Großer Ifinger (2581 m) und Verdinser Plattenspitze (2680 m) - Ungleiche Zwillinge von Meran 2000


Publiziert von DiAmanditi , 9. Mai 2018 um 22:38.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage

Von der Hohen Reisch aus gesehen wirken sie wie Zwillinge, die ersten richtig hohen Erhebungen im Westkamm der Sarntaler Alpen, sie erheben sich kühn über die Wiesen von Meran 2000 und bilden aus fast allen Blickwinkeln markante, eindrucksvolle Spitzen: Großer Ifinger (2581 m) und Verdinser Plattenspitze (2680 m). Aber so ähnlich die beiden teils aussehen mögen, so unterschiedlich sind sie: Der Ifinger ist als Meraner Hausberg äußerst bekannt und folglich ein sehr beliebtes Tourenziel. An schönen Sommertagen tummeln sich dort auf dem kurzen Klettersteig unterhalb des Gipfels unzählige Bergwanderer, mal mehr, mal weniger bergerfahren. Ganz anders sieht es bei der Verdinser Plattenspitze aus. Hier trifft man nur selten auf einen Menschen, obwohl sie - wie der Ifinger - nahe der Seilbahnen von Meran 2000 liegt und sogar höher als jener ist. Auch die Aussicht steht der des Ifingers nicht nach. Dass die Bekanntheit also wiederspiegelt, welcher Berg lohnender ist, kann man bezweifeln. Beide Gipfel sind aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Am Besten kombinert man sie dabei zu einer Tagestour, was normalerweise auch problemlos möglich ist. Das Wetter machte uns allerdings einen Strich durch die Rechnung und so mussten wir die Wanderung doch auf zwei Tage aufteilen, die Berichte beider Touren habe ich hier zusammengefasst.

Ifinger, 8. 8. 2017

Die Wolken hängen ziemlich tief, als wir auf den Parkplatz in Falzeben fahren. Der Ifinger hält sich vollkommen bedeckt, aber vielleicht ändert sich das ja im Laufe des Tages noch. Auf ein Aufklaren hoffend steigen wir in die Seilbahn Falzeben, die uns schnell hinauf zum Piffinger Köpfl bringt. Hier folgen wir zunächst der breiten Wanderautobahn in Richtung Kuhleiten / Ifinger, bis wir das Naifjoch am Beginn der grasigen Südostflanke des Kleinen Ifingers, dem Vorgipfel des Großen Ifingers, erreichen. Dort biegt man nach links auf einen kleinen, markierten Pfad ab, der in mäßiger Steigung langsam den Hang zur weithin sichtbaren Kuhleitenhütte erklimmt. Oben angekommen, frischt der Wind stark auf und Wolkenfetzen ziehen an uns vorbei, es wird deutlich ungemütlicher. Dennoch wandern wir in schnellem Tempo weiter, jetzt auf dem mitunter steileren Ostgrat des Kleinen Ifingers. Nach einiger Zeit gelangt man schließlich auf eine Schulter etwas unterhalb der beiden Ifingergipfel. Geradeaus geht es hier zum Kleinen Ifinger weiter, rechterhand beginnt der Klettersteig des Großen Ifingers.

Wir entscheiden uns zuerst für den Kleinen Ifinger, welcher sich in 5 Minuten von der Schulter aus einfach (T2) besteigen lässt und trotz der Wolken einen guten Blick auf seinen großen Bruder und den zugehörigen Klettersteig hergibt. Wieder an der Schulter, legen wir für den Großen Ifinger unser Klettersteigset an und starten mit dem Klettersteig, dessen Seilsicherungen in die schnell ziemlich ausgesetzte Nordflanke führen. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte hier unbedingt umkehren. Nach ein paar Metern wechselt man durch eine Scharte auf die Südseite, wo es zwar etwas weniger exponiert ist, aber dafür an diesem Tag kräftig stürmt. Dort befindet sich auch die Schlüsselstelle, ein kleiner, senkrechter Kamin (II, B/C), den wir trotz unserer von der Kälte klammen Finger gut überwinden. Danach folgt noch eine recht lange, plattige Felsrampe, dann haben wir das Gröbste überwunden und stehen kurz darauf am Gipfel des Großen Ifingers.

Die angeblich prächtige Aussicht vom Ifinger können wir leider nicht genießen, der gesamte Berg ist noch immer in Wolken gehüllt. Außerdem ist es ziemlich windig und kalt, sodass wir nur eine recht kurze Gipfelpause einlegen und anstattdessen wieder zur Kuhleitenhütte absteigen, um dort einzukehren. Unser ehemaliger Plan, noch die Verdinser Plattenspitze zu ersteigen, hat sich nun endgültig erübrigt, wir wählen aber für den Rückweg die Schotterstraße, die via Oswaldscharte und -kapelle am Fuße der Plattenspitzen entlangführt. Und kaum, als wir die sanften Almen von Meran 2000 erreichten, begann es am Ifinger aufzuklaren... Naja, so ist es nun mal oft mit dem Wetter in den Bergen. Die Aussicht konnten wir zum Glück dann doch noch einmal kurz genießen - zwar nicht vom Großen Ifinger, aber vom schönen kleinen Naifjochkopf etwas oberhalb des Seilbahnrummels von Meran 2000.

Verdinser Plattenspitze, 18. 08. 2017

Nachdem wir bei unserer Tour auf den Ifinger nicht dazu gekommen waren, auch die Verdinser Plattenspitze zu besteigen, starteten wir einige Tage später bei deutlich besserem Wetter den zweiten Anlauf. Also wieder nach Falzeben, hinauf zum Piffingerkopf und dann entlang der breiten Wanderautobahn Richtung Oswaldscharte / Kuhleitenhütte. Am Scheitelpunkt der letzten großen Kehre vor der Oswaldscharte biegen wir jedoch nach rechts ab und folgen einigen Pfadspuren hinauf ins Schuttkar zwischen Verdinser Plattenspitze und Plattinger. Dieses verengt sich ziemlich rasch zu einer schmalen, steilen Geröllrinne, durch die wir stetig aufwärts kraxeln; gelegentlich gibt es rote Markierungspunkte. Nach einem anstrengenden Aufstieg erreicht man schließlich das obere Ende der Rinne in der Plattingerscharte und der Blick ins Sarntal und zum Kratzbergsee wird frei. Nach rechts würde es jetzt in wenigen Minuten über eine Schrofenflanke hinauf zum Plattinger gehen, wir wenden uns allerdings zuerst nach links zum Klettersteig auf die Verdinser Plattenspitze.

Klettersteig? Ja, der Weg auf die Verdinser Plattenspitze wird oft als Klettersteig bezeichnet, obwohl er meines Erachtens eher ein teils etwas ausgesetzter, gesicherter Steig mit einigen ungesicherten Kletterpassagen ist. Unsere Klettersteigausrüstung, die wir dabei hatten, haben wir jedenfalls nicht gebraucht. Zuerst führt der Steig über ein gerölliges, gesichertes Band in der Ostflanke um eine Ecke herum und dann zum Grat hinauf, wo es teils mit, teils ohne Drahtseile durch das etwas abschüssige, aber meist einfache Plattengelände am Grat geht. Kurz darauf steigen wir über eine ungesicherte Felsrinne (I) zu einem schmalen Steig ab, der fast eben und kaum ausgesetzt die Ostflanke quert. Hier muss man allerdings gut aufpassen: Nach wenigen Minuten windet sich der eigentliche Weg unauffällig wieder zum Grat hinauf, während der querende Steig weiter geradeaus und somit in die Irre leitet. Hat man diese Stelle überwunden, kommt man zur "Schlüsselstelle" des Weges, einer recht glatten Felsplatte (B), die wegen der Seilsicherung aber für trittsichere Wanderer kein Problem darstellen sollte. Nun wird es wieder einfacher und einige Meter weiter haben wir schließlich auch den Gipfel der Verdinser Plattenspitze erreicht.

Da wir vom Ifinger keine Aussicht hatten, kann ich keinen direkten Vergleich anstellen, aber der Ausblick von der Verdinser Plattenspitze sollte dem des Ifingers wie am Anfang erwähnt kaum nachstehen. Es mag sein, dass der Tiefblick vom Ifinger ins Etschtal etwas eindrucksvoller ist, dafür kann man von der Plattenspitze das Sarntal besser überblicken. Und man hat den Gipfel höchstwahrscheinlich auch bei bestem Wetter für sich alleine. Der Abstieg erfolgt wieder auf dem "Klettersteig", an der Plattingerscharte angekommen folgen wir jedoch nicht der Aufstiegsrinne, sondern wenden uns der etwa 15 Meter hohen Schrofenflanke des Plattingers zu, die sich auf der der anderen Seite der Scharte befindet.

Denn wir haben noch ein Ziel, die Hochplattspitze, auch Vorderer Plattinger genannt, der mit dem Kleinen Ifinger vergleichbare Vorgipfel der Verdinser Plattenspitze. Der Aufstieg ist hierbei schnell erzählt: Einfach den besten Weg durch die Schrofenflanke suchen und hinauf geht's, bei guter Routenführung wird es nicht schwerer als T4-,I. Auf dem Gipfel befindet sich ein kleines Kreuz und ein erstaunlich grüner Grasanger, außerdem gibt es einen schönen Tiefblick nach Süden. Und er eignet sich gut als Startpunkt für einen anderen Abstiegsweg über die teils grasige, teils schuttige nicht allzu steile Südostflanke. Dieser ist zwar nicht besonders bequem zu gehen, aber eine gute Alternative zum mühsamen Abstieg durch die Rinne. Unten angekommen stößt man schließlich wieder auf die breite Fahrstraße und nun sind es nur noch wenige Meter, bis wir beide Touren auf die ungleichen Zwillinge von Meran 2000 vollendet haben.

Schwierigkeiten:
Aufstieg zum Kleinen Ifinger:T2
Großer Ifinger: T4, B/C, II
Abstieg via Kuhleitenhütte und Oswaldscharte: T1
Zustieg zur Plattingerscharte: T3
Verdinser Plattenspitze: T4-, A/B, I
Plattinger: T4-, I
Abstieg über die Südwestflanke: T3

Fazit:
Wunderbare Tour(en) im Gebiet von Meran 2000 mit zwei schönen Klettersteigeinlagen. Man kann natürlich auch nur den nach persönlichem Empfinden interessanteren Gipfel der beiden besteigen, doch kombiniert lohnt die Tour am meisten, wenn denn das Wetter passt. ;-)

Tourengänger: DiAmanditi


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