er-Marke. Im Winter wird der Hauptgipfel ab und zu als anspruchsvolle Skitour gemacht (z.B. Normalroute über die E-Seite vom Col des Bouquetins, E-Couloir oder das W-Couloir vom Col des Dents des Bouquetins).
Obwohl kaum mehr als eine Seilschaft im Jahr die Tour unter die Füsse nimmt, zählt die Überschreitung der Bouquetins im Sommer zu den "Grandes Courses" der Walliseralpen. Die Route bietet die wohl längste Kletterei der Region um Arolla.
Sie wird meist von Süden nach Norden durchgeführt, da so die Hauptschwierigkeiten zu Beginn und im Aufstieg bewältigen werden. Die erste komplette Traverse gelang am 21. Juli 1925 I.A. Richards und Joseph "le skieur" Georges. Erwähnenswert im Zusammenhang mit dieser Route sind zwei bemerkenswerte Touren von André Georges, Grossneffe von Joseph und Bergführer-Legende aus La Sale. Am 7. August 1974 traversierte er solo in neun Stunden (!) alle Gipfel zwischen dem Col du Mont Brulé und dem Col de Tsarmine. Später wiederholte er die Tour in 25 Stunden, in dem er zum "Einlaufen" noch die Überschreitung von Matterhorn und Dent d'Hérens anhängte...
Tour
Bevor Damian nach Pakistan fliegt und als Vorbereitung für unsere Expedition nach Kirgistan, wollen wir noch einmal eine gemeinsame Tour unternehmen. Am Donnerstag gehts hoch ins gemütliche Biwak, wo neben uns nur noch eine Schottische Seilschaft mit Ziel L'Evêque SW-Grat übernachtet.
Start am Freitag um 3 Uhr. Es ist klar, warm und ohne Mond ziemlich dunkel. Auf dem Haut Glacier d'Arolla empfängt uns eine Art Büsserschnee, welcher unangenehm zu begehen ist und ich so in den Alpen noch nicht gesehen habe. Wir steigen in der Dunkelheit etwas zu weit südlich in den Col du Mont Brulé auf, was uns etwas Zeit kostet, dafür mühsame Schutthänge erspart.
Der Grat beginnt steil und luftig, wird dann bald wieder leichter. Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichen wir den Grossen Turm, der nach dem SAC-Führer die Schlüsselstelle bildet. Die steile aber gutgriffige Kletterei im 5. Grad in bestem Gneis macht richtig spass. Ein flacheres Gratstück und der etwas brüchige Gipfelaufbau im 4.Grad führen auf die Pointe Barnes. Im folgenden Gratabschnitt zum Petit Bouquetin findet sich die zweite 5er-Länge. Da die 5b direkt an der Kante für den Vorsteiger nicht abzusichern ist, wählen wir die mit 4c taxierte Verschneidung leicht rechts davon. Hier findet sich dann, abgesehen von vier teilweise eingerichteten Abseilstellen, auch der einzige Haken der Route. Wir empfandens beide klar anspruchsvoller als die erste 5er-Stelle.
Es ist ein herrlicher Sommertag und in ebensolcher Kletterei gelangen wir über unzählige Gendarmen an den Gipfelaufbau des Hauptgipfels. Es folgt eine spektakuläre Passage, die mich an den Schraubengang am Lauteraarhorn erinnert und bald schon stehen wir am Gipfelkreuz. Eine kurze Pause und weiter gehts, der Grat ist noch lang.
Der folgende, oberste Teil der Normalroute bis zum Col des Dents des Bouquetins bietet den brüchigsten und am wenigsten lohnende Teil der Tour. Im Col besteht die einzige, vernünftige Gelegenheit die Tour abzubrechen. Wir hinken unserem Zeitplan zwar etwas hinterher, haben aber noch genügend Zeitreserven und so geht es über den nun wieder schönen Grat weiter. Nach dem gefühlt tausendsten Türmchen, Gendarmen oder Gratzacken erreichen wir schliesslich mit dem Sommet Nord endlich den letzten Gipfel der Überschreitung.
Dank den guten Verhältnissen können wir zügig über die N-Flanke und den Glacier du Mont Miné absteigen und von da gemütlich hinunter nach Arolla, welches wir 15.5 Stunden nach dem Start im Refuge des Bouquetins erreichen. Der Tag ist hier aber noch lange nicht fertig, müssen wir doch noch zurück in den Aargau und ins Toggenburg. Der letzte Bus ist schon lange weg, wir haben aber Glück und finden schnell zwei nette Mitfahrgelegenheiten bis Sion, so dass es auch für Damian scheinbar noch für die letzte gute Verbindung nach Hause reicht. Dumm nur, wenn dann der Anschluss in Visp über eine halbe Stunde Verspätung hat und dem selben Zug in Bern dann plötzlich noch das nötige Personal zur Weiterfahrt fehlt.
Um 1 Uhr komme ich nach über 22 Stunden auf Achse doch noch Zuhause an.
Ouf... Was für ein Tag!
Route
Karte
Vom Refuge des Bouquetins auf den Haut Glacier d'Arolla und über diesen an den Fuss des Col du Mont Brulé. Über Firn- oder Schutthänge auf den Pass. Hier beginnt der Grat. Ein erster Zacken wird leicht Absteigend auf dem Firn zur Rechten umgangen. Nun auf den Grat und über diesen erst luftig (II - IV-) dann über einen breiten Schuttrücken auf die Pointe de la Grande Arête. Ein hübscher Firngrat oder Schuttrücken führt runter in den Col de la Grande Arête (3295m), wo die Bouquetins beginnen (1.5h). Bei gutem Firn kann dieser von der Hütte auch direkt erreicht werden (1h).
Ein erster Aufschwung wird auf Bändern in der Westflanke umgangen. Man gewinnt entweder möglichst bald wieder den horizontalen, von Gendarmen gespickten Grat und folgt diesem (Stellen III, 1x IV) oder hält sich immer ca. 1 SL unter dem Grat weiter an die Bänder und betritt den Grat erst kurz vor dem grossen Turm (bis II). Der rund 45m hohe Turm bietet die erste Schlüsselstelle. Die ersten 20m steil hoch (V) dann leichter auf den Turm (3425m) (III-IV). An einem Schlingen-Stand seilt man in die Scharte nördlich ab. Ohne Schwierigkeiten zum Gipfelaufbau der Pointe Barnes (III, dann I-II). Durch einen breiten, steilen aber gestuften Kamin etwas brüchig auf den Gipfel (3612m) (III, Stelle IV) (3h).
Über eine Platte und einen Riss hinunter in die Scharte (III) und dem gezackten Grat entlang an den Fuss eines 12m hohen, senkrechten Aufschwungs (II-III+). Ohne Zwischensicherung gerade hoch (SAC-Fhr. 5b) oder leicht absteigend 3m nach rechts in die Wand hinaus und durch eine steile Verschneidung (1 H) zurück auf den Grat (V oder V+) (SAC-Fhr. 4c). Wieder auf dem Grat findet man die beste und einzig gute Biwakmöglichkeit der Tour (und nicht wie im Führer beschrieben unter dem Gipfelaufbau des Hauptgipfels). Weiter über den zerhackten Grat, allfällige Schwierigkeiten leicht westlich umgehend und am Schluss steil zum Petit Bouquetin (II-III+) (1-1.5h).
War der Grat bis hier nach NNW ausgerichtet, macht er nun einen Knick nach NE. Ein dutzend grössere und mehrere kleine Gendarmen werden luftig bis in eine tiefe Scharte nach einem markanten Zwilingsturm (3641m) überklettert (II-III+). Ein Aufschwung (III) führt zu vier weiteren, kleinen Gendarmen. Der erste wird östlich umgangen (Spuren & Steinmann) die anderen überklettert oder leicht westlich umgangen (II). Man steht nun unter dem Gipfelaufbau des Hauptgipfels.
Auf einem schmalen, schuttigen Band 80m in die SE-Wand hinaus, bis sich dieses langsam verliert. Durch einen Kamin steil hinauf (IV) (SAC-Fhr. 3b), in einen breiten Trichter. Kurz darin hoch, dann Querung auf einem schmalen Band nach links und über gute Felsen zurück auf den Grat (II-III). In wenigen Minuten zum Hauptgipfel (3838m) (II) (3h). Der Gipfelaufbau kann auch direkt erklettert werden (SAC-Fhr. 6 SL 4a-5b).
Vom Gipfel auf dem Grat hinüber zum Faux Sommet (Triangulationspunkt, 3823,9m) und von da die Schwierigkeiten in der E-Flanke umgehend steil über Schutt und brüchigen Fels hinunter in den Col des Dents des Bouquetins (I-II) (1h). Ist die E-Flanke komplett aper, hält man sich möglichst in der Nähe des Grates und seilt im unteren Abschnitt das steilste Stück ab. Von hier könnte man über den Rest der Normalroute auf den Glacier du Mont Miné absteigen (WS+).
Der Grat wendet sich hier nach NW. Die folgenden Türme werden in nun wieder gutem Gneis überschritten (II-III+). Vom letzten quert man in die Ostflanke und klettert oder seilt von einem Schlingen-Stand in eine Tiefe Scharte ab. Von dieser direkt hoch zum Sommet Nord, ein letzter Turm wird dabei überschritten (II-III) (1.5h).
Für den Abstieg hat man zwei Varianten:
V1: Liegt guter Firn, erst rechts, dann auf der Rippe hinunter, bis man die Firnflanke erreicht (I-II). Diese westlich traversierend hinunter auf den Glacier du Mont Miné (bis 45°) (1h).
V2: Ist die Flanke vereist, folgt man weiter dem Grat bis in den Pass bei P.3478m. Ein erster Turm wird nördlich umgangen, danach wieder auf dem Grat, wobei über die steilsten Abschnitte 2x30m abgeseilt werden kann (2h).
Über den Glacier du Mont Miné in einer knappen Stunde zum/zur Col/Cabane de Bertol. Von da auf dem Hüttenweg in zwei Stunden hinunter nach Arolla.
Zeit
12-13 Stunden werden im SAC-Führer vom Refuge des Bouquetins bis zur Cabane de Bertol angegeben. Das ist recht ehrgeizig. Vor allem die 1.5 Stunden für den S-Grat der Pointe de Barnes sind kaum zu schaffen. Wir haben für diesen Abschnitt knapp das Doppelte gebraucht. In den restlichen Abschnitten waren wir gleich schnell oder leicht schneller als vom Führer vorgeschlagen, so dass wir von Hütte zu Hütte insgesamt 13.5 Stunden inkl. Verhauer zu Beginn und Pausen (-1h) unterwegs waren. Bis auf die beiden 5er-Längen sind wir alles gemeinsam am halblangen Seil geklettert, was sicheres Klettern bis zum 4. Grad voraussetzt.
Im Internet finden sich vier Begehungen der Tour, darunter eine Führerseilschaft mit zwei Gästen. Diese hat für dieselbe Strecke 18h, die anderen drei zwischen 14.5 und 19h gebraucht. 13-16h für eine eingespielte 2er-Seilschaft ohne Ortskenntnis sind realistisch.
Schwierigkeit
Im SAC-Führer und in Silbernagel/Wulschlegers Topo-Führer (Tour ist hier allerdings nur als Alternative drin und wird nicht näher beschrieben) wird die Tour mit S 5a bewertet. Das scheint uns recht hart. Rein technisch kommt's zwar etwa hin, zieht man allerdings die Hilfskriterien hinzu und berücksichtigt die Ernsthaftigkeit und Länge der Tour (Bis zum Hauptgipfel schwieriger Rückzug!), plus dass alles selbst und das nicht immer einfach abgesichert werden muss, ist S+ oder SS- passender. Im Gebietsführer des Britischen Alpine Club wird die Tour übrigens mit TD- (= SS-) bewertet. Wo es in der Beschreibung oben bei den Kletterschwierigkeiten grössere Differenzen zum SAC-Führer gibt, sind diese hinten in Klammern angefügt.
Verhältnisse
Wir haben perfekte Verhältnisse erwischt. Ganzer Grat komplett trocken, guter Firn in der N-Flanke des Sommet Nord.
Wer die Normalroute machen will, geht am besten im Frühjahr mit Skis, wenn die brüchigen Felsen zwischen dem Col des Dents des Bouquetins (Skidepot) und dem Gipfel unter gutem Firn liegen.
Ausrüstung
Normale Hochtourenausrüstung, 50m Seil (Falls man weis, dass am N-Gipfel die Verhältnisse ungünstig sind und über V2 absteigen muss, Seil für 30m Abseilstellen), genügend Schlingen, 1 Set Keile, 4-6 kleine bis mittlere Friends, evtl. ein etwas grösserer. Uns haben zwei Mikrofriends gute Dienste geleistet.
Fotos
Für einmal hatte ich keine Kamera auf der Tour dabei. Alle Fotos im Bericht sind von Damian (Homepage). Merci!
Obwohl kaum mehr als eine Seilschaft im Jahr die Tour unter die Füsse nimmt, zählt die Überschreitung der Bouquetins im Sommer zu den "Grandes Courses" der Walliseralpen. Die Route bietet die wohl längste Kletterei der Region um Arolla.
Sie wird meist von Süden nach Norden durchgeführt, da so die Hauptschwierigkeiten zu Beginn und im Aufstieg bewältigen werden. Die erste komplette Traverse gelang am 21. Juli 1925 I.A. Richards und Joseph "le skieur" Georges. Erwähnenswert im Zusammenhang mit dieser Route sind zwei bemerkenswerte Touren von André Georges, Grossneffe von Joseph und Bergführer-Legende aus La Sale. Am 7. August 1974 traversierte er solo in neun Stunden (!) alle Gipfel zwischen dem Col du Mont Brulé und dem Col de Tsarmine. Später wiederholte er die Tour in 25 Stunden, in dem er zum "Einlaufen" noch die Überschreitung von Matterhorn und Dent d'Hérens anhängte...
Tour
Bevor Damian nach Pakistan fliegt und als Vorbereitung für unsere Expedition nach Kirgistan, wollen wir noch einmal eine gemeinsame Tour unternehmen. Am Donnerstag gehts hoch ins gemütliche Biwak, wo neben uns nur noch eine Schottische Seilschaft mit Ziel L'Evêque SW-Grat übernachtet.
Start am Freitag um 3 Uhr. Es ist klar, warm und ohne Mond ziemlich dunkel. Auf dem Haut Glacier d'Arolla empfängt uns eine Art Büsserschnee, welcher unangenehm zu begehen ist und ich so in den Alpen noch nicht gesehen habe. Wir steigen in der Dunkelheit etwas zu weit südlich in den Col du Mont Brulé auf, was uns etwas Zeit kostet, dafür mühsame Schutthänge erspart.
Der Grat beginnt steil und luftig, wird dann bald wieder leichter. Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichen wir den Grossen Turm, der nach dem SAC-Führer die Schlüsselstelle bildet. Die steile aber gutgriffige Kletterei im 5. Grad in bestem Gneis macht richtig spass. Ein flacheres Gratstück und der etwas brüchige Gipfelaufbau im 4.Grad führen auf die Pointe Barnes. Im folgenden Gratabschnitt zum Petit Bouquetin findet sich die zweite 5er-Länge. Da die 5b direkt an der Kante für den Vorsteiger nicht abzusichern ist, wählen wir die mit 4c taxierte Verschneidung leicht rechts davon. Hier findet sich dann, abgesehen von vier teilweise eingerichteten Abseilstellen, auch der einzige Haken der Route. Wir empfandens beide klar anspruchsvoller als die erste 5er-Stelle.
Es ist ein herrlicher Sommertag und in ebensolcher Kletterei gelangen wir über unzählige Gendarmen an den Gipfelaufbau des Hauptgipfels. Es folgt eine spektakuläre Passage, die mich an den Schraubengang am Lauteraarhorn erinnert und bald schon stehen wir am Gipfelkreuz. Eine kurze Pause und weiter gehts, der Grat ist noch lang.
Der folgende, oberste Teil der Normalroute bis zum Col des Dents des Bouquetins bietet den brüchigsten und am wenigsten lohnende Teil der Tour. Im Col besteht die einzige, vernünftige Gelegenheit die Tour abzubrechen. Wir hinken unserem Zeitplan zwar etwas hinterher, haben aber noch genügend Zeitreserven und so geht es über den nun wieder schönen Grat weiter. Nach dem gefühlt tausendsten Türmchen, Gendarmen oder Gratzacken erreichen wir schliesslich mit dem Sommet Nord endlich den letzten Gipfel der Überschreitung.
Dank den guten Verhältnissen können wir zügig über die N-Flanke und den Glacier du Mont Miné absteigen und von da gemütlich hinunter nach Arolla, welches wir 15.5 Stunden nach dem Start im Refuge des Bouquetins erreichen. Der Tag ist hier aber noch lange nicht fertig, müssen wir doch noch zurück in den Aargau und ins Toggenburg. Der letzte Bus ist schon lange weg, wir haben aber Glück und finden schnell zwei nette Mitfahrgelegenheiten bis Sion, so dass es auch für Damian scheinbar noch für die letzte gute Verbindung nach Hause reicht. Dumm nur, wenn dann der Anschluss in Visp über eine halbe Stunde Verspätung hat und dem selben Zug in Bern dann plötzlich noch das nötige Personal zur Weiterfahrt fehlt.
Um 1 Uhr komme ich nach über 22 Stunden auf Achse doch noch Zuhause an.
Ouf... Was für ein Tag!
Route
Karte
Vom Refuge des Bouquetins auf den Haut Glacier d'Arolla und über diesen an den Fuss des Col du Mont Brulé. Über Firn- oder Schutthänge auf den Pass. Hier beginnt der Grat. Ein erster Zacken wird leicht Absteigend auf dem Firn zur Rechten umgangen. Nun auf den Grat und über diesen erst luftig (II - IV-) dann über einen breiten Schuttrücken auf die Pointe de la Grande Arête. Ein hübscher Firngrat oder Schuttrücken führt runter in den Col de la Grande Arête (3295m), wo die Bouquetins beginnen (1.5h). Bei gutem Firn kann dieser von der Hütte auch direkt erreicht werden (1h).
Ein erster Aufschwung wird auf Bändern in der Westflanke umgangen. Man gewinnt entweder möglichst bald wieder den horizontalen, von Gendarmen gespickten Grat und folgt diesem (Stellen III, 1x IV) oder hält sich immer ca. 1 SL unter dem Grat weiter an die Bänder und betritt den Grat erst kurz vor dem grossen Turm (bis II). Der rund 45m hohe Turm bietet die erste Schlüsselstelle. Die ersten 20m steil hoch (V) dann leichter auf den Turm (3425m) (III-IV). An einem Schlingen-Stand seilt man in die Scharte nördlich ab. Ohne Schwierigkeiten zum Gipfelaufbau der Pointe Barnes (III, dann I-II). Durch einen breiten, steilen aber gestuften Kamin etwas brüchig auf den Gipfel (3612m) (III, Stelle IV) (3h).
Über eine Platte und einen Riss hinunter in die Scharte (III) und dem gezackten Grat entlang an den Fuss eines 12m hohen, senkrechten Aufschwungs (II-III+). Ohne Zwischensicherung gerade hoch (SAC-Fhr. 5b) oder leicht absteigend 3m nach rechts in die Wand hinaus und durch eine steile Verschneidung (1 H) zurück auf den Grat (V oder V+) (SAC-Fhr. 4c). Wieder auf dem Grat findet man die beste und einzig gute Biwakmöglichkeit der Tour (und nicht wie im Führer beschrieben unter dem Gipfelaufbau des Hauptgipfels). Weiter über den zerhackten Grat, allfällige Schwierigkeiten leicht westlich umgehend und am Schluss steil zum Petit Bouquetin (II-III+) (1-1.5h).
War der Grat bis hier nach NNW ausgerichtet, macht er nun einen Knick nach NE. Ein dutzend grössere und mehrere kleine Gendarmen werden luftig bis in eine tiefe Scharte nach einem markanten Zwilingsturm (3641m) überklettert (II-III+). Ein Aufschwung (III) führt zu vier weiteren, kleinen Gendarmen. Der erste wird östlich umgangen (Spuren & Steinmann) die anderen überklettert oder leicht westlich umgangen (II). Man steht nun unter dem Gipfelaufbau des Hauptgipfels.
Auf einem schmalen, schuttigen Band 80m in die SE-Wand hinaus, bis sich dieses langsam verliert. Durch einen Kamin steil hinauf (IV) (SAC-Fhr. 3b), in einen breiten Trichter. Kurz darin hoch, dann Querung auf einem schmalen Band nach links und über gute Felsen zurück auf den Grat (II-III). In wenigen Minuten zum Hauptgipfel (3838m) (II) (3h). Der Gipfelaufbau kann auch direkt erklettert werden (SAC-Fhr. 6 SL 4a-5b).
Vom Gipfel auf dem Grat hinüber zum Faux Sommet (Triangulationspunkt, 3823,9m) und von da die Schwierigkeiten in der E-Flanke umgehend steil über Schutt und brüchigen Fels hinunter in den Col des Dents des Bouquetins (I-II) (1h). Ist die E-Flanke komplett aper, hält man sich möglichst in der Nähe des Grates und seilt im unteren Abschnitt das steilste Stück ab. Von hier könnte man über den Rest der Normalroute auf den Glacier du Mont Miné absteigen (WS+).
Der Grat wendet sich hier nach NW. Die folgenden Türme werden in nun wieder gutem Gneis überschritten (II-III+). Vom letzten quert man in die Ostflanke und klettert oder seilt von einem Schlingen-Stand in eine Tiefe Scharte ab. Von dieser direkt hoch zum Sommet Nord, ein letzter Turm wird dabei überschritten (II-III) (1.5h).
Für den Abstieg hat man zwei Varianten:
V1: Liegt guter Firn, erst rechts, dann auf der Rippe hinunter, bis man die Firnflanke erreicht (I-II). Diese westlich traversierend hinunter auf den Glacier du Mont Miné (bis 45°) (1h).
V2: Ist die Flanke vereist, folgt man weiter dem Grat bis in den Pass bei P.3478m. Ein erster Turm wird nördlich umgangen, danach wieder auf dem Grat, wobei über die steilsten Abschnitte 2x30m abgeseilt werden kann (2h).
Über den Glacier du Mont Miné in einer knappen Stunde zum/zur Col/Cabane de Bertol. Von da auf dem Hüttenweg in zwei Stunden hinunter nach Arolla.
Zeit
12-13 Stunden werden im SAC-Führer vom Refuge des Bouquetins bis zur Cabane de Bertol angegeben. Das ist recht ehrgeizig. Vor allem die 1.5 Stunden für den S-Grat der Pointe de Barnes sind kaum zu schaffen. Wir haben für diesen Abschnitt knapp das Doppelte gebraucht. In den restlichen Abschnitten waren wir gleich schnell oder leicht schneller als vom Führer vorgeschlagen, so dass wir von Hütte zu Hütte insgesamt 13.5 Stunden inkl. Verhauer zu Beginn und Pausen (-1h) unterwegs waren. Bis auf die beiden 5er-Längen sind wir alles gemeinsam am halblangen Seil geklettert, was sicheres Klettern bis zum 4. Grad voraussetzt.
Im Internet finden sich vier Begehungen der Tour, darunter eine Führerseilschaft mit zwei Gästen. Diese hat für dieselbe Strecke 18h, die anderen drei zwischen 14.5 und 19h gebraucht. 13-16h für eine eingespielte 2er-Seilschaft ohne Ortskenntnis sind realistisch.
Schwierigkeit
Im SAC-Führer und in Silbernagel/Wulschlegers Topo-Führer (Tour ist hier allerdings nur als Alternative drin und wird nicht näher beschrieben) wird die Tour mit S 5a bewertet. Das scheint uns recht hart. Rein technisch kommt's zwar etwa hin, zieht man allerdings die Hilfskriterien hinzu und berücksichtigt die Ernsthaftigkeit und Länge der Tour (Bis zum Hauptgipfel schwieriger Rückzug!), plus dass alles selbst und das nicht immer einfach abgesichert werden muss, ist S+ oder SS- passender. Im Gebietsführer des Britischen Alpine Club wird die Tour übrigens mit TD- (= SS-) bewertet. Wo es in der Beschreibung oben bei den Kletterschwierigkeiten grössere Differenzen zum SAC-Führer gibt, sind diese hinten in Klammern angefügt.
Verhältnisse
Wir haben perfekte Verhältnisse erwischt. Ganzer Grat komplett trocken, guter Firn in der N-Flanke des Sommet Nord.
Wer die Normalroute machen will, geht am besten im Frühjahr mit Skis, wenn die brüchigen Felsen zwischen dem Col des Dents des Bouquetins (Skidepot) und dem Gipfel unter gutem Firn liegen.
Ausrüstung
Normale Hochtourenausrüstung, 50m Seil (Falls man weis, dass am N-Gipfel die Verhältnisse ungünstig sind und über V2 absteigen muss, Seil für 30m Abseilstellen), genügend Schlingen, 1 Set Keile, 4-6 kleine bis mittlere Friends, evtl. ein etwas grösserer. Uns haben zwei Mikrofriends gute Dienste geleistet.
Fotos
Für einmal hatte ich keine Kamera auf der Tour dabei. Alle Fotos im Bericht sind von Damian (Homepage). Merci!
Tourengänger:
damiangoeldi.ch,
jfk


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