Blaueishütte via Wimbachgries, Eisbodenscharte und Schärtenspitze


Publiziert von rennt0815 , 8. Juli 2017 um 18:55.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:23 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1280 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:keine
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Parkplatz Wimbachbrücke oder Seeklause/ Hintersee
Unterkunftmöglichkeiten:Blaueishütte, Wimbachgrieshütte
Kartennummer:BY 21

Früh um 4.30h stehen wir vor der Wimbachgrieshütte, fest entschlossen, die Watzmannüberschreitung von Süden nach Norden mit dem Watzmannhaus als Tagesziel zu beginnen. Eine Mischung von Zwicken in meiner Wade... und von Lustlosigkeit führt zu einer Umplanung: Fabian geht alleine los, ich aber gehe talabwärts, um auf verschlungenen Wegen die Blaueishütte anzusteuern.

Erstes Licht taucht das Tal in Pastellfarben, das Gras ist taufeucht, die Gemsen, die mich nah herankommen lassen, scheinen auch noch müde zu sein. Nach einer halben Stunden erster Handyempfang, gemeldet durch ein Klingeln all der Nachrichten, die mich in den vergangenen drei Tagen zum Glück nicht erreicht haben. Kurz vor dem Wimbachschloß, einer Ausflugsgaststätte (auch während der Betriebszeiten würde ich immer dran vorbeigehen- die Koch"künste" sind einfach Müll), führt der Weg Nr.486 gut 650 HM hinauf zur Hochalmscharte (1599m), erreicht in 1 ¼ h. In steten Serpentinen gewinnt man schnell an Höhe, gegenüber schaut man in die Watzmannwestwand, unterhalb fließt der Schuttstrom des Wimbachgrieses, eingerahmt vom Watzmannstock und dem Hochkaltermassiv. Eine Handvoll versicherte Stellen (W3, KS 1), ansonsten ist es in der kühlen Frühe noch angenehm zu gehen. Aber schon um 8 Uhr wird es warm, sehr warm.

Die Hochalmscharte erlaubt nach drei Stunden gemütlichen Gehens einen schönen Rundumblick auf Watzmann und Hochalm, dahinter Ramsau. Nun führt der Weg 100 HM hinunter durch Latschen und Gebüsch, gesäumt von unzähligen Frühlingsblüten zur Hochalm, nur um dann erneut durch eben solche Umgebung zu den Wänden unterhalb der Blaueisumrahmung einschließlich der Schärtenspitze hinauf zur Eisbodenscharte anzusteigen. Hier ist es schon brutal heiß, die Hitze reflektiert an den Felsen. Eine Quelle, gelegen kurz nachdem der Steig zur Scharte von dem offiziellen Weg 486 abzweigt ist, erwähnenswert (Pinnchen nötig!). Jetzt geht es einen Grad schärfer weiter. Der AV- Führer vergibt eine W4 und KS 1/2  (wegen der durchgehenden Versicherung zur Scharte hinauf?), ich nenne es wegen der Schneefelder und der Ablehnung des Stahlseils W4/I. Zunächst geht (springt) man über Karstformationen aller Art, danach direkt unterhalb der Wand durch steile Schotterfelder mit viel Restschnee; von oben hagelt es Steine, also Helm auf. Eine steile Rinne hinauf (I) macht richtig Spaß, teilweise, wenn man dem Stahlseil mehr vertraut, kann man sie umgehen;  fix steht man auf der Eisbodenscharte (2049m): in lockeren 2 ¼ h ab der Hochalmscharte. Sie erlaubt einen ersten Einblick auf das Blaueis und den Normalweg zum Hochkalter über den „Schönen Fleck“ westlich gegenüber.

Wenn man schon mal hier ist, dann bitte auf einem absolut fantastischen, weil exponierten Weg entlang des Grats hinüber zur Schärtenspitze (2163m); man sieht weit unten den Hintersee bei Ramsau, im Osten im Gegenlicht der jungen Morgensonne Hocheck, Mittel- und Südspitze des Sehnsuchtsbergs; Fabian ist inzwischen bestimmt schon kurz vor dem Hocheck angelangt. Im Süden, neben dem Hochkaltergipfel im Hintergrund der Große Hundstod (2593m), auf dem ich gestern noch stand und den Watzmann als nächstes Ziel angepeilt und bewundert hatte. Alles in allem ein sehr imposanter Blick auf mehrere begehrte Massive.

Auf dem Blaueis gewinnt eine Schar Ameisen im Zickzackgang Höhe. Wie sich später herausstellt, ist das eine Grundkursgruppe „Eis“ der DAV- Sektion Duisburg. Der Abstieg zur Hütte bedarf erhöhter Konzentration: nur 500 HM, aber eher unangenehmes, weil bröseliges und steiles Gelände (1,3 km, W4, KS 1/2). Was tut man nicht alles für den sagenumwobenen Kuchen der Wirtin der Blaueishütte. Im Rund der Blaueisumrahmung erstmals wieder Menschen: allerlei Klettervolk, vor allem aber Tagesausflügler, die den kläglichen Rest des nördlichsten Gletschers der Alpen vor seinem endgültigen Verschwinden noch schnell fotografieren wollen.

Fazit: eine ausgewogene Mischung aus angenehmem Wandern mit sportlichem Anspruch und etwas leichter Kletterei, dazu schöne Natureindrücke des blühenden Frühlings (Wimbachgries, Hochalm). Ab der Blaueishütte allerdings wenig Alternativen für den Weiterweg, wenn man es eher lockerer mag. Über den Schönen Fleck oder die Blaueisscharte zum Hochkalter (I/ II) ist schon heftiger, zur Schärtenalm und dann mehrere Alternativen zum Abstieg sind eher moderat. Interessant wäre ein Abstecher ab der Blaueishütte zum Steinberg (Überschreitung denkbar, ein gut markierter Steig führt nordwärts durch den Wald bis zur Schärtenalm). Ich nehme am Folgetag via Schärtenalm den wun-der-schönen, überwiegend im Schatten des Waldes verlaufenden Schärtensteig (exponiert, schmal, räumliches Sehvermögen schadet nicht) über Mitterkaserdiensthütte, Eckaualm und Weg Nr. 486a zur Wimbachklamm- die Hochkalterüberschreitung fällt wegen extrem starken Winds nämlich ins Wasser. Wie sagt man so schön? "Der läuft ja nicht weg!".

Tourengänger: rennt0815


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