Kurzbericht 

Blümlisalphorn N-Wand und Morgenhorn Blumen gibts hier nicht


Publiziert von Dolmar , 23. Mai 2017 um 06:54.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:21 Mai 2017
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Ski Schwierigkeit: SS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2830 m
Abstieg: 2400 m

Das Berner Oberland ist für mich ein eher weißer Fleck bezüglich meiner bisherigen Aktivitäten, letztlich sah ich bei meiner Tour zum Altels zum ersten mal diesen eisgepanzerten formschönen Berg. Vielleicht wäre es besser die Augen auf die Straße gerichtet zu lassen, dies dürfte der allg. Verkehrssicherheit sowieso einträglicher sein, vor allem aber würden einem nicht laufend neue Ski Ziele in den Blickwinkel fallen. Vielleicht würden Scheuklappen wie sie es für Pferde gibt helfen.

Nun gesehen ist gesehen und ich kann nicht wiederstehen, nach Recherche was das überhaupt für ein Berg ist, es ist das Blümlisalphorn, steht fest bei nächster Gelegenheit werde ich dort einen Besuch abstatten.
Die Namensgebung erschließt sich mir nicht, wo in dieser Gletscherwelt die Blumen sprießen sollen.

Nach neuerlichem kräftigem Schneefall am Freitag soll sich das Wetter am Samstag beruhigen und für den Sonntag ist bestes Wetter vorhergesagt. Jetzt gilt es. Rechne mir aus der heimischen Stube aus, das im Gipfelbereich nach wie vor noch eine Schneeauflage auf dem Eispanzer liegen müsste.
Der Bericht von danski und nprace welche die Wand mal wieder vor mir fahren konnten (10.5.2017)
zeigt an, das Vorsicht geboten ist. 

Start der Unternehmung "Blümlisalphorn Face Nord" beginnt am Samstag morgen 9:45 Ur an der Griesalp bei herrlichem Wetter.
Ja um diese Jahreszeit ist Schnee auf 1400m Höhe nicht zu erwarten, Stoisch schultere ich den recht schweren Rucksack mit aufgebundenen Ski`s. Nach gut 1 1/2 Std. kann ich etwas oberhalb der Oberi Bundalp anfellen. Der Planet brennt auf Schnee und mich herunter und treibt mir den Schweiß aus den Poren. Erfreut sehe ich eine vorhandene Aufstiegsspur über den Hohtürlihang hinauf ziehen, der Neuschnee der letzten Tage ist schwer und tief, es liegen auf ca. 2000m schon gut 30 cm Neuschnee.
Die sehr steil angelegte Spur fordert mich g`hörig heraus, zusammen mit dem stumpfen Schnee saugt es meinen Akku leer.
Kurz vor erreichen des Grates an der Schwarzhore ziehen dichte Nebel ein, die Sicht ist wenige Minuten später bei Null.
Mit dem erreichen des Grates endet auch die angelegte Aufstiegsspur, da diese über den Hohtürlihang wieder abgefahren sind.
Mir ist nur bekannt das ich auf der Gegenseite ein Stück abfahren muß und dann den Felsen entlang nach Osten zum Hohtürli, von dort kurz über einen Grat zur Hütte. Hört sich leicht an, aber ohne Sicht doch nicht so easy.
Bei der Abfahrt auf der Südseite fahre ich vermutlich zu weit westlich ab, aber hier hatte ich den Einblick wie ich durch die Felsen komme, weiter östlich sah ich nur Whiteout also dachte ich wird hier schon stimmen. Nach der kurzen Abfahrt wieder angefellt und an Felsen mehr oder weniger gut orientierend aufgestiegen, mittlerweile bin ich schon 4 1/2 Std. unterwegs, sollte aber nach 4 h die Hütte erreichen.

Mitten im Whiteout glaube ich dann ein markantes Felsriff zu erkennen und bin in dem Glauben das dies das Hohtürli sein muss, auch mache ich so was wie ein Grat vor mir aus, schwenke entsprechend ab und folge dem Grat, nur komisch der führt immer weiter nach unten, ich sollte aber nach oben zur Hütte.
Mit Karte und Kompass prüfe ich die Richtung, komme hierbei zu dem Schluß das ich ca. 90 ° Grad falsch laufen muss, das Messergebnis ist zwar nur hypothetisch nutzbar da ohne genauen Standort keine echte Peilung möglich ist, aber das das hier falsch ist ist nun gewiss.
Ich laufe den Grat zurück und verfolge weiter die zu erkennende Felswand in der Erwartung das Hohtürli und somit die Hütte zu finden.
Kurz lichten sich die Nebel und ich erblicke in genau entgegengesetzter Richtung auf einem Felsriegel die Blüemlisalphütte. Ich befand mich bereits auf dem Blümlisalpgletscher unterhalb der  Wildi Frau. Also kehrt gemacht und nach unendlichen 5 1/2 h zugegeben erleichtert die Hütte erreicht.
Null Sicht in den Bergen ist eines vom übelsten was ich überhaupt nicht mag, es ist dann ohne genaue Geländekenntnisse oder GPS schicht weg nicht mehr lustig.
Der Winterraum ist sehr gemütlich, mache Feuer um Wasser für Essen und Tee zu schmelzen und richte mich auf einen langen einsamen Abend ein, weit gefehlt gegen Abend 18:30 Uhr kommen noch Gäste.
Zuerst ein Pärchen aus Mailand und kurz darauf noch ein Spanier in Begleitung einer deutschen.

Wer aus diesem Whiteout kommend endlich die Hütte erreicht, freut sich gleich nochmal wenn bereits eingeheizt ist, die Stube warm ist und fertiger Tee zu haben ist.
Ein geschäftiger, gesprächiger kurzweiliger Abend findet um 22:00 Uhr sein Ende wir wollen morgen alle zeitig das Lager verlassen. 
Wecken ist für mich als erster um 4:30Uhr um 5:30 Uhr Starte ich bei bestem Wetter die Tour zum Blümlisalphorn. Nach einem kleinen Verhauer gleich bei der Hütte ziehe ich hinunter auf den Blümlisalpgletscher, ca. eine 1/2 Std. voraus Spuren bereits zwei vom Tal kommende den Gletscher hinauf, Prima es wird mir heuer wohl leicht gemacht.
Die beiden streben auch die Nordwand an. Eine Lücke im Verbindungsgrat von Ufm Stock und Wyssi Frau bildet den Übergang auf dem Gletscher hinüber zum Blümlisalphorn, hier sind auch 2 gewaltige aber gut zu erkennende Spalten zu umgehen. Die Wand sieht gut aus, bin mir sicher das das hier lawinentechnisch keine Probleme bereiten wird, Das mit der obigen Vereisung wird ich weisen (kleines Wortspiel).

Am Wandfuß werden die Ski an den Rucksack gebunden, die Steigeisen angeschnallt, die Eisgeräte zur Hand genommen und es geht die Wand steil hinauf, Dank der Spuren/Stufen meiner Vorgänger komme ich gut voran. Die beiden vor mit legen ein Aufstiegstempo vor das mich nur neidisch werden lässt, Die Spuren die Wand deutlich schneller hoch als ich in den gemachten Tritten nachkomme. Gut ich bin ja auch schon ein alter Mann aber trotzdem.
Unter mir sehe ich noch eine 3er Gruppe zur Wand kommen, Hier scheint ja heute Großansturm zu sein, das mag ich ja nicht so gern.
Die Wand ist vom Bergschrund weg sofort steil, es geht bedrohlich lange unter einem riesen Hängegletscher hinauf, solange da nix wegbricht ist die Welt in Ordnung. Etwa nach 2/3 der Wand wird es zunehmend steiler die Neigung geht hier um bzw. knapp über die 50° Grad, auf Höhe des obersten Hängegletschers welcher unterhalb nach rechts umgangen wird wird die Schneeauflage bedenklich gering, es wird klar hier ist absolute Vorsicht bei der Abfahrt geboten, Über ca. 50Hm liegen nur gut 5cm Lockerschnee auf Blankeis. Mit den Eisen ist das alles kein Problem aber beim Skifahren alles andere als easy going. 
Die letzten Meter führen wieder über tieferen Schnee auf Fels zum Grat und in wenigen Metern zum Gipfelkreuz welches ich nach 3 Std. erreiche. 
Eigentlich wollte ich hier meinen beiden Vorgängern für das Spuren danken, aber da war ja gar niemand mehr. Ich habe etwas gebraucht bis ich erkannt habe wo die beiden hinunter sind, Sie sind mit Ski entlang dem NordWestgrat abgerutscht und weiter unten in die Nordflanke eingefahren, wieso kann ich nicht sagen.
Nun denn bleibt mir nach einer kurzen Fotosession die Ehre als erster mit den Ski am heutigen Tage in die Blümlisalphornnordwand einzufahren. Ich warte noch die Ankunft eines schnellen Nachkommers der 3 Gruppe ab, dann Starte ich los, in gutem griffigem Powder geht es sofort in 50°Grad Neigung los, Wissend das nach wenigen Metern die Auflage gegen Null geht, blinder Aktionismus ist hier oben nicht nur fehl am Platz sondern auch gefährlich. Es wird ungemütlich nicht überraschend aber unangenehm stehe ich nach einem letztlichen Schwung auf Blankeis. Die zwei anderen Aufsteiger der 3er Gruppe  verfolgen gespannt wie ich die eisige Passage meistern werde, irgendwie unangenehm. Zuerst tippple ich ganz Vorsichtig 5-6 Meter hinunter, bei 50 ° Grad auf Eis bewegt man sich hier im warsten Sinne des Wortes auf dünnem Eis. Merke dann das nach Westen zu den Felsen hin das Eis graupelig wird, dort finde ich etwas besseren halt mit den Kanten und kann wieder vorsichtig Schwünge ansetzen.
Nach der Eisigen Passage geht es westlich vom zentralen Hängegletscher in super Powder hinab unter diesem nach Osten querend zurück zur Aufstiegslinie und in bestem Powder zum Wandfuß.

Es ist vollbracht, zugegeben oben ziemlich tricky aber dann nur noch geil. Den Ansturm auf diese Wand am heutigen Tag vermute ich mal liegt an dem Eintrag vom 10.5 im Gipfelbuch. Eine so hohe Frequenz ist eher nicht bekannt..

Nun denn es hat Spaß gemacht und der Tag ist noch jung also 9:00 Uhr, da dürfte doch noch was gehen.
Das Morgenhorn bildet den östlichen Abschluß von der 3 gipfeligen Blümlisalp, gespurt ist auch, also hänge ich diesen Gipfel noch an. Der Aufstieg schlaucht mich doch ordentlich, dieser run auf die Blümlisalp hat Kraft gekostet, ich rechne mir aus um 11:00 Uhr oben zu sein, das müsste dann gerade noch reichen für die Abfahrt bevor der Schnee in den niedrigen Hängen unbefahrbar wird. Und so geht es sich dann auch aus, ziemlich ausgepumpt erreiche ich um kurz vor 11:00 Uhr der Gipfel. Nein geschenkt wird einem das Morgenhorn auch nicht, die finalen 150 Hm müssen auch hier die Ski geschultert werden.
Oben am Gipfel treffe ich zwei locals mit Ihnen zusammen trete ich die Abfahrt an, Die Abfahrtshänge am Morgenhorn sind von der Schneebeschaffenheit anders als am Blümlisalphorn, Sie sind dezent mit Triebschnee gefüllt, immer wieder gehen Lockerschneerutsche ab, deren Mächtigkeit ist aber gering für eine Verschüttung würde es nicht ausreichen am die Mitreißgefahr besteht. 

Ich hole noch kurz meine Sachen aus der Hütte, und muß erstaunt feststellen, das ich keinen Schimmer habe von wo ich gestern im Nebel gekommen bin, ganz praktisch erweist sich hier die gemeinsame
weitere Abfahrt für mich. Vom Hohtürli folgen wir dem Sommerweg in tiefem anstrengend zu fahrendem Schlonz. nach dem Übergang bei "Uf der Wart" zum Hohtürlihang gehts schnell in Bruchharsch und Sulz hinab zur oberen Bundalp.
Hier haben die beiden Ihr Fahrzeug parkiert, sie nehmen mich mit hinunter zur Griesalp und ersparen mir so den mühseligen 1 stündigen Fußabstieg durchs grüne.

Ich würde es nicht missen wollen, die Wand gefahren zu haben.



 


Tourengänger: Dolmar


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen