Südnorwegen, Lysefjord, April 2018, 6|7: Preikestolen

Bei wenig Sicht und hoher Luftfeuchtigkeit beginnt der nächste Trekkingtag auf der Erhebung südlich des namenlosen Sees (P. 440); Frühstück (in der gewohnten Form) und Zeltabbau bringen wir zügig hinter uns, bevor wir in einer Rinne zum WW absteigen. Dieser leitet uns innert Kürze zum sehr viel Wasser führenden, dem See entspringenden Bach - den einen oder anderen Schuh voll Wasser bringt die doch etwas „Artistik“ verlangende Querung des Fliessgewässers …

Nach einem steileren Anstieg im lichten Wald - unter der heute sehr lange anhaltenden Nebeldecke - und einem auf einem kurzen Abschnitt leicht ruppigen Abstieg erreichen wir den stillen, sich beinahe mystisch gebenden See Skogavatnet; meist in Ufernähe weiterziehend, kommen wir an einem sehr schmucken alten Bootshäuschen vorbei - der Weiterweg am See entlang besticht mit zwar düsteren, dennoch stimmungsvollen Bildern.

Am westlichen Ende des Sees gilt es wieder anzusteigen, und den wenig ausgeprägten Pass Indre Neverdalsskaret zu gewinnen; flacher, nun über oft offenes, felsplattendurchsetztes, Gelände, setzen wir unseren Marsch fort - eine trotz der düster-grauen Stimmung auf mich faszinierend einwirkende Landschaft durchschreiten wir.

Nur unwesentlich wieder Höhenmeter „vernichtend“, steht der letzte, längere, Aufstieg nach Lammatoknuten an; doch bei einem sehr munter rauschenden Bach halten wir unsere (ebenfalls von hoher Feuchtigkeit geprägte) Mittagsrast ab. Anschliessend führt uns der Steig im Wald steiler höher; endlich erreichen wir - an einem deutlichen Hinweisschild, nicht auf unsere Wegvariante abzubiegen, wenn denn einer der norwegischen Landeshöhepunkte anvisiert werden will - den Übergang mit Picknickplatz und grosser Wegweisertafel.

Hier ist  - auch wenn die Saison noch lange nicht begonnen hat - die Zivilisation wieder allgegenwärtig: unzählige Wanderer (oder solche, welche sich mindestens als solche einschätzen) streben erst mal an uns vorbei (oder bereits wieder vom „Predigstuhl“ oder mit früherer Umkehr) zurück. Was für „bemerkenswerte“ Wanderausstattungen wir auf dem nun folgenden Zu- und Abstieg zum Preikestolen „bewundern“ können, ist von amüsantem (bis bedauerlichem) Charakter …

Wir, professionell ausgestattet, legen die ~ zwei km im coupierten, welligen, Gelände, selbstverständlich mühelos zurück; ruppige Felsstufen, schneebesetzte, abschnittweise rutschige oder hartgefrorene Schneefelder, stellen für uns keine Probleme dar - während doch andere (in Leichtturnschuhen) etwas mehr Mühe bekunden. Nach wie vor unter der Nebel-Wolkendecke schreiten wir an, an weiteren eisbedeckten Seen vorbei und auf gesicherten Passagen, dem berühmten Felssporn von immensem Ausmass und ebensolchem Abgrund entgegen.

Wie wir nach jenen um die letzte Wegecke herum auf die weltbekannte Felskante zuwandern, präsentiert sich diese immer noch im leichten Nebel - doch wie wir hocherfreut auf sie hinaustreten, zeigt sich die Sonne - und eröffnet den Blick auf den weitreichenden Lysefjord, sowie - nach weiterer Erkundigung des Felsplateaus - auch der „gfürchige“ Tiefblick.

Nebst zahlreichen andern Wanderern hat eine riesige Schülermenge den Logenplatz in Besitz genommen - ein beinahe hektisches Treiben herrscht hier; so steigen einige in einer westlich davon aufstrebenden Rinne (in kurzer IIer-Kletterei) eine Etage höher - herrlich, wie sich nun von oben gesehen der fantastische „Felsstuhl“ über dem nun gut ersichtlichen Fjord offenbart! (Umso mehr, als wir während der gesamten Anmarschzeit ja eher düstere und feuchte Verhältnisse vorfanden - stellt dieses Erlebnis wohl den krönenden Abschluss unserer „Reise“ dar.)

Wieder zurück im sich allmählich auflösendem „Getümmel“ machen wir uns etwas später auch auf den Rückweg - während diesem begegnen uns immer noch zahlreiche „Gipfelstürmer“, davon einige sehr mangelhaft ausgerüstet …

Unterwegs suchen wir bereits nach möglichen Lagerplätzen; die teils sehr nassen Terrainverhältnisse lassen uns jedoch sinnvollerweise erst wieder zurück nach Lammatoknuten marschieren.

Hier wandern wir auf nun bestens eingerichtetem, meist breitem, Plattenweg erst eine Geländestufe hinab; während die meisten von uns bei einem der alle 50 m aufgerichteten „Distanzmeter-Wegweiser“ eine Pause einlegen, erkundigen Jan, Beat und Duncan das hüglige Umgelände nach einem geeigneten Zeltplatz.

Nach längerer Suche kehren die drei zurück und berichten von einem aussergewöhnlich schön gelegenen - und v.a. trockenen - dafür geeigneten Plateau, auch hier besten Dank an Duncan für die „Pfadfinderei“.

Nach längerem, weglosen, teils etwas ruppigen Anmarsch finden wir - nun wieder im Nebel - tatsächlich eine willkommene (die letzte der Tour) Übernachtungsstätte auf P. 547.4 (unmittelbar vor einer steil abfallenden Felswand) vor. Nach dem ebenfalls letzten Zeltaufbau, dem letzten abendlichen Expeditionsmenu sowie einem zweiten Lagerfeuer klart es sogar auf: nicht nur zeigt sich der Mond am nun teils wolkenfreien Himmel, sondern ergibt sich auch ein Blick in die Ferne Richtung Meeresküste - ein gelungener letzter Abend!

unterwegs mit Andrea, Beat, Duncan, Jan (Bergwanderführer), Julian, Sabine und Sina - sowie Lars und Jason (Filmteam)