Wildhuser Schafberg (2373 m) via Gross Chelen


Publiziert von marmotta , 3. April 2009 um 22:05.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 3 April 2009
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1330 m
Abstieg: 1330 m
Strecke:Wildhaus - Gamplüt - Alp Oberstofel - Gross Chelen - Wildhuser Schafberg - Mietplätz - Gamplüt - Wildhaus
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Kartennummer:LK 1115 Säntis (1:25.000)

Wie Delta bereits hier beschrieben hat, ist der Wildhuser Schafberg nicht nur ein exzellenter Aussichtsberg, sondern bietet auch eine erstklassige Skiabfahrt über die weiten, steilen Hänge der Süd- bzw. Südwestflanke des Berges. Nachdem nun Diskussionen über eine alternative Linie zu der bei entsprechenden Neuschneemengen und Erwärmung äusserst (Nassschnee-)lawinengefährdeten Normalroute entbrannt waren und meine letzte Begehung der als Alternativabfahrtsroute vorgeschlagenen "Gross Chelen" schon einige Jahre her ist, wollte ich mir die Sache nochmal genauer ansehen.

Aufgrund der im Tagesverlauf markant ansteigenden Gefahr von Nassschneelawinen startete ich bereits um 7.35 Uhr in Wildhaus, Post (eine frühere öV-Verbindung gibt´s leider nicht). Mit den Schneeschuhen zunächst auf dem Rucksack ging´s durch den in Talnähe bereits am frühen Morgen schweren, feuchten Schnee zur pickelhart gewalzten Piste, welche von Gamplüt herunterführt. Von Gamplüt (das Gasthaus und die Bergstation der kleinen Gamplütbahn waren noch völlig verlassen) dann mit Schneeschuhen zu den Hütten der Alp Stofel. Steigt man von dort den Hang in nordöstliche Richtung hoch, gelangt man zum Beginn der Gross Chelen. Diese ist im unteren Teil sehr breit und wenig steil, wird aber nach oben zunehmend steiler und schmaler. Begrenzt wird die Chelen auf der rechten Seite (im Aufstiegssinn) von Felswänden und auf der linken Seite von einer felsdurchsetzten Grasrippe.

Auf einer Höhe von ca. 1700 m tauschte ich dann die Schneeschuhe gegen die Steigeisen, nachdem die sich hier zu einem schmalen Couloir verengende Chelen eine Steilheit von ca. 45 ° erreicht. Spätestens hier musste ich auch feststellen, dass es wohl keine gute Idee war, den Eispickel zuhause zu lassen, war die Schneedecke in diesem schattigen Couloir doch tief durchgefroren und dementsprechend pickelhart. Nun, es ging dann auch ohne Eispickel - jetzt weiss ich wenigstens, dass man zur Not auch mit dem umgedrehten Skistock oder den Fäusten Griffe reinschlagen kann...;-)

Kurz vor dem Ausstieg aus der Chelen dann nochmal eine fast senkrechte Wächte, das Fehlen des Pickels machte sich hier besonders schmerzlich bemerkbar!

Wenngleich die "Gross Chelen" mir im Aufstieg sowohl körperlich als auch mental einiges abverlangt hat, so könnte sie in jedem Fall durchgehend mit Skis befahren werden, entsprechendes Fahrkönnen und gute Schneeverhältnisse vorausgesetzt. Sie ist meiner Meinung nach wirklich die perfekte Linie, zwischen dem SSW-Grat (etwa auf einer Höhe von 2000 m) und dem Talboden von Gamplüt!

Nach ca. 3 h (ab Wildhaus) hatte ich dann über den aperen Grat (T3+) den Vorgipfel des Wildhuser Schafbergs (P. 2363) erreicht. Hier pfiff bereits ein ordentlicher Südostwind, weshalb ich mich gleich auf den Weg zum Hauptgipfel (2373 m) machte. Diesen erreicht man vom Vorgipfel über eine senkrechte Felsstufe, die mit einem Drahtseil versehen ist, an dem man sich herunterlassen kann. Da die Rinne, in der man absteigt bzw. abklettert, komplett vereist war, war ich zumindest im Abstieg sehr froh um dieses Drahtseil. Vom Gipfel genoss ich die wirklich exzellente Aussicht auf den gesamten Alpstein, Österreich, das Rheintal mit unzähligen Bündner Bergen und natürlich auf die Churfirsten mit den Glarner Hochalpen darüber.

Vom Vorgipfel weg riskierte ich eine kleine Schneeschuh-Abfahrt über die steilen Traumhänge, was auf sensationellem Firn erstaunlich gut funktonierte. Da es bereits 12.00 Uhr war, musste ich jedoch auch hier etwas auf die Routenwahl achten, lösten sich doch bereits die ersten Nassschneelawinen!

Die Südwestflanke zwischen "Mietplätz" und der kleinen Schäferhütte (P. 1552) glich dann einem einzigen Trümmerfeld. Lawinenbahnen- und kegel solchen Ausmasses habe ich am Wildhuser Schafberg noch nie erlebt. Nun, die enormen Schneemengen und die plötzliche extreme Erwärmung machen´s möglich. Der Abstieg zur Schäferhütte gestaltete sich dann auch entsprechend mühsam. Die Felsstufe unterhalb der Schäferhütte war noch komplett mit Schnee gefüllt, was ohne Schneeschuhe etwas unangenehm war  - mit Schneeschuhen wärs in der steilen Rinne auf dem seifigen Nassschnee aber zu gefährlich gewesen.

Während der wohlverdienten Pause auf Gamplüt, wo ein gekühltes Getränk auf mich wartete, konnte ich noch beobachten, wie weitere Nassschneelawinen mit tonnenschweren, zementartigen Brocken durch die Südwestflanke donnerten, in der ich gerade noch abgestiegen war. Die Warnung von SLF und deren Empfehlung, Touren früh zu starten und zu beenden, ist unbedingt ernst zu nehmen!!

Auf der ganzen Tour habe ich keine Menschenseele getroffen (nur einige Gämsen in der Chelen). Beim Abstieg in der Südwestflanke zur Schäferhütte sah ich dann oben auf den Felsen der Schafbergwand eine Person, die gerade über die Schafbergkante geklettert war. Auf der Sonnenterrasse des Gasthauses "Gamplüt" traf ich den symphatischen Kletterer dann und wir plauderten und fachsimpelten noch ein wenig. Freundlicherweise nahm er mich dann noch ein Stück bis ins Rheintal mit, so dass ich meinen Zug noch erwischte. Herzlichen Dank!

Fazit:

Wieder mal ein Traumtag (dank Föhn praktisch wolkenlos) und für mich wohl das Ende der Schneeschuhsaison für diesen Winter

Lesson learned:

Lieber den Eispickel einmal mehr mitnehmen und nicht brauchen als umgekehrt!

Tour im Alleingang

 


Tourengänger: marmotta


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