Großer Greiner (3201 m) - gemeiner ist keiner!


Publiziert von 83_Stefan , 31. Mai 2018 um 23:23.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum: 7 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Zillertal via Breitlahner auf der Mautstraße hinauf zum Schlegeisspeicher. Der Straße bis zum Ende zum letzten Parkplatz folgen ("Zamsgatterl").
Unterkunftmöglichkeiten:Furtschaglhaus (2293 m, DAV-Sektion Berlin).
Kartennummer:AV-Karte 35/1 - Zillertaler Alpen West.

Eine Prise Sadismus lässt sich dem Großen Greiner nicht absprechen. Zuerst lässt er die beiden Protagonisten eine steile Flanke hochkriechen und einen ausgesetzten Grat begehen, bevor er ein unüberwindliches Hindernis in den Weg stellt und sie wie Schulkinder abblitzen lässt. Beim Rückweg zeigt er dann, wo der eigentliche Anstieg hinaufgegangen wäre. Aber so leicht geben die beiden Möchtegern-Bergsteiger nicht auf und mühen sich nun auf richtiger Route hinauf zum großen Steinmann, den sie für den Gipfel gehalten haben. Doch denkste - der Große Greiner zeigt ihnen wieder die kalte Schulter und in Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit müssen sie sich mit dem Vorgipfel begnügen. Und wenn der Berg nicht den Witterungseinflüssen zum Opfer gefallen ist, lacht er sie heute noch aus...

Vom letzten Parkplatz folgt man dem Fahrweg entlang des Schlegeisspeichers nach Süden in den Schlegeisgrund. Kurz vor dem Ende der Straße zweigt nach links der Steig zum Furtschaglhaus ab, der unter der Trasse der Materialseilbahn hinauf zur Hütte leitet. Die Ausblicke auf den hochalpinen, vergletscherten Talschluss sind schon jetzt enorm und der Hochfeiler gehenüber zeigt sich von seiner Schokoladenseite.

An der Hütte folgt man noch ein Stück dem Wanderweg in Richtung Schönbichler Horn, bis an einem Steinmann Spuren nach links hinauf zum unbedeutenden Furtschaglkopf abzweigen (kein Wegweiser). Anfangs verlaufen diese - mit Stangen markiert - durch eine Wiese hinauf zum Nordwestrücken der Talggenköpfe (Furtschaglkopf als netter Aussichtspunkt), dann leiten sie weniger steil ansteigend durch Blockgelände und Schutt hinüber ins Kar unter dem Großen Greiner. Dort enden abrupt die bis dato luxuriösen Markierungen und prompt sich ein Wegfindungsproblem ein.

Der ehemals offenbar bezeichnete Einstieg zum Großen Möseler ist im Gegensatz zum frisch markierten Steig mittlerweile nicht mehr als solcher erkennbar. An der letzten Markierung visiert man die Stelle an, an der der Schutt am weitesten zu den Felsen hinauf reicht. Dort hält man sich ein wenig links und kraxelt ein paar Meter am Fels hinauf (II-); wenn man richtig ist, sollte man bald einen Steinmann sowie eine stark verbliche, alte Markierung entdecken. Ab hier ist die Route durch Steinmänner einigermaßen gut bezeichnet. Man folgt ihnen im Zickzack durch steiles Gehgelände hinauf zum Grat.

Genussreich leitet der Blockgrat ohne größere Schwierigkeit zum markanten Steinmann am Vorgipfel hinauf (bis I). Der Weiterweg zum etwas höheren Hauptgipfel ist schmal und wesentlich anspruchsvoller, in Anbetracht der deutlich fortgeschrittenen Tageszeit und der Abgeschiedenheit dieses ernsten Berges müssen wir den Übergang leider auf ein nächstes Mal vertagen. Aber auch der Besuch des Vorgipfels alleine ist schon lohnend - Schaustücke gibt's genug! Da wären beispielsweise der Hochfeiler mit seiner Nordwand, die vergletscherte Nordseite des Großen Möselers sowie der Schlegeisspeicher mit den dreisten Drei Olperer, Fußstein und Schrammacher zu nennen. Man befindet sich hier auf bestem Aussichtsbalkon vor dem hier ungemein mächtigen Zillertaler Hauptkamm.

Der Abstieg verläuft entlang der Aufstiegsroute. Am Furtschaglhaus bietet sich noch eine Stärkung an, der Weg zum Parkplatz ist auch von dort noch weit genug.

Schwierigkeiten:
Vom Schlegeisspeicher zum Furtschaglhaus: T2 (Fahrweg, später breiter Steig).
Markierte Spuren zum Fuß des Großen Greiners: T2 (neue Markierungen, aber kein ausgeprägter Steig, Vorsicht bei Nebel!).
Anstieg zum Großen Greiner (Vorgipfel): T5, II- (Schlüsselstelle am Einstieg vom Schutt in die Felsen, Markierung am Einstieg mittlerweile nur noch in direkter Nähe als solche zu erkennen).

Fazit:
Eine eindrucksvolle 5*-Tour in direktem Angesicht des Zillertaler Hauptkamms. Die großartige Kulisse prägt die Unternehmung bereits kurz nach dem Start, man weiß kaum, wo man am liebsten hinschaut. Mit dem Furtschaglhaus bietet sich die Möglichkeit, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen. Wenn man erstmal den richtigen Einstieg gefunden hat, ist der Anstieg einfacher, als erwartet. Vorsicht - wer (wie wir) nach dem Ende des markierten Anstiegs weiter quert und dort zum Grat hinaufsteigt, kommt in ziemlich heikles Gelände. Keine Steinmänner heißt definitiv falsche Route!

Mit auf Tour: Bäda.

Kategorien: Zillertaler Alpen, 5*-Tour, 3200er, T5.

Tourengänger: 83_Stefan


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