Hochschober, 3240 m - heikel bei Nässe und Schneefall!


Publiziert von sqplayer , 5. September 2014 um 18:54.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Schober-Gruppe
Tour Datum:18 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:ca. 14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lienz nach Ainet, durch den Ort durch, dann die kleine Straße rechts abbiegen mit gelber Ausschilderung "Hochschoberhütte", eine ganze Weile in Serpentinen aufwärts bis zum Parkplatz an der Leibnizbachbrücke auf ca. 1600 m.

Ein Ziel, das ich lange allein schon wegen des lustigen Namens besteigen wollte, war der Hochschober in der Schobergruppe südlich des Großglockner. Die Tour ab der Leibnizbachbrücke (Parkplatz) ist in zwei Tagen gut machbar, ohne sich überanzustrengen.

Am 18.8.2014 stieg ich nachmittags also zur Hochschoberhütte auf, die von Wirt Harry Luca und seinen zwei Mitarbeiterinnen liebevoll geführt wird.

Immer am Leibnizbach entlang ging es bei bestem Wetter sehr malerisch zunächst durch Wald und schließlich Grashänge hoch zur erst 1986 erbauten Hochschoberhütte. Die Hütte wirkte dementsprechend neu und machte einen sehr guten Eindruck. Abends genehmigte ich mir Tiroler Knödel und ein paar Skiwasser, zum Nachtisch hervorragenden Apfelstrudel und einen Zirbeschnaps als Einschlafhilfe. Die Nacht im Lager im ersten Stock war sehr angenehm und ich habe nicht gefroreren (das sollte am Venediger erst noch kommen....Stichwort Defreggerhaus :-)).

Am nächsten Morgen um vier wunderte ich mich, dass auf einmal alle aufbrachen. Ich dachte so, sieben Uhr reicht auch noch :-) Als ich nach dem Aufwachen aus dem Fenster schaute, war der Hochschober sogar noch sichtbar.

Also ging ich um ca. 7:30 noch frohen Mutes los. Zunächst durchquerte ich die Grasebene hinter der Hütte und ging Richtung Staniskascharte. Hierbei war ein Flußlauf zu überqueren. Ich gelangte bald darauf zum ersten Aufschwung, wo ich zwei nette Herren aus Hamburg überholte, die ich später noch wiedertreffen sollte. Dann landete ich auf dem nächsten Plateau, wo ein kleiner See war (Schoberlacke).

Den See passierte ich links. Bald geriet ich in eine Halde mit Blöcken, durch die ich meinen Weg suchte (Trittsicherheit, einige Markierungen). Nach den Blöcken kam für mich die schwerste Stelle: eine ca. 7 m hoher Steilstufe war zu erklimmen. Die fand ich etwas heikel, da die Tritte nicht sehr groß waren und ich auf den einen zunächst mit dem Knie rauf musste, weil er zu hoch für den Fuß war. Man kann die Stufe aber auch links durch ein Geröllfeld umgehen, was dann ungefährlich, aber anstrengender ist.

Nun geht es, rechterhand immer die westliche Felswand vom Hochschober, steil aufwärts über rutschiges Geröll und kleine Schneefelder zur Staniskascharte.

Leider hatte es sich ganz schön zugezogen und als ich in der Scharte ankam, war es ziemlich kalt und die Sichtweite betrug nur noch 50 m. Na super! Es war bis auf einige Böen aber weitgehend windstill. Ich horchte, ob die beiden Herren im Nebel noch hinter mir waren, aber sie waren anscheinend umgedreht. Hm...sollte ich es alleine Wagen? Hochschober: 1 h stand da auf dem hübschen Wegweiser. Was wäre, wenn es zu schneien oder regenen anfängt? Unter diesen Bedingungen gilt der Aufstieg als heikel.

Nach einigem Nachdenken beschloss ich es dennoch zu wagen. Es waren eben Wolken da, aber die Wetterlage war sonst recht stabil. Über Blöcke klettert man zunächst etwas steil empor und steigt dann auf sandigen Pfaden in der Südflanke empor, wechselt später in die Nordflanke.

Irgendwann kam ich auf einen fast ebenen breiten Grat. Hiernach kam dann noch einige einfache Block-und Felskletterei, teilweise drahtseilversichert aber eher ungefährlich (man kann links der Drahtsteile über einen kleinen Pfad gehen) und dann über Blöcke zum Gipfel.

Kaum war ich am Gipfel angekommen, fing es leicht an zu regnen (Schneeregen). Au weia...in sämtlichen Berichten wurde ja vor Nässe am Grat gewarnt. Also sah ich zu, dass ich wieder runterkam. Ein Helikopter würde mich hier nicht bergen können und der Hüttenwirt hatte sicher auch keine Lust, das Apfellstrudelbacken zu unterbrechen, um einen abgestürzten Hamburger zu bergen. Der Schnee blieb nicht liegen, aber in Minuten waren die Felsblöcke nass und einige davon recht rutschig. Ich war froh, als ich die dann heikle Drahtsteilstelle hinter mir hatte und ging zügig den Grat wieder abwärts. Die sandigen Pfadspuren sind bei Nässe nicht so schlimm, aber bei der Blockkletterei im unteren Teil muss man sich wieder etwas zusammenreißen. Da ich allein unterwegs war, war ich extrem konzentriert und angespannt.

In der Stanikskascharte nahm ich die dort deponierten Wanderstöcke wieder mit und ziemlich steil ging es nach der Scharte über Geröll "obi" (österreichisch für abwärts). Die Kletterstelle umging ich jetzt rechts über die Geröllhalde, die ziemlich rutschig war, sowie ein Schneefeld, über dass ich wieder auf den jetzt unschwierigen Pfad kam. Dann stakste ich wieder über die Felsblöcke und danach war ja nur noch der unschwierige Pfad in Serpentinen zurück zur Hütte, wo ich noch ein weiteres Stück des herrlichen Apfelstrudels genoss und auch die älteren Herrschaften wiedertraf, die mich ausgiebig zu meinem Hochschober-Abenteuer befragten. Nach einem kurzen Smalltalk mit der österreichischen Kellnerin ging es dann in 1,5 Stunden bei regnerischem Wetter zum Parkplatz zurück.

Fazit: bei Nässe nicht empfehlenswert, aber sonst eine nette einfache Kletterei am Grat, der Rest unschwierig. Die Aussicht bei Schönwetter muss hier wirklich toll sein.

Warnung: auf den Wiesen hinter der Hütte kam wurde ich auf dem Rückweg von ca. 50 Schafen verfolgt. Ich weiß nicht genau, was sie gegen mich hatten, aber sie blökten ziemlich aggressiv und ich war froh, über den Fluß fliehen zu können. Ich kann vor diesen Schafen nur warnen! :-)

Tourengänger: sqplayer


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Erdinger hat gesagt:
Gesendet am 17. Oktober 2014 um 16:21
Warst du mittlerweile beim Frisör? Eine schöne Tour hast du gemacht. Dem Wetter getrotzt! Viele Grüße

sqplayer hat gesagt: ja....
Gesendet am 17. Oktober 2014 um 21:30
...gerade vor ein paar Tagen. Das hält jetzt wieder drei Monate :-D Kostet immerhin 13 € ;-)


Kommentar hinzufügen»