Richetlipass - von Linthal nach Elm


Publiziert von Frankman , 1. September 2017 um 12:41.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:25 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Chärpfgruppe 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1840 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:24km, Linthal - Durnachtal - Richelipass - Obererbs - Ämpächli - Elm
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB Linthal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Elm Station
Kartennummer:outdooractive.com, map.geo.admin.ch

 Richetlipass
„Es zieht sich“. Mit diesen Worten endet ein kurzes Gespräch über den Routenverlauf gleich am Morgen am Bahnhof Linthal. Mein Gesprächspartner vom TV Davos hat die Tour am Tag zuvor in entgegengesetzter Richtung gemacht. Man darf die Strecke ins Durnachtal nicht unterschätzen. Ebenso ist der Weg von der Passhöhe bis Elm eine ordentliche Strecke. Der Wegweiser am Bahnhof gibt mit der Angabe 7h 30 ein mehr als ehrgeiziges Ziel vor. Die Korrektur beim Queren der Hauptstraße liefert dann mit 9h eine genauere Zeitangabe für den Gesamtverlauf bis Elm.
Vom Bahnhof überquert man nacheinander die Linth sowie die Hauptstraße zum Klausenpass und steigt auf asphaltiertem Fahrweg in Richtung Durnachtal auf. Die Kulisse ist hier schon beeindruckend. Unten im Tal schaut man staunend die steilen Bergflanken hoch und erblickt in Richtung Talschluss die Schnee- und Firnfelder am Tödi.
Bei der Überquerung des Durnagelbachs fallen die auffallend großen Verbauungen auf, die unmittelbar nach der Brücke auf einer Gedenktafel ihre Begründung liefern. „Der Bergbach überschwemmte nach einem Gewitter am 24. August 1944 die Ebene zwischen Rüti und Linthal mit einer halben Million Kubikmeter Schutt. Wald, Felder und Wiesen wurden dabei zerstört, Maschinensäle der Firma Schuler und Wohnstuben überflutet sowie die Eisenbahnlinie unterbrochen. Heute ist der Durnagel gezähmt. Von 1947 bis 1992 verbaute man den Bach mit 82 Sperren und sechzigtausend Tonnen Beton.“vgl: glarus-sued.ch
Kurz nach der Brücke verlässt man den Fahrweg und folgt dem Bach mit seinen Verbauungen. Nach einem kurzen Felstunnel windet sich der Wanderweg in Serpentinen aufwärts, so dass man bis ins hintere Durnachtal den Kontakt zum Bach verliert. Das Rauschen begleitet den Wanderer nun aus der Tiefe des Tals, während sich der Weg an der orografisch rechten Talseite empor zieht. Wenn sich auf Lichtungen oder beim Überqueren einer Furt der Blick öffnet, erkennt man am gegenüberliegenden Braunwald gut die bereits die erreichten Höhenmeter. Beim  P.1180m mündet der Weg wieder in die Durnachtalstraße, der man nun bis ins Hinter Durnachtal folgt. Beim P. 1364m wird der Bach überquert. Dort befindet sich auch eine Einfassung des Durnagelbachs, welche einen Teil des Wassers aus dem Tal ableitet. Nach der Alp Hinter Durnachtal, beim P. 1386m wird der Bach noch einmal gequert und der Weg wendet sich dem Anstieg zur Passhöhe zu. Die Zeitangabe zur Passhöhe mit 2h30 hat mich überrascht aber zweieinhalb Stunden später nicht mehr verwundert. Der Anstieg verläuft steil über zahlreiche Geländestufen. Es ist das Kernstück, das Masterpiece der Wanderung. Kik nennt dieses Stück entsprechend der Menüfolge „pièce de résistence“ *Richetlipass, von Linthal nach Elm Nur langsam kommt man der Passhöhe näher. Der Wegverlauf ist spannend und nicht immer weit einsehbar. Erst durch eine Rinne, dann über Felsbänder, teilweise auf einer Krete, dann wieder über ein Grasbord. Erst am Ober Stäfeli auf knapp 2000m beginnt der finale Anstieg. Auf der Passhöhe kann man dann zufrieden auf die 875 Höhenmeter zum Durnagelbach hinabschauen. Die Passhöhe, die tiefste Stell zwischen Hausstock und Chärpf ist recht einsam und so genieße ich die Sicht Richtung Klausenpass sowie in die Tektonikarena Sardona. Die 200m tiefer liegende Wichlenmatt wirkt im Vergleich zum steilen Durnachtal fast schon sanft und lieblich.
Nach einem kurzen Plausch mit dem Älplern der Wichlenmatt steigt der Weg etwa 140 Hm zum Übergang am Erbser Stock nochmals an. Oben angelangt, weist ein aus Armierungseisen gebogener Wegweiser die Richtung hinab nach Elm. Auf schönem Weg durchwandert man den Talkessel und gelangt zur Skihütte Obererbs. Hier wäre um kurz nach 4 der Bus nach Elm abgefahren, aber allein der Gedanke daran wäre ja schon total abgefahren.
Bei der Vorbereitung der Tour habe ich mich entschlossen, die Strecke bis Elm möglichst lange auf der Höhe und nicht im Talgrund zu begehen. Ich wähle daher den Höhenweg Obererbs – Ämpächli. Zwischenzeitlich kommt mir der Rat des Kollegen am Bahnhof Linthal wieder in den Sinn. Ich bin jetzt schon über 9 Stunden unterwegs. Auf den 6km Höhenweg kommen nochmals 100 Hm Anstieg dazu. Erst beim Grillplatz Chuenz, am Wendepunkt des Ämpächli Riesenwegs,  steige ich Richtung Elm abwärts. Nach 11 Stunden ab Bahnhof Linthal erreiche ich die Sernfbrücke von Elm Schwendi und gleich darauf mein Übernachtungsquartier in Sulzbach bei Jutta und Volker - vielen Dank. Die Füße brennen, die Oberschenkel auch. Tatsächlich, es hat sich gezogen!

Tourengänger: Frankman
Communities: ÖV Touren


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Kommentare (2)


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Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 2. September 2017 um 18:26
du lieber Himmel, hattest du noch Sohlen an den Schuhen als du in Elm ankamst ?
am Sonntag wäre vielleicht die Möglichkeit gewesen bis zur Alp hochzufahren, da sie eine "Alpchilbi" veranstalteten...
Aber Hut ab, das ist eine wackere Tour, gratuliere dir !
Lg Primi

Frankman hat gesagt: Richetlipass
Gesendet am 4. September 2017 um 13:17
Hallo Primi,
vielen Dank für deinen Kommentar. Die Strecke nach Elm dauerte länger als vermutet. Zum einen war der Anstieg zur Passhöhe intensiver als gedacht, zum andern habe ich die Strecke ab Obererbs anders kalkuliert.
Ich mag es aber, am Ende einer Tour noch mal richtig Strecke zu machen, allerdings nur, wenn die Umgebung stimmt. Obererbs –Elm war in Ordnung, z.B. 45 Minuten Rigi-Dächli Goldau sind gruusig.
Take Care


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