Adventure Bike im Bann des Beverins: Schons nach Lumnezia:


Publiziert von nprace , 18. Juni 2017 um 13:27.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Safiental
Tour Datum:17 Juni 2017
Mountainbike Schwierigkeit: SS - Fahrtechnisch sehr schwere Tour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 3100 m
Abstieg: 3100 m
Strecke:Zilis, Wergenstein, Carnusapass, Glaspass,Safienplatz, Güner Lucki, Duvin, Ilanz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB bis Zilis
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Rhb ab Ilanz
Unterkunftmöglichkeiten:Wergenstein
Kartennummer:Thusis, Ilanz

Adventure biking hiess das Thema meiner neusten Tour. Immer auf der Suche nach neuen Wegen habe ich eine schier endlose Trailkombination aus wilden, undokumentierte, Wegen zwischen Schons und Val Lumnezia ausprobiert. Wie so oft bei solchen Unternehmen besteht das Risiko, dass man sich total verschätzt. Dieses Mal, im Bann des Piz Beverin, düfte ich einer meiner grossartigste Biketouren erleben.

 

Freitag Abend bin ich nach Wergenstein von Zillis hinaufgekurbelt. Bei kühler Luft, einem roten Abendhimmel und in einer erstaunlich tiefen Ruhe hatte ich den Eindruck den einzigen Mensch auf der Welt zu sein.

Nach einer ruhigen Nacht  bin ich kurz vor 8 Uhr bei wolkenlosem Himmel via Dumagns nach Tguma bequem auf der Teerstrasse hinaufgekurbelt. Ich bin von zwei Autos überholt worden, sonst bewegen sich hier um diese Uhrzeit nur die Zahlreiche Murmeltiere und die endlosen Wiesen im Wind. Vom Parkplatz bei Tguma unter dem Punkt 2402 habe ich zur Bikeportage gewechselt und kurz vor 10 Uhr stand ich auf dem Carnusapass. Es zog einen kühlen Wind und zwischen den Nebelbänken zeigt sich der mächtige, wenn von dieser Seite nicht sehr ausgeprägten Beverin Gipfelbau. Der Weg ins Carnusatal hat über die erste paar hundert Höhenmeter exzellent ausgesehen: einen feinen Schotter mit leichtem Gefälle. Abfahrtsmodus rein und ab in die Abenteuer. Bis Punkt 2505 stecken ein paar technische Spitzkehren welche durch von Kühen verursachten tiefen Furchen im weichem Boden noch anspruchsvoller sind. Ein paar Schneefelder haben den Flow etwas unterbrochen aber sie waren kurz. Weiter bis Schonbode 2390 ist der Weg weniger von Kühen geprägt da er steiniger und verblockter ist. Hier lässt sich mit Engagement abgesehen von zwei sehr rutschige Querungen exzellent fahren. Weiter, bis 2363 ist der Weg komplex mit mehreren von Kuhen ausgetrampelten Wegen welche mit genügend Ausblick, und geschickten Linienwahl sich gut fahren lassen. Ab hier bis zur Tritthütta wird für einen Moment geschoben. Die Erde ist so weich und die Kühe habe hier so tiefen Furchen geschnitten, dass ein sinnvolles Durchkommen auf dem Velo fast unmöglich ist: teilweise steckte die Frontachse in den Seite fest! Ab Tritthütta beginnt einen wilden Ritt welche fast ununterbrochen bis zu Carnusabach geht. Der Weg ist komplex: eine Mischung aus Kuh Furchen, losen Stein, exzellent Erde, Gras, grossen Absätze und mehrere Linienoptionen. Eine solche On-Sight Befahrung ist dann doch recht anspruchsvoll aber für irgendetwas hat man doch 170mm Federweg… Mit einer letzten Umfahrung einer Herde welche sich Mitte im Weg gesetzt hat erreicht man durch Schlam die Carnusahütte. Hinter einem Stromzaun steckt dann ein exzellenten, wenn kurzen Singletrail welche nach den vorherigen 900hm wie Seide sich anfühlt und leitet direkt zur Brücke beim Carnusabach.

 

Schwierigkeit: Mehrheitlich obere S2 mit regelmässige S3 Passagen. Als Testtouren empfehle ich die folgen Bündner Trails: Parpaner Rothorn nach Sanaspans, Gotschnagrat und Suvrettaloop (explizit die geröllige Spitzkehren). Wer alle diese Trails fahren kann ohne absteigen zu müssen macht im Carnusatal sicher eine gute Figur. Sonst wird es eine grosse Frust…

 

Vom Carnusabach konnte ich glücklicherweise das Velo wieder zum Glaspass schieben anstatt tragen und das noch im Schatten. Hier auch sind die Wiesen wunderschön und bilden einen fantastischen Kontrast gegen den blauen Himmel und wilden Abbrüche der Westwand des Piz Beverin. Ich bin der Veloweg folgend nach Inner Glas gefahren und beim letzten Haus in das Singletrail gestochen. Der Weg ist sehr gut erhalten und immer wieder überrascht mit Wurzel, technischen Spitzkehren, Steinplatten und schönem Waldboden - eigentlich alles was man sich so wünscht. Ca um 12:15 bin ich in Safienplatz angekommen und habe die erste grössere Pause unter einem Baum beim Pool (Speichersee) eingelegt.

 

Schwierigkeit: Tiefen bis mittleren S2. Testtouren: Jakobshorn nach Sertig, Pischahorn, Alpseeli (Parpaner Rothorn - Arosa), Dreibündesstein (spezifisch die Wege herrunter nach Rotenbrunnen).

 

Meinen Weg führt jetzt über den riesigen Westhang des Safientals zur Güner Lucki hoch. Die Alpwirtschaft hat hier mehrere super Strasse bereits gebaut und ich konnte ungestört und in herrlicher Ruhe - dennoch intensiv schwitzend - zur Zaloner Hütte hinaufkurbeln wo die zweite und längste Bikeportage bevorstand. Mittlerweile haben sich Wolken eingesetzt was mir nur recht war. Es war kurz nach 15 Uhr als ich die letzte Meter zum Pass gemeistert habe und das Velo von den Schulter abnehmen konnte. Konditionell habe ich mich sehr gut gefühlt, merkte aber, dass das Konzentrationvermögen nicht ganz frisch war - solche Trails zu fahren ist wie ein grosses Puzzelspiel...oder Labyrinth zu lösen… Die Sicht reichte vom Oberalpgebiet bis zum Bernina über Adula und Tödi. Sehr cool hier allein unterwegs zu sein. Anyway, Stärkung geholt, Abfahrstmodus rein und los. Der Weg ins Val da Pitasch ist genau so von Kühen kaputtgetrampelt wie die andere aber mehrheitlich gut fahrbar. Da der Hang aber steiler ist gibt es weniger Ausweichsmöglichkeiten und ich wurde mehrmals zum Abstieg gezwungen an Stellen die einfach zu tief und schmall für meine Pedalen waren… Zwisch Punkt 2260 und 1852 ist der Weg steiniger und dadurch weniger ausgetrampelt - hier lässt es sich wirklich krachen lassen. Weiter bis zum Punkt 1663 fährt man eine Schotterstrasse welche schon bessere Zeiten gesehen hat und mehr an ein Trial erinnert. Sprüngen, lose Steinen, Grasbäcken usw. erhöhen den Fahrspass. Ab 1663 bis 1269 führt einen sehr schnellen Naturtrail durch den schönen Wald. Leider ist dieses Abschnitt ziemlich gerade was nicht so interessant ist, erlaubt aber unbekümmertes Fahren auf perfekten Waldboden. Mit viel Schuss habe ich Duvin kurz nach 16 Uhr erreicht und endlich den Dreck und Salz abgewaschen.

 

Schwierigkeit: Wie Carnusa (oben).

 

Auf dem Bänkli auf dem Dorfplatz habe ich Review passieren lassen über die sehr anspruchsvolle aber allgemein grossartige Adventure Bike Tour bevor ich die Strasse nach Ilanz mit viel Schuss hinter mir gebracht habe (der Wegabschnitt von 1104 war sehr steil, schlecht definiert und besteht fast nur aus Spitzkehren - nicht gerade flowig…)
 

Adventure Bike hat sich dieses Mal wirklich ausgezahlt. Die Wege waren nicht einfach aber, die super schöne Landschaft, das entdecker Gefühl, die Tatsache, dass ich fast alles fahren konnte (und es hat sogar Spass gemacht! - nicht nur Schiss….) haben aus diesem Tag ein genialen Erlebnis gemacht.

 

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