Gross Leckihorn (3067m) und Rottällihorn (2913m), Abfahrt via Stelliboden


Publiziert von Chrichen , 25. Januar 2018 um 08:19.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:14 Januar 2018
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS   Gruppo Pizzo Rotondo 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:ca. 21 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW bis Realp, grosser Parkplatz (kostenpflichtig)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Das Gross Leckihorn ist ein langgehegter Tourentraum! Das Gipfelpanorama ist schlichtweg grandios. Es reicht vom Galenstock, über die Berner Hochalpen und Walliser Hochalpen zum Piz Rotondo und weiter zu den Tessiner und Urner Alpen. Besonders auffällig ist der kecke Gipfelspitz, der im Winter meistens nicht erstiegen wird. Der abgelegene Gipfel befindet sich weit hinten im schönen Rotondogebiet. Er lässt sich von der Rotondohütte aus mit nur ca. 500 Höhenmeter Aufstieg erreichen. Startet man in Realp kommen je nach Route 1500 bis 1600 Höhenmeter zusammen, wobei die Distanzen nicht ganz ohne sind.

Für meine dritte Tour mit Skiern wollte ich etwas grösseres / längeres machen. Die vergangene Wetterentwicklung versprach beste Verhältnisse im Rotondogebiet. Bestätigt wurde dies von einigen Berichten im Internet. Und so zeigte ich mich für einmal sehr fixiert auf ein Ziel - es sollte unbedingt das Gross Leckihorn werden! Glücklicherweise gesellte sich Silvia dazu, so dass wir zu zweit eine Traumtour machen durften.

Realp - Witenwasserental - Rotondohütte (WS-)
Dank Anreise nach Realp mit dem PW (ein grosses Dankeschön an Silvia für's Fahren!) ist ein früher Start möglich. Wir stellen das Auto beim kostenpflichtigen öffentlichen Parkplatz nahe der Dampfbahn Furka-Bergstrecke (Parkplatz DFB) ab. Schon vor 8 Uhr beginnt sich dieser rasch von Tourengängern zu füllen, und es herrscht Betrieb wie in einem Bienenhaus.

Vom Parkplatz aus gelangt man zuerst über die Brücke auf die andere Seite vom Trasse der MGB, dann geht es ein kleines Stück weit der alten Dampfbahnstrecke entlang, bis deren Geleise überquert werden. Danach führt ein Strässchen der noch jungen Reuss entlang taleinwärts. Hier können die Ski bereits angeschnallt werden. Das Strässchen gleicht heute einer Piste. Beim P.1603 wird die Furkareuss mittels einer hohen Brücke überquert, danach geht es in einigen Kurven weiter hoch, bis sich schliesslich die Routen in Richtung Stotzigen Firsten und Witenwasserental verzweigen.

Wir ziehen nach links via Mittlischgaden der Alp Schweig entgegen und von dort nach einer kurzen Abfahrt mit den Fellen weiter ins Witenwasserental hinein. Es folgt nun ein langer Abschnitt durch das schattige Tal bis zum Witenwasserenstafel. Über weite Strecken ist die Spur doppelt geführt. Im Witenwasserental wird langsam jedoch stetig an Höhe gewonnen. Das Gehen nimmt durchaus meditative Züge an, die Zeit scheint still zu stehen. Die anfänglich vielen Tourengeher haben sich gut auf verschiedene Routen verteilt, so dass die Begegnungen nicht allzu zahlreich sind. Noch spüre ich die Beine ein wenig von der Schneeschuhtour vom Vortag, und ich mache mir etwas Sorgen wegen der vielen Aufstiegshöhenmeter. Wir kommen aber gut voran. Hie und da legen wir kurze Trink- und Esspausen ein.

Nach dem Witenwasserenstafel halten wir nach rechts und steuern der Rotondohütte entgegen. Auf einer Höhe von ca. 2250m erreichen wir die wärmende Sonne. Bis dahin war es im Schatten recht kalt. Eindrücklich zeigen sich nun das Stellibodenhorn, die Leckihörner und der Witenwasserenstock. Für das Gross Leckihorn könnte die Rotondohütte eigentlich ausgelassen werden. Eine entsprechende Spur zieht geradeaus weiter hoch. Wir ziehen es aber vor bis zur Hütte aufzusteigen. Dies geht am Schluss über einen steileren Hang erstaunlich schnell.

Rotondohütte - P.2609 - Leckipass - Gross Leckihorn (WS)
Bei der Hütte, an der wir nur vorbeiziehen, sind bereits 1000 Höhenmeter geschafft. Meine Beine sind mittlerweile gut warm gelaufen, und ich bin optimistisch, dass das Ziel ohne grosse Anstrengungen erreicht werden kann. Auf einer Geländeterrasse geht es fast flach dem P.2609 entgegen. Der Blick auf die umliegenden Berge an diesem abgeschiedenen Ort ist fantastisch. Nach einer kurzen Pause führt unsere Spur über eine langgezogene schattige Mulde dem Leckipass (2892m) entgegen. Mit zunehmender Höhe eröffnet sich im Osten ein Meer von Bergen. Es ist immer eindrücklich zu sehen, wie sehr sich dieses Gipfelmeer ausweitet, wenn man nur 50 oder 100 Höhenmeter weiter aufsteigt.

Am Schluss geht es etwas steiler zum Pass hinauf, wo man zum ersten Mal einen Blick zur anderen Seite erhaschen kann. Vor allem das Stotzig Muttenhorn beeindruckt. Spuren zufolge wurde es gestern oder heute bestiegen. Auch eröffnet sich ein kleines Aussichtsfenster zwischen anderen Bergen hindurch zum Blinnenhorn und Grissgletscher.

Der erste Teil vom Leckihorn Nordgrat wird ostseitig in steileren Hängen (ca. 35°) umgangen, um einen höhergelegenen Sattel zu erreichen. Hier habe ich Gelegenheit, mich nochmals ein wenig mit Spitzkehren auseinanderzusetzen. Irgendwie harzt das noch ein bisschen. Aber bald werde ich schon noch den "Dreh" rausbekommen ohne dabei die Skispitze im Schnee zu versenken :-). So hoffe ich es zumindest. Bei weniger sicheren Verhältnissen kann vom Leckipass aus auch direkt über den Grat aufgestiegen werden.

Beim höher gelegenen Sattel angelangt, deponieren wir unsere Ski und beginnen den Fussaufstieg zum Gipfel über den Nordgrat. Heute könnte man bis wenige Meter unter den Gipfel mit Ski aufsteigen, was wir uns aber ersparen möchten. Stattdessen folgen wir etwas anstrengend einer vorhandenen Fussspur bis unter den Gipfel und dann besser ausgetretenen Spuren zum Gipfel hoch. Auf den letzten Metern ist das Gelände leicht ausgesetzt und der Schnee ohne Steigeisen rutschig. Steinplatten zum Festhalten helfen.

Beim Gipfelkreuz gratulieren wir uns herzlich. Endlich hat es geklappt mit dem Gross Leckihorn! Die Aussicht ist absolut genial, und über die Fernsicht lässt sich nicht klagen. Nur im Westen tummeln sich einige hohe Wolkenfelder, wie vom Meteo vorhergesagt. Die Walliser Hochalpen sieht man trotzdem gut und sogar der Mont Blanc lässt sich schwach am Horizont erkennen. Schön ist der kecke Gipfelzipfel.

Gross Leckihorn - Leckipass - Rottällipass - Rottällihorn (WS)
Nach einer nicht allzu langen Pause beginnen wir den Abstieg zum Skidepot. Zur Sicherheit ziehen wir die Steigeisen an. Rasch erreichen wir das Skidepot, wo wir uns für die Abfahrt vorbereiten. Die zahlreichen Spuren auf dem Gletscher unter uns lassen Vorfreude aufkommen. Wir haben uns aber vorgenommen via Leckipass zum Rottällipass hinüberzuqueren. Schon die Abfahrt zum Leckipass macht dank feinstem Pulverschnee ordentlich Spass.

Vom Leckipass aus wollen wir der Spur folgend mit Schwung in Richtung Rottällipass hinüberziehen. Leider werden wir aber von einigen Steinen ausgebremst. Glücklicherweise ist nichts passiert. Für die paar Meter hoch zum Rottällihorn fellen wir nochmals an. Der Gipfel kann heute über den Grat problemlos mit Ski erreicht werden. Auch die Abfahrt wird direkt vom Gipfel aus möglich sein, so dass sich der auf der Karte eingezeichnete Fussweg erübrigt. Auf dem Rottällihorn machen wir nochmals kurz Pause. Während sich Silvia mit einem Tourengänger mit Splitboard unterhält, gehe ich ein Stück dem P.2911 entgegen. Laut Karte ist eigentlich dieser tiefere Punkt mit Rottällihorn bezeichnet.

Rottällihorn - P.2560 - Stelliboden - Ebnen - Schluecht - Realp (WS)
Nach der kurzen Rast ziehen wir die Felle ab und beginnen die Abfahrt via Stelliboden. Leider sind die meisten Hänge schon ziemlich verfahren. Ein paar schöne Pulverschwünge liegen aber noch drin.

Der 40-45° steile Gipfelhang ganz zu Beginn ist stark zerpflügt. Bei weniger sicheren Verhältnissen könnte dieser dem Grat folgend umgangen werden. Danach fahren wir meist über sanfte Hänge, manchmal auch fast flach dem markanten Tälchen unter dem Stelliboden entgegen. Die flacheren Passagen lassen sich alle mit kurzen Schussfahrten mühelos überwinden. Der Schnee ist herrlich, und die Abfahrt macht grossen Spass. Einmal gerate ich in extreme Rückenlage lande darauf im weichen Pulver. Das Tälchen unter dem Stelliboden ähnelt einer Piste. Bei Oberchäseren treffen wir auf unsere Aufstiegsspur. Wir folgen ihr aber nicht, sondern halten uns links und fahren durch ein kleines Tal in Richtung Ebnen (P.1835) ab. Zahllose Spuren weisen uns den Weg.

Bereits von weiter oben ist zu sehen, dass das Strässchen nach der Brücke beim P.1835 im Bereich Schluecht von einer Gleitschneelawine verschüttet wurde. Einige Tourengänger sind gerade dabei den Lawinenkegel zu überqueren. Um den ruppigen Lawinenschnee zu überqueren, müssen die Ski kurz getragen werden. Danach geht es stets gemütlich dem gut gespurten Strässchen folgend hinab zur Alp Schweig und gleich wie am Morgen weiter nach Realp.

Wie erwartet bietet das Gross Leckihorn eine sehr schöne Tour mit tollen Ausblicken. Ich war zum ersten Mal im Rotondogebiet unterwegs, und bin begeistert von der Region. Nebst der gewählten Variante gibt es noch die Möglichkeit, über den Muttengletscher abzufahren und nach einem Gegenanstieg von ca. 200 Höhenmetern in den sanften Hängen südlich vom Stotzigen Firsten weiter abzufahren. Eine weitere Variante mit Abfahrt durch das Gerental hat Stijn in *diesem Bericht beschrieben. Nur schon wegen der tollen Bilder eine empfehlenswerte Lektüre! Er war am selben Tag unterwegs, leider haben wir uns aber verpasst. Das Gebiet war an diesem Wochenende rege besucht.

SLF: mässig

Tourengänger: Chrichen


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Kommentare (5)


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Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 25. Januar 2018 um 09:19
Hey Christian, unglaublich eindrückliche Bilder einer Traumtour in einer wunderschönen Region -genial! Das nächste Mal bin ich gern wieder mit dabei ;o). Viele Grüsse, Steve

irgi99 hat gesagt:
Gesendet am 25. Januar 2018 um 15:43
Very complimnent!!! What an extremely wonderful place!

Stijn hat gesagt:
Gesendet am 28. Januar 2018 um 20:53
Danke für das Kompliment Christian und auch noch mal gratuliere zu eure Tour! Jetzt wo du auch mit Ski unterwegs bist, können wir vielleicht mal eine Skitour zusammen machen? ;)
LG,
Stijn

Chrichen hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Januar 2018 um 07:35
Vielen Dank! Da Du viel früher auf dem Gipfel warst, hattest Du z.T. anderes Licht. Das fand ich noch spannend. Die Zoomaufnahmen zu den einzelnen Gipfelgruppen sind natürlich der Hammer! Ja, wollte eigentlich auch schon fragen. Wäre toll, wenn wir mal eine Skitour zusammen machen könnten!
Viele Grüsse, Christian

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 3. Februar 2018 um 12:12
Ich kam nicht umhin, diverse Bilder mit "Sternchen" zu versehen. Eine klasse Gegend, in der du unterwegs warst. Da kann man nur gratulieren. Viele Grüße!


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