Monte Cevedale (3769 m) über Westgrat und Zufallspitzen (3757 m) Nordgrat - ab Branca Hütte


Publiziert von boerscht , 16. Juli 2018 um 15:19.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 4 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Gruppo Monte Cevedale 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:16 km
Kartennummer:Tobacco Karte 08 - Ortes, Ortlergebiet, Cevedale

Über den Monte Cevedale gibt es ja eigentlich schon viele Berichte hier auf Hikr, nicht jedoch über die von uns begangene Route ab der Branca Hütte zum Colle del Pasquale und weiter über den Westgrat direkt auf den Gipfel. Auch der Nordgrat der Zufallspitzen ist hier bisher noch ein unbeschriebenes Blatt, obwohl die Kombination der Routen sehr lohnenswert und spannend ist.

Rifugio Cesare Branca - Colle del Pasquale WS, T4+, I; 2,5 h:

Da das Wetter Nachmittags wieder schlecht werden soll, wir jedoch für heute trotzdem eine lange Tour geplant haben, gehts wieder um 5 Uhr an der Branca Hütte los. Über die geplante Tour sind im Netz keine Infos zu finden und der AV Führer hält sich wie üblich sehr kurz.
Der junge Hüttenwart meinte nur "it´s steep but easy", alles klar das klingt doch gut. Direkt hinter der Hütte geht es ins Valle di Rosole. Hier folgen wir dem ausgetretenen Pfad auf der großen Moräne in den Talschluss. Zum Gletscherrest des Vadretta di Rosole gehts über ein grobes Blockfeld hinauf. Der Weg bis hier ist mit spärlichen Steinmännern markiert, aber an sich eigentlich auch logisch und nicht zu verfehlen. 
Kurz über den Rest des Gletschers geht es an dessen nördlichen Rand. Über recht steile aber gut begehbare Firnender steigen wir in die tiefste Einschartung zwischen Monte Pasquale und Cevedale, den Colle del Pasquale. Bei Ausaperung könnte der Aufstieg zum Pass wohl steinschlägig und unbequem sein. Am Colle del Pasquale kommt dann auch endlich die Sonne raus und der Gipfel des Cevedale mit dem schönen Westgrat zeigt sich. 

Colle del Pasquale - Cevedale Westgrat - Cevedale WS+, II; 1,5 h:

Den Monte Pasquale könnte man vom Pass aus noch in etwa 20 min mitnehmen, wir entscheiden uns jedoch dagegen aufgrund der für Nachmittag unsicheren Wetterprognosen. Vom aus geht es nun auf den Westgrat des Cevedale zu. Einen großen Gendarm umgehen wir links in steilem Firn. Oben drüber waren wir uns nicht sicher ob das geht, im Rückblick sollte es aber wohl im II. Grad gut möglich sein.
Über mäßig steilen Firn geht es unter den Gipfelaufbau des Cevedale mit Westgrat und einladender Nordwand. Wir steigen nicht direkt auf den Westgrat, was wohl die einfachste Variante wäre, sondern wollen noch etwas Nordwand Feeling mitnehmen. Die Wand steilt zum Grat hin immer mehr auf, ist aber ohne Sicherung bei perfekten Firn gut zu begehen. Der Übergang auf den Grat ist dann etwas knifflig. Hier hats nur eine dünne Eisauflage auf bröseligem Gestein und es ist fast senkrecht. Geht aber nach einigem Probieren dann irgendwie. 
Auf dem Westgrat liegt zum Glück noch etwas Schnee, ansonsten wäre es auch hier ziemlicher Bruch. Einfach max. I und etwas ausgesetzt geht es direkt über den Grat auf den Gipfel des Cevedale, wo uns die Leute beim Kraxeln gespannt zu schauen. Der Weg über den Westgrat scheint nicht sehr oft begangen zu werden, obwohl es eine schöne Route ist.

Cevedale - südliche Zufallspitze WS, I; 30 min:

Vom völlig überlaufenen Gipfel des Cevedale machen wir uns nach kurzer Pause auf den weg zur Zufallspitze. Das Wetter bereitet uns mittlerweile auch etwas Sorgen, die Wolken sehen schon ganz schön düster aus.
Über schönen Firngrat geh es in den Sattel zwischen Cevedale und Zufallspitze. Von hier südlich des Grates auf guter Spur bis unter den Felsaufbau. In einfacher Kraxelei über große Blöcke (I) hinauf zum Gipfelkreuz der südlichen Zufallspitze.

südliche Zufallspitze - nördliche Zufallspitze - Rifugio Casati WS+, II; 1,5 h:

Trotz dem schlechter werdenden Wetter, hat unsere Seilschaft irgendwie noch Lust auf mehr. Ein kurzer Blick auf den Nordgrat reicht aus um uns für diesen zu entscheiden. Die Steigeisen lassen wir für die Kletterei an. Vom Gipfel geht es über I er und eine II er Stelle, gemixt mit kurzen Abschnitten auf Firngrat hinab. Bald erreichen wir einen senkrechten Abbruch. Um einen Block hängt hier eine Reepschnur als Abseilstelle, welche einen soliden Eindruck macht. mit 60 m Einfachseil seilen wir nach Westen auf den steilen Firn unterhalb des Felsaufbaus ab. Es folgt eine kurze, steile Querung im Firn, bis man wieder auf einem wunderbaren Firngrat zur nördlichen Zufallspitze steht. Hier fängt uns nun der Nebel ein und es beginnt zu Hageln. Auch Donner hören wir doch erstaunlich nahe. Also schnell und konzentriert über den Firngrat zum Gletscher absteigen. Die ein oder andere Kraxelstelle (I) im Fels findet sich bis zum Gletscher auch noch. Über den Zufallferner queren wir dann zur AufstiegsAutobahn auf den Cevedale und folgen der Spur im Hagel zur Casati Hütte. Der Schnee ist hier mittlerweile ziemlich weich und immer wieder sinkt man bis zur Hüfte ein.

Rifugio Casati - Rifugio Pizzini - Rifugio Cesare Branca T3; 3h:

Nach Pause auf der völlig überteuerten Casati Hütte, auf der man sogar für die Toilette bezahlen soll, machen wir uns an den Abstieg. Der Hagel hat mittlerweile zum gluck aufgehört.
in steilen Serpentinen führt der Wanderweg hinunter ins Valle di Cedec. Hier werden schnell die Höhenmeter vernichtet. An der Pizzini Hütte überqueren wir den Bach über die Brücke nach Osten und folgen dem Wanderweg zur Branca Hütte. Hier fängt es nun stark an zu regnen und wir gehen ziemlich zügig den Weg durch das ansonsten sehr schöne Tal.
Nach etwa 11 Stunden auf Tour erreichen wir völlig durchnässt die Branca Hütte.


Eine geniale Tour, auf der man bis auf die Gipfel wohl fast immer alleine unterwegs ist. Der Westgrat des Cevedale bietet einen recht einfachen, alternativen und spannenden Aufstieg auf den oft besuchten Gipfel. Auch die Überschreitung der Zufallspitzen über den Nordgrat im Abstieg ist sehr lohnend und macht die Runde komplett. 

Tourengänger: boerscht


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