Hochschober 3242 m und Rotspitzen 3095 m von der Hochschoberhütte aus
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Nach der Besteigung des Petzecks vor 14 Tagen wollte ich unbedingt auch den Namensgeber der Schobergruppe , den Hochschober, zu meiner Sammlung hinzufügen. Geplant hatte ich ein paar Tage in der Hochschober Hütte und vielleicht auch in der Lienzer Hütte zu bleiben. Doch schon vor der Abreise meldeten die Wetterdienste wieder nur ein kurzes Schönwetterfenster von zwei, drei Tagen. Dass am Anreisetag der eine oder andere Schauer noch nieder geht war mir klar, dass jedoch der Felbertauerntunnel wegen Murenabgang gesperrt ist und dies nicht einmal über Radio gemeldet wird, davon hatte ich erst am Sonntagmorgen in Mittersil Kenntnis. Zu spät um eine alternative Route zu wählen.
Also warte ich bis eine Meldung über die eventuelle Öffnung kommt. Nach vier Stunden warten und schlafen entscheide ich mich für die Fahrt über die Grossglockner Hochalpenstrasse, den inzwischen ist auch das Gasteiner Tal halbseitig wegen Überflutung gesperrt und in den Tauerntunnels gibt es Stau von 20 km und Blockabfertigung. Die Fahrt über die Grossglocknerstraße, die nicht gerade billig ist, macht bei Nieselregen und tief hängenden Wolken auch keinen besonderen Spaß. Jedoch nach Verlassen des Hochtortunnels nach Süden (Tunnelfahrt etwa 200 m) scheint die Sonne. Schon hatte ich überlegt auf den Spielmann 3027 m zu steigen, vom Parkplatz nur gut 500 hm, ich traute aber der Wetterlage nicht und ich hatte ja auch noch die Fahrt hinüber nach Lienz und Ainet und die Auffahrt zum Parkplatz der Hochschober Hütte vor mir. Also machte ich mich nach einer kurzen Pause auf die Weiterfahrt.
Der Umweg über die Grossglocknerstraße hatte viel Zeit beansprucht und in Lienz zogen Regenwolken auf, bei der Ankunft am Parkplatz im Leibnitztal entluden sich die Wolken mit Platzregen und Hagel. Ein Aufstieg zur Hütte hatte keinen Sinn und so wartete ich weitere zwei Stunden im Auto ab. Gegen 16.30 Uhr wurde der Regen leichter und ich machte mich auf den Weg zur Hochschober Hütte. Der Leibnitzbach, den man einige Male überquert, hatte eine bedrohliche Fülle und zeigte seine Wucht. Hoffentlich sind alle Brücken und Übergänge intakt? Ich hatte Glück, der Aufstieg zur Hütte, der gut gekennzeichnet und beschildert ist, war gut machbar, nur ein kurzes Stück von ca. 150 m war durch eine neue Mure verschüttet bzw. verschlammt. Man konnte dieses Teil jedoch umgehen und weiter oben die Rinne der Mure überqueren.
Der weitere Aufstieg zur Hütte war dann auch frei von Niederschlägen, es herrschte aber durch den aufsteigenden Dunst teilweise eine sehr mystische Stimmung. Kurz vor einer Brücke aber verstellten mir Kühe den Weg. Ich versuchte diese ausweichend zu umgehen, doch die letzte Kuh drehte um und stapfte durch den reissenden Leibnitzbach, ich dachte schon die stürzt den nahen Wasserfall hinab, aber nein, sie kam wohl behalten drüben an, sah aus als wisse sie was sie tut. In der Hütte wurde ich schon erwartet und mit Vornamen begrüßt, denn ich war noch er einzige der fehlte, die anderen hatten alle abgesagt. Zu der Zeit waren wir fünf Gäste, zwei kamen noch nach, jedoch unangemeldet. Bis auf ein Paar wollten am nächsten Tag alle auf den Hochschober. War eine sehr nette Runde bis zum Schlafengehen.
Am anderen Morgen war herrlicher Sonnenschein. Ich hatte geplant über die Schoberlacke und die Staniskascharte auf den Hochschober zu steigen und am Rückweg noch auf die Rotspitzen zu gehen, wenn der Akku noch was hergibt. Gesagt, getan. Der Aufstieg im unteren Teil ist relativ gemütlich und führt immer wieder über kleine Bachläufe, vorbei an der Schoberlacke und an Kleines und Langes Schöberl. Dann dreht der Steig nach rechts hinüber zum Fuß des Hochschoberfelsmassives. Ab hier werden auch die Hände gebraucht für den Zustieg zur Staniskascharte. Der Steig führt in diesem Teil immer am Felsansatz hoch, nur am Anfang ist die erste Hürde etwas heikler, könnte aber auch nach links im Schotter umgangen werden, aber danach ist alles machbar bis zur Staniskascharte.
Dort treffe ich die beiden Nachzügler von gestern, Christina und John. John muß wegen einer OP und Trainingsrückstand die Sache etwas langsamer angehen. In der Scharte eröffnet sich bereits eine tolle Aussicht nach Norden. Der Großvenediger fällt hier sofort ins Blickfeld. Während der kurzen Pause möchte ich etwas trinken und bemerke mit Schrecken, dass ich meine Flaschen in der Hütte vergessen hatte. Naja, dann wird es mit den Rotspitzen nichts mehr. Gleich von der Scharte heraus geht es nach rechts etwas steiler auf den Westgrat des Hochschobers, teilsweise in leichter Blockkletterei, dann auch wieder in sandigen Pfaden. Zum Glück finde ich vom Vortag immer wieder Stellen wo der Hagel sich gesammelt hat und kann meinen Durst mit Eislutschen etwas stillen. Zusammen mit zwei Fruchtbreitüten komme ich ganz gut über die Runde. Mit der Eissuche verliere ich einiges an Zeit.
Nach einem kurzen Aufschwung kann ich einen Blick zum Großglockner erhaschen, der von den letzten Unwettertagen noch ein weißes Kleid hat. Leider wird die Wolkenbildung von unten herauf immer mehr und ich fürchte den Hochschober im Nebel zu erreichen. Auf der rechten Seite des Grates wird dann ein erster Blick zum Gipfelkreuz frei und es scheint, dass das Wetter um den Hochschober etwas stabiler ist als rundherum, wobei das jammern auf hohem Niveau ist. Der Steig wechselt mal von der Nord- auf die Südseite und wieder zurück um dann wieder auf breitem Grat den Weg fortzusetzen. Zuletzt gilt es noch einen steileren Aufschwung mit Seilversicherung zu überwinden um auf den Gipfelgrat zu gelangen.
Zum Glück ragen noch alle bekannteren Bergspitzen aus den Wolken heraus und damit ist auch das Gipfelerlebnis eines der besonderen Art. Großglockner, Großvenediger, Großes Wiesbachhorn, Hoher Sonnblick, Glödis, Hochalmspitze, Petzeck usw. sind alle gut sichtbar; ein Traum! Für eine schöne Zeit kann ich alles alleine geniessen. Dann sehe ich wie das Paar aus Oberösterreich von Südosten auf den Gipfel hochsteigen, sie haben eine Überscheitung über den Gartlsee, Leibnitztörl, Aufstieg über den Südostgrat und Abstieg über die Staniskascharte geplant. Wir kennen uns bereits von der Hütte, nach dem üblichen "Berg heil", gegenseitigem fotografieren und Erfahrungsaustausch planen wir gemeinsam zur Staniskascharte abzu- steigen. Beide hatten den Aufstieg vom Gartlsee schon vor ca. 30 jahren gemacht und in nicht so schwierig in Erinnerung. Schon auf den ersten Metern im Abstieg merke ich, daß sie meinem Tempo nicht folgen können bzw. wollen, ich bremse deshalb meinen Abwärtsdrang und helfe ihnen etwas über die heikleren Stellen, die ich vom Aufstieg ja schon kannte.
Christina und John haben wir auch getroffen, die beiden sind immer noch gemütlich im Aufstieg, haben aber nicht mehr weit zum Gipfel. In der Staniskascharte angelangt übergibt mir die Frau ihre Trinkflasche, damit ich noch auf die Rotspitzen gehen kann. Ein sehr feiner Zug, für den ich mich hier ausdrücklich nochmal bedanken möchte. Leider haben wir versäumt unsere Namen auszutauschen, deshalb die unpersönliche Anrede, die ich zu entschuldigen bitte. Die Beiden gehen ab hier wieder alleine zur Hütte. Ich begebe mich auf den unmarkierten Weg zu den Rotspitzen, der direkt aus der Scharte heraus in westlicher Richtung startet.
Der Aufstieg bewegt sich fast direkt auf den Gipfel zu, bietet viel Geröll, aber es gibt einige Steinmännchen die alles etwas vereinfachen. Einmal umgehe ich ein steiles Geröllfeld links über Platten, die ganz gut abgestuft waren und gute Tritte boten. In weniger als 30 min. stehe ich auf dem Ostgipfel der Rotspitzen mit 3095 m. Den Überstieg zum südlichen Gipfel mit 3096 m spare ich mir heute, den die Nebelschwaden ziehen herauf und die Aussicht kann auch nicht mehr bieten. Zum Abschluß darf ich nochmal einen Blick auf Großglockner und Großen Venediger genießen. Zufrieden mache ich mich auf den Rückweg zur Hochschoberhütte über die Staniskascharte und den bekannten Aufstiegsweg.
Fazit: Sollte ich nochmal auf den Hochschober steigen, würde ich eine andere Route wählen. Den Aufstieg würde ich über Gartlsee und Leibnitztörl versuchen, vom Gipfel die Überschreitung zur Staniskascharte durchführen und dann die Rotspitzen noch besuchen.
Tourengänger:
jagawirtha

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