Durch das Val Vau und das Val Mora zum Ofenpass


Publiziert von Zolliker , 5. Juli 2018 um 09:52.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Val Müstair
Tour Datum:26 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Münstertaler Berge   CH-GR 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Sta Maria Val Müstair-Val Vau-Val Mora-Ofenpass

Wer Kanada-Feeling in der Schweiz erleben will, muss ins Münstertal reisen. Ob zu Fuss oder mit dem Bike, die Route von Sta Maria Val Müstair durch das Val Vau ins Val Mora und der abschliessende Übergang zum Ofenpass ist eine Genusstour für Wanderer, die es gemütlich nehmen wollen und die Abgeschiedenheit lieben. Es warten sanfte Stille (inkl. fehlendem Mobilempfang), üppige Blumenwiesen, mäandernde Bäche, duftende Wälder, sagenumwobenes Gestein und viel mehr. Der Unterschied zur ersten Etappe der OW-Transversale könnte nicht grösser sein.
Nach der strengen Tour von gestern gehen wir es heute gemächlicher an. Wir verspeisen ein ausgiebiges Frühstück, tätigen eine "Home delivery"-Bestellung der weltbesten Nusstorte von Mama Carasch, verabschieden uns im Hotel Liun und schlendern um 8.30 Uhr zur Bushaltestelle. Innert Minuten sind wir im pittoresken Ortszentrum von Sta. Maria Val Müstair, wo Chris schon auf uns wartet.
Wir laufen los und folgen dem Alpsträsschen ins Val Vau, das kurz nach dem Dorfausgang abzweigt. Wir haben uns viel zu erzählen, so fällt der etwas eintönige Start durch den geschlossenen Wald leicht. Im Sommer fährt ein Bus bis Pt. 1778, womit man sich 400Hm spart. Wir wandern relaxt, der Steigwinkel ist mässig, es bläst ein frisches Lüftchen, der Himmel über uns ist kitschig blau. Nur mein Telefon vibriert ständig, das ist lästig, aber heute leider unvermeidbar. Nach einer flachen Alp, auf der die Mutterkühe mit ihren Kälbern in fast paradiesischen Verhältnissen leben, ist aber auch das vorbei. Kein Swisscom-Netz für die folgenden Stunden. Gut so.
Wenig später passieren wir zu unserem Erstaunen frei weidende Pferde im Wald. Ob wohl Winnetou und Old Shatterhand hier irgendwo ruhen? Dann wird das Strässchen steiler, die Bäume weichen, und nach knapp drei Stunden erreichen wir die Wasserscheide bei Döss Radond. Er hört sich eigenartig an, aber das zur Schweiz (durch das Val Vau) fliessende Wasser wird später nach Italien ins Mittelmeer fliessen, und das ins Val Mora hinunterlaufende Wasser wird seinen Weg nach einem Abstecher durch Italien wieder zurück in die Schweiz (in den Inn und später zur Donau) finden.
Das Val Mora ist zunächst topfeben. Wir staunen und lassen uns dann von zwei speziellen Gesteinen inspirieren: ein gezackter, massiger Solitär und ein filigraner Monolith: Der "Cuclèr da Jon dad Onsch" und die "Muma veglia". Der sagenumworbene Turm des Riesen Jon und die versteinerte alte Mutter, so erzählt es uns später die Bäuerin auf der Alp Mora ehrfürchtig (ich bin noch auf der Suche nach diesen Sagen, wer kann mir helfen?). Die Stimmung und die Szenerie hier oben sind so einmalig, dass wir uns zur sofortigen Mittagsrast entschliessen. Wir erklimmen eine kleine Moräne und geben uns einem ausgedehnten Chillen hin. Chris sogar bald schlafend.
Danach schlendern wir in einem Zustand der Dauerbewunderung dieses fantastische Tal hinunter, das stark an Kanada aus dem Bilderbuch erinnert. Nur ist es nicht so endlos. Immerhin brauchen wir eine gute Stunde, um zur Alp Mora zu gelangen, wo wir uns ein kleines Plättli mit heimischem Salsiz (herrlichl!) und Käse gönnen. Danach nehmen wir die kurze, aber giftige Steigung zur Juf Plaun-Ebene unter die Füsse, die uns aus diesem kleinen Paradies in die Ofenpass-Region hebt. Ich weiss gar nicht mehr, wieviele Fotos wir geschossen haben, so etwas wie das Val Mora sieht man wirklich nicht jeden Tag.
Auch das letzte Teilstück unserer Wanderung bietet nochmals viel Abwechslung und freudige Überraschungen. Nach dem Durchlaufen der weiten, blumenbedeckten Juf Plaun traversieren wir zum Ofenpass. Nach einer harmlosen Gegensteigung erreichen wir den Fuss des Il Jaret, ein massiver Brocken, der mitten auf dem Passübergang liegt. Er ist stark verwittert, wodurch sich bizarre Felssujets gebildet haben, an die kein Fotoapparat unbenutzt vorbeikommt.
Hoch zufrieden erreichen wir wenig später den Pass, das Restaurant und damit das wohlverdiente Bier. Später gondelt uns das Postauto die wenigen Kilometer zum Hotel Parc Naziunal hinunter, wo wir die Nacht verbringen werden.

Den vollständig bebildeten Beitrag mit interaktivem Kartneausschnitt findet Ihr in meinem Wanderblog:  http://www.edwinwandert.com/2018/07/durch-das-val-mora-zum-ofenpass/

Tourengänger: Zolliker


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