Mont Blanc (4810 m) - ein (fast) perfekter Tag


Publiziert von PStraub , 5. April 2018 um 12:31.

Region: Welt » Frankreich » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:22 Juni 1986
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2500 m
Strecke:via Grands Mulets

Mitte Juni 1986 rief mich J.P. an und fragte, ob ich mit ihm auf den Mont Blanc käme. Das kam etwas unerwartet, für mich war die Skisaison schon einige Zeit abgeschlossen gewesen und ich hatte keine Ahnung, wie ich konditionell mit dieser Tour (Höhe und Höhendifferenz) zurecht kommen würde. Aber warum nicht versuchen?

So fuhren wir mit dem PW nach Chamonix und mit der Luftseilbahn nach Plan de l’Aiguille (2310 m) hoch. Wir, das waren ich, J.P. und ein Kollege von ihm. Ich sollte erst im Verlauf der Tour erfahren, dass ich primär als einigermassen zuverlässiger Gehilfe und Träger aufgeboten worden war, um dem mir unbekannten Dritten die Tour zu ermöglichen oder zumindest zu erleichtern.

Von Plan de l’Aiguille stiegen wir mit den Ski zum Refuge des Grands Mulets (3051 m) auf, welches wir ohne grössere Zwischenfälle erreichen.
Der Betrieb war bizarr. Bis gegen Mitternacht gingen die einen Besucher noch zu Bett, während andere bereits zum Gipfelsturm aufbrachen.

Wir starteten etwa um drei Uhr, gehörten also zu den Letzten, die mit Gipfel-Ambitionen loszogen. Im ganzen Hang über uns sah man die Lichter der Stirnlampen - es sah aus wie eine endlose Prozession von Leuchtwürmern.
Wir waren ständig gezwungen, Gruppen zu überholen, was im recht eisigen und zwischen 3500 und 3800 m doch eher steilen Hang eine üble Schinderei sein konnte. Irgendwann vor dem Dôme du Goûter wurde es hell, ein strahlender Tag brach an.

Beim Vallot-Biwak (4362 m) machten wir eine längere Pause. Obwohl wir bisher "erst" rund 1300 Hm aufgestiegen waren, zeigten sich die konditionellen Schwächen des "dritten Mannes" immer deutlicher.

Das Vallot-Biwak war natürlich noch die Schachtel aus den 30er-Jahren, und es hinterliess bei mir bleibende Eindrücke. Drinnen stank es nach allem, was man in einer Hütte eigentlich nicht haben möchte, und ein paar Leute lagen halbtot in Schlaf- oder Biwaksäcken auf dem nackten Boden.

Für die letzten knapp 500 m brauchten wir eine gefühlte Ewigkeit, doch immerhin kamen wir noch zu einer akzeptablen Zeit oben an. Wetter und Aussicht waren wunderbar.

Auf dem Gipfel war auch eine Gruppe Katalanen, und einer von denen hatte eine Flasche Dom-Pérignon-Jahrgangschampagner hochgeschleppt. Welche die Runde machte. Nie wurde ich von ein paar Schlückchen so besoffen wie damals: Die Rückkehr über den doch eher knappen Gipfelgrat verlief wie auf Flügeln!
Überhaupt waren die Schneeverhältnisse bis weit über Grands Mulets hinaus überraschend gut. Nur das Gewicht wurde zunehmend drückender: Das Seil hatte ich schon weit oben aufgeladen, doch im Verlauf der Abfahrt mussten J.P.und ich immer mehr von der Ausrüstung des Dritten übernehmen - ein Wunder, dass er wenigstens Ski und Stöcke selber anbehielt.

Das wäre an sich schon ein rechtes Programm für einen Tag gewesen, doch nun kam noch die Heimfahrt. Es war drückend heiss und der Wochenendverkehr war zäh. Gerne hätte ich mich beim Fahren ablösen lassen, doch da ging gar nichts - wofür hat man schliesslich einen Kuli dabei?

Ein paar Landes-Höhepunkte
Dufourspitze / Walliser 4000er (CH - Ski)
Mont Blanc (F - Ski)
Zugspitze (D - Wandern)
Gunung Kinabalu (Ost-Malaisa - Wandern)
Pico Bolívar (Venezuela)
Pico Simón Bolívar (Kolumbien, nicht ganz)

Fotos = PD
Auch hier sind die eigenen Fotos vermutlich einem Wohnungswechsel zum Opfer gefallen.

Schwierigkeitsbewertung:
In andern Berichten lese ich von Skidepot und Steigeisen. Damals konnte man (noch?) mit den Ski bis zum Gipfel. Technisch schwierig war das nicht, nur der Gipfelgrat war etwas ausgesetzt.

Tourengänger: PStraub


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