Säuling-Ostgrat und Apostelgrat


Publiziert von quacamozza , 24. Oktober 2017 um 10:11.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:15 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1650 m
Strecke:P Säulinghaus-Koflerjochscharte-Säuling-Pilgerschrofen-Säulinghaus-P Säulinghaus (12,5 km)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 6 1:25 000 Ammergebirge West Hochplatte, Kreuzspitze

Das Wochenende am Säuling - oh je, da ist man bei gutem Wetter bestimmt nicht allein. Warum also sich ins Getümmel stürzen, wenn's woanders auch schön ist?
Nach meiner doch enttäuschenden *Säuling-Tour vom Juni wollte ich diesen markanten Berg am Ende des Jahres nicht negativ in Erinnerung behalten. Babsi und Stefan kannten den Apostelgrat noch nicht, und so war schon recht bald klar, dass wir diese Tour möglichst noch dieses Jahr in Angriff nehmen wollten.

Doch die Verhältnisse und die Zeitplanung ließen die Tour zunächst nicht zu. Der Hüttenwirt vom Säulinghaus mahnte uns, nicht bei Neuschneeauflage zu gehen. Da einige Passagen in der Nordseite verlaufen, kann man sich dieser Empfehlung nur anschließen. Gerade das Steilgras und die Schrofen sind bei abtauendem Schnee ziemlich heikel.

Ich richtete mich darauf ein, dass wir zu zweit unterwegs sein würden, wurde dann aber doch am Parkplatz überrascht. Sehr cool, wir zu dritt, da sind Spaß und gute Laune angesagt. Auch das Wetter könnte nicht besser sein.


Die Überschreitung mit Aufstieg über den Ostgrat und Abstieg über den Apostelgrat ist uneingeschränkt empfehlenswert. Es gibt nur ganz wenig Latschenkampf, dafür aber oft festen Fels, abwechslungsreiches Gelände und tolle Ausblicke, vor allem am Apostelgrat. Nur den Gipfel könnte man ruhig auslassen. Am Westgipfel haben wir uns vor lauter Menschen fast nicht mehr gefunden.



Zur Schwierigkeit:

bis in die Scharte vorm Koflerjoch leichte Wanderung
Ostgrat unterer Teil: T 4 (bis ca. 1860m) und Stellen II
Ostgrat oberer Teil: eine Stelle IV+, mehrmals IV, meist III mit kurzen leichten Passagen
Abstieg zum Apostelgrat: T 5
Apostelgrat: eine Stelle IV, mehrere Stellen III (einmal im Abstieg) und Gehgelände bis T 5-6



Zum Zeitbedarf:

P Säulinghaus-Koflerjochscharte: 1 Std 25 min (zügiges Tempo)
Koflerjochscharte-Säuling: 2 Std 15 min
Säuling-Pilgerschrofen: 2 Std
Pilgerschrofen-Säulinghaus: 1 Std 10 min
Säulinghaus-P Säulinghaus: 1 Std



Der Moritz hat die Tour *hier schon gut beschrieben. An einigen Stellen am Ostgrat sind wir anders gegangen, deshalb gebe ich zum Vergleich noch unsere Linie zum Besten. 


Im unteren Teil des Ostgrates geht es zunächst 150 Höhenmeter in lockerem Wandergelände hoch. Es gibt dabei, sofern man sich etwas neben dem Grat aufhält, keinerlei Kletterpassagen. Direkt am Grat ist vielleicht die eine oder andere IIIer oder auch IVer-Stelle dabei. Da dort aber auch viele Latschen stehen, ist es ohnehin besser, in der sowieso nicht sehr brüchigen Flanke aufzusteigen. Auf jeden Fall fällt die Orientierung insgesamt leicht, so dass dieser Abschnitt nicht nur, wie im Panico erwähnt, den Einheimischen vorbehalten bleibt. 

Ab ca. 1860m kommen die ersten leichten Kletterstellen, darunter auch die erwähnte II-III Stelle (guter Fels). Im Übrigen geht es in leichter Kletterei (bis II) an das Ende des unteren Ostgrates auf ca. 1920m, wo der Ostgrat markant die Richtung ändert. 


Der obere Teil des Ostgrates geht mit einer kurzen, aber anspruchsvollen Stufe los (III/III+), die von links nach rechts aufwärts erklettert wird. Weiter geht's über flachere Schrofen auf den ersten Gratbuckel. Oben wird der Grat zunehmend ausgesetzter. Kurze Stufen (II) führen zu einem Aufschwung. Nach Erkletterung eines Risses (III) landet man oben auf einem Zacken, von dem es nach links weitergeht.

Der nächste größere Aufschwung ist steil und oben von einer Latsche gekrönt, links ist es schrofig. Über gute Stufen, oben wieder direkt am Grat, klettern wir auf diese Erhebung (III). Über Gras steigen wir hinunter in die nächste Lücke (BH). Danach kurze nordseitige Querung in eine tiefe Rinne und in dieser hinauf auf den nächsten Absatz. Nach einem kurzen, unschwierigen Abstieg (BH in der Scharte) wird's deutlich anspruchsvoller.

Man kann von hier aus entweder nach links oder nach rechts weiterklettern. Wir entscheiden uns dafür, kurz nach links zu queren (IV) und dann wieder nach rechts hochzusteigen. Anschließend steht die Schlüsselstelle der Tour auf dem Programm, eine kurze, griff- und trittarme Wand (IV+, wird im Panico übrigens genauso bewertet; definitiv kein Wellnessgelände mehr, und bei einer Solotour würde ich mir hier vorher die Kletterfinken anziehen). Eine wirklich kernige Seillänge. Keine Ahnung, ob die rechte Variante eventuell die einfachere ist. 

Nach einem weiteren kurzen Abstieg steht man vor den beiden abschließenden großen Grattürmen.
Links des Grates warten steile Platten, direkt daneben eine steile Verschneidung und die Begrenzungswand des Grates. Man kann unten über die Platten klettern (IV) oder gleich in der Verschneidung hochsteigen (IV). Es ist in jedem Fall fordernd. Etwas links unterhalb des Grates über weitere einfachere Platten auf den begrünten Turm (oben BH; guter Rastplatz). 

Der direkte Abstieg in die letzte Lücke ist anspruchsvoll (III). Ich bin's mal abgeklettert, es dürfte aber einfacher sein, wenn man zuvor etwas nach rechts ausholt. Ier Gelände ist es meiner Meinung nach aber so oder so nicht. Abseilen (ca. 20 Meter) ist wohl an dieser Stelle die übliche Vorgehensweise. 

Dafür ist der folgende Stemmkamin, gerne mal als Schlüsselstelle des Grates bezeichnet, nicht so wild wie befürchtet. Mit Rucksack ist es zwar tatsächlich nicht so bequem, aber es geht schon einigermaßen. Also entweder Rucksack nachholen oder sich in den Kamin ein bißchen mühsam reinquetschen. Oben an der rechten Wand sind gute Griffe, die man mit Normalgröße gerade so erreicht. Deshalb ist die Stelle für mich auch nur III+. Kleine Personen müssen sich an den Kaminwänden hochstemmen, das ist dann natürlich schwerer. 
Danach unschwierig zum Ostgipfel des Säulings


Auf manchmal schlecht erkennbaren Trittspuren von der Säulingwiese hinunter. Vor dem Beginn des Apostelgrates noch kurz über die unteren Felsen eines Turmes hinüber in die Lücke (BH) queren. Über die kurze senkrechte Wand (III+) und rechts ausholend gut 50 Höhenmeter hoch auf den ersten Apostel Petrus (GB). 

Der Abstieg in die Gratlücke in der Mitte des Grates (Gratbuch) ist, von oben gesehen, entweder rechts herum möglich (III; schwierigste Stelle in umgekehrter Richtung, guter Fels, aber Tritte schlecht erkennbar) oder vom Kopf links haltend (II), zwischen mehreren in der Idealroute stehenden Latschenästen kletternd (bisschen nervig).

Die kurze IV er-Stelle gegen Ende erfordert etwas Schwung, bevor man rechts oben den guten Griff erreicht. Weniger Geübte sollten spätestens hier (wieder) anseilen. 

Bei uns wird der Durst immer größer, der Weg ist aber noch recht weit. Auf dem Pilgerschrofen bleibe ich bei einem Bergsteiger, der sich verlaufen hat und mich um Hilfe beim Abstieg bittet. 

Schweißtreibend sind die gut 150 Höhenmeter, die es in der Südseite des Apostelgrates hinüber zum Säulinghaus geht. Gut, dass es bald Flüssigkeitsnachschub in Maßkrügen gibt. Am Säulinghaus ist der Teufel los. Wir suchen den kaum vorhandenen Schatten. Hier bekommt man noch einen Sonnenstich zum Ende der Saison. 
Da wir recht flott unterwegs sind, haben wir jetzt viel Zeit für eine ausgedehnte Pause. Erst nach zwei Stunden laufen wir weiter. An der Hütte wird's immer lustiger. Manche torkeln auch weiter.
Die letzte Stunde ist dann erholsames Auslaufen. Wir (bzw. unsere Gelenke) könnten allerdings auf den Hüttenabstieg gut verzichten.
Auf einmal sind wir wieder allein unterwegs. Wo sind bloß die vielen Leute hin? Manche übernachten oben, andere gehen zurück nach Hohenschwangau. Unten auf dem Parkplatz kehrt die Abendruhe ein. 


Fazit: Absolute 5 Sterne-Tour. Werde ich bestimmt nochmal gehen. Im Vergleich zum Normalweg ist es auf den beiden Graten völlig ruhig. Helm trotzdem aufsetzen, Seilsicherung und Kletterschuhe je nach persönlichen Fähigkeiten. 


Tourengänger: Stefan, Babsi, Ulf















Tourengänger: quacamozza


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