Lorenzispitze, Plankenhorn, Samspitze, Kassianspitze, Ritzlar - Unterwegs am Latzfonser Kreuz


Publiziert von DiAmanditi , 11. November 2017 um 21:26.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Sarntaler Alpen 
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m

Das Eisacktal ist zwischen Bozen und Klausen eine tief eingeschnittene Schlucht, die kaum Platz für Autobahn und Staatsstraße lässt. Steil ragen an den Seiten die Bergflanken empor und verdecken die Sicht auf die Gipfel oberhalb des Tales. Erst bei Klausen wird für kurze Zeit der Blick auf die Kämme der Sarntaler Alpen frei. Wer hier genau hinsieht, der wird weit oben, etwas unterhalb der Gipfel, ein kleines Kirchlein entdecken können und sich wundern, was es damit auf sich hat. Es handelt sich um die kleine Wallfahrtskirche "Latzfonser Kreuz", die auf 2300 Metern Höhe unterhalb der Ritzlarspitze liegt und somit zu den höchsten Wallfahrtsorten Europas zählt. Und auch die Gipfel nahe der Kapelle haben einiges zu bieten: Von der Kassianspitze hat man beispielsweise ein wunderbares 360°-Panorama. Von einer gemütlichen Wanderung zum Latzfonser Kreuz über die Besteigung der Kassianspitze bis hin zu größeren Touren über die Bergkämme ist hier viel möglich. Wir jedenfalls entschieden uns für eine Überschreitung von fünf Gipfeln, die nicht allzu weit von einander entfernt liegen: Der Lorenzispitze, des Plankenhorns, der Samspitze, der Kassianspitze und der Ritzlarspitze.

Um zum Latzfonser Kreuz zu gelangen, bieten sich die Parkplätze oberhalb von Latzfons bestens an. Wir starteten hierbei am Parkplatz Steineben, der über enge Straßen von Latzfons aus gut zu erreichen ist. Zunächst wanderten wir durch den Nadelwald auf einer Forststraße aufwärts, bis der breite Weg in einen Pfad übergeht, der durch Zirbenbestand und über Almwiesen Richtung Baumgrenze führt. Hier befindet sich die Klausner Hütte, das erste Rifugio für heute, wir gingen jedoch über einen nun wieder breiteren Weg zur Runggener Saltnerhütte weiter. Hier kann man nun entweder geradeaus zum Latzfonser Kreuz weitergehen oder den Aufstiegsweg zur Lorenzispitze nehmen. Für unsere Tour wählten wir natürlich den zweiten, der durch die Latschenzone in die Matten- und Felsregion leitet. Der Steig führt kontinuierlich bergauf und wir gewonnen immer mehr an Höhe. Kurz vor dem Gipfel zogen Wolken auf und es wurde kälter, doch dann waren wir auch schon am Gipfelkreuz angelangt.

Die Lorenzispitze bietet schon schöne Ausblicke in die Dolomiten und die Sarntaler Alpen, doch später wird es noch bessere Aussichten geben. Wir blieben nicht sehr lange am Gipfel und setzten unseren Weg zum Plankenhorn fort. Einen markierten Weg gibt es hier nicht, aber die Orientierung ist leicht, da man nur über den einfachen Verbindungsgrat hinab- und wieder hinaufsteigen muss. Also runter in die Scharte - wo uns einige Kühe misstrauisch beäugten - und auf der anderen Seite steil wieder hoch auf das Plankenhorn. Dort erwartet den Wanderer anstatt eines Gipfelkreuzes ein schöner Steinmann und wunderbare Stille. Die Aussicht ähnelt der der Lorenzispitze, doch ist die Perspektive ein wenig anders. Wir stiegen von hier über felsdurchsetzte Matten zur Fortschellscharte ab, wo wir wieder auf den Wanderweg trafen. Hier schaute ein Murmeltier zwischen den Felsen zu uns. Anschließend folgten wir dem markierten Weg, der in schönem Gelände die Südwestflanke des Ritzlars quert, endlich zum Latzfonser Kreuz, welches bald erreicht ist.

Das Latzfonser Kreuz ist ein äußerst interessanter und außergewöhnlicher Ort. Er besteht aus einem Schutzhaus, der kleinen Wallfahrtskirche und einem schwarzen Holzkreuz. In der Schutzhütte kehtren wir zuerst ein, bevor wir den Weiterweg antraten. Nach der Stärkung besichtigten wir die Kapelle, die, zunächst 1743 errichtet, 1869 neugebaut wurde und sich hier zum Schutz des Latzfonser Kreuzes befindet. Das Latzfonser Kreuz selbst ist nämlich das schwarze Herrgottsbild, das in der Kirche über dem Altar hängt und ca. 1700 als Schutz gegen Unwetter aufgestellt wurde. Der sogennante "Schwarze Herrgott" wird seitdem alljährlich zu Fronleichnam mit einer feierlichen Prozzession zur Kapelle hinaufgetragen und im Herbst wieder nach Latzfons gebracht. Obwohl man sich hier auf keinem Gipfel befindet, ist die Aussicht auf die vielen hellen Kämme der Dolomiten äußerst beeindruckend.

Doch wer lieber einen kompletten Rundumblick haben möchte, sollte noch bis zur Kassianspitze aufsteigen. Man wandert auf Weg Nr. 9 in in teils geringer, teils mittlerer Steigung in einen felsigen Kessel hinein, in dem hinter einer kurzen Steilstufe der kleine Kassiansee einen grünblauen Tupfer in der Landschaft bildet. Jetzt wird es noch einmal steil, dann ist die Kammhöhe erreicht. Wir entschlossen uns noch für einen kurzen Abstecher zur Samspitze, einem südlich gelegenen, bekreuzten Vorgipfel der Kassianspitze. Dazu wendeten wir uns nach links und folgten dem felsigen, aber leichter Grat zum Gipfel. Es ist ein schöner, ruhiger Ort zum Verweilen mit Weitblick nach Süden.

So, und jetzt geht es endlich auf die Kassianspitze. Dazu zunächst zurück auf den Hauptweg und danach auf diesem in Serpentinen mittelsteil in kurzer Zeit zum Gipfel. Von hier hat man letztendlich die beste Aussicht für heute. Ausblick in alle Richtungen, von der Sesvennagruppe im Westen zu den Sextener Dolomiten im Osten und vom Alpenhauptkamm in Norden zu den Gardaseebergen im Süden. Die Aussicht reciht fast an die wirklich fantastische Rundsicht vom ca. 15 Kilometer südlicher gelegenen Villanderer Berg heran. So lohnt sich die Besteigung der Kassianspitze aufgrund der Aussicht wirklich und den Ausflüglern die nur zum Latzfonser Kreuz aufsteigen entgeht viel.

Schließlich brachen wir zum letzten Gipfel, dem Ritzlar, auf. Er ist am einfachsten direkt über Verbindungsgrat der beiden Berge zu erreichen. Erst nur leicht bergab, später ziemlich steil leitet der Kamm nach Südosten in eine Scharte. Beim Abstieg gibt es auch eine leichte Kraxelstelle. Der Gegenanstieg folgt einem schmalen Pfad, der aufsteigend die Südwestflanke quert, bis der Weg nach links biegt und auf den Gipfel der Ritzlarspitze führt. Noch ein letztes Mal Gipfelglück, diesmal mit Abendstimmung, dann steigen wir wieder in die Scharte ab, um anschließend den Hang zurück zum Kassiansee zu traversieren. Bald ist wieder das Latzfonser Kreuz erreicht, das im Abendlicht ein besonders schöner Platz ist. Diesmal wählen wir den Kreuzweg, der an der Runggener Saltnerhütte wieder auf den Aufstiegsweg trifft. Ab hier wanderten wir wie schon am Vormittag hinab durch die schönen Bergwälder bis zum Parkplatz Steineben.

Schwierigkeit:
Meist T2, zu Samspitze und zum Ritzlar T3

Fazit:
Ausgedehnte Rundtour über insgesamt fünf Gipfel. Es gibt viele Möglichkeiten, die Tour zu variieren. Beispielswise kann man auch nur die Kassianspitze besteigen oder nur zum Latzfonser Kreuz wandern. Die Wanderung führt durch weite, im oberen Teil manchmal felsige Almlandschaften, wie sie für die Sarntaler Alpen typisch sind.

Tourengänger: DiAmanditi


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