Großer Widderstein (2533m) - Südwestwand (8-11 SL, 300m)


Publiziert von pete85 , 6. Juli 2017 um 18:56.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 4 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: V- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m


Unsere Seillängen mit unseren Bewertungsvorschlägen:

1.SL        4+, 47 m
2.SL        1, 15 m
3.SL        4, 35 m
4.SL        4-, 42 m
5.SL        Gehgelände, 10 m
6.SL        4-, 25 m
7.SL        4-, 25 m
8.SL        3+, 15 m
9.SL        5, 20 m
10.SL      4, 40 m
11.SL      3, 30 m 


(Laut Topo sehen die SL wie folgt aus:

1.SL        4+, 40 m??? bzw. überhaupt keine Meterangabe..., da sich die 40 m eher auf die 3- beziehen...
2.SL        5-, 30 m
3.SL        4-, 45 m
4.SL        4-, 25 m
5.SL        4-, 40 m
6.SL        4+, 25 m
7.SL        3+, 45 m
8.SL        2, 30 m
)

Um das Ganze in 8 SL zu schaffen benötigt man aber ein 60 m Seil (geht aus dem Original-Topo wegen der falschen Längenangaben leider nicht hervor). Mit unserem 50 m Doppelseil war die Tour so nicht in 8 SL zu schaffen.


Zur Tour selbst:

Die 1. SL kann man entweder über einen brüchigen Anstieg von rechts angehen, oder aber zum tiefsten Punkt (Steinmännchen und alter NH) queren und dort mit einer 4+ Seillänge beginnen. Man beginnt links vom NH, kann mit Keilen vor der 4+ -Passage sichern und steigt in steilem Gelände ca. 47 Meter nach oben bis zum Standplatz an einem NH (mit Keilen/Friends verbessern). Der Fels ist wunderbar brüchig, mir ist in der Schlüsselpassage ein kopfgroßer Tritt ausgebrochen - wie bereits am Tag zuvor am Südgrat und das trotz sehr vorsichtiger Kletterei (mir bricht wirklich äußerst selten was weg, ich möchte hier einfach nochmal auf die Brüchigkeit des Gesteins hinweisen, damit das Niemand unterschätzt).
Die 2. SL führt dann in leichter Kraxelei/Gehgelände hin zum 1. Bohrhakenstand. Von diesem geht es dann (3. SL) fast direkt nach oben (leicht rechts haltend) hin zu einem BH, Gelände ist vor allem auf den erstem Metern wunderbar griffig und man wähnt sich in deutlich besserem Gelände...
Eine 5- konnten wir aber trotz direkter Linie nach oben (und vorbeiklettern am BH wie im Topo angegeben) nicht erkennen, eine 4 passt eher.
Unsere 4. SL war dann ein Großteil der Quergangsseillänge (50 m reichen entgegen dem Topo nicht aus bis zum nächsten BH-Stand). Diese war noch etwas nass, aber bot auch festes Gestein. Im Quergang steckt sogar 1 BH und 2 NH. Stand wird dann an 2 nicht perfekten NH bezogen - Stand ausbessern mit Keilen.
Danach 10 m queren zum eigentlichen BH-Stand (5. SL).
In der 6. SL geht es links vom Stand einen kurzen Riss nach oben, später wird in sehr brüchigem Gelände (Schotter liegt halt auf jedem Band) nach rechts oben gequert und Stand bezogen am unteren Ende einer Rinne (warum baut man den nicht 1-2 Meter daneben???). Der Vorsteiger muss dementsprechend in SL 7 aufpassen, dass er seinen Seilpartner nicht mit Steinen eindeckt (am Kamin die linke Kante erklettern), wir nutzten die Möglichkeit für einen Zwischenstand an einem BH vor der Rechtsquerung, was außerdem die Steinschlaggefahr mindert.
SL 8 führt dann nach schräg rechts oben (3+), an vielen großen Brocken vorbei und darüber hinweg. Hier heißt es vorsichtig greifen und möglichst keinen Witwenmacher anfassen, bevor man sich selbst darunter begräbt. Stand wird links von einem Riss bezogen.
In der folgenden SL kam unserer Meinung nach auch die Schlüsselstelle (ca. 5) direkt im Riss, knapp 3-4 Meter über dem Stand. Ich bin gutgriffig nach links (trittarm, eher überhängend) und dachte, dass es rechts vielleicht leichter sei. Meine Freundin hat es aber auch rechts probiert (bessere Tritte, wenig Griffe) und ist dann auch nach links ausgewichen mit der Folge, dass sie aufgrund des Kraftmangels kurz pausieren musste - das spricht unserer Meinung nach gegen einen 4er.
Danach habe ich unnötig lange nach dem Stand gesucht (falsch im Topo eingezeichnet, befindet sich nicht auf dem nächsten Absatz, sondern direkt an der Wand am Ende des Schotterfeldes). Ich bin also zunächst hoch, dann wieder zurück geklettert und habe weiter unten an Friends Stand bezogen nur um danach beim Blick nach rechts zu merken, dass dort ein BH sitzt (50 cm daneben). Eine Stelle an der ich einfach auch keinen vermutet hätte (Ende einer Schotterrinne).
Die 10. SL führt möglicherweise eher weiter links durch einen Kamin, mich lachte aber der Riss direkt voraus an, so dass wir durch diesen nach oben kletterten (ca. 4). Es lohnt sich dafür etwas größere Keile/Hexentricks mitzunehmen - meine Sicherungsmöglichkeiten waren dadurch leider begrenzt, auch wenn sich dieses Schlusswandl nochmal lohnen sollte (weitgehend festes Gestein, schöne Züge).
Stand oberhalb des Risses an BH. Die letzte SL folgt links einem kurzen Riss (kurz 3), dann in sehr leichter Kletterei eher nach rechts hin zum Ausstieg und letzten BH.


Fazit:
Wie man im Kletterführer den Fels als "kompakt und fest" bezeichnen kann ist mir ein Rätsel. Auf die ersten Meter der 3. SL trifft das zu - und das war's dann auch.
Als Alpintour absolut vertretbar, abgesehen von 2 in unseren Augen etwas unglücklich (am Ende einer Rinne) gelegenen Standplätzen eine gute Sanierung. Die Tour folgt gerade im unteren Teil logischen Linien, im oberen hat man mitunter das Gefühl, dass sich auch mal für die brüchigere Variante entschieden wurde...
An Material sollten Keile/Friends, Bandschlingen und auch Hammer, sowie 1-2 Haken dabei sein, zumindest wenn man kein 60m Seil dabei hat und somit auch an NH Stand beziehen muss. Sicherungsmöglichkeiten sind fast durchwegs gut.
Als Alpintour gibt's eine Empfehlung, aber fester Fels ist hier rar gesät....

Tourengänger: pete85


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