Hoch Ducan Winterbegehung


Publiziert von andie , 28. April 2017 um 17:53.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Davos
Tour Datum:21 April 2017
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1360 m
Abstieg: 1375 m

Nach meinem ersten Versuch genau vor 1 Jahr, den ich kurz vor dem Gipfel aus Wetter- und Vernunftsgründen abgebrochen habe, hat mir der "verpasste" Gipfel keine Ruhe gelassen. SLF meldete 2 und der Wetterbericht den ganzen Tag stabil gutes Wetter. So ergab sich eine erneute Möglichkeit an diesem sonnigen Freitag, die ich als Skitour mit der üblichen Ausrüstung, nur diesmal neben Steigeisen & Leichtpickel auch mit Klettergurt & 20m Reepschnur vom Parkplatz in Sertig-Sand startete.

Aufgrund leichter Schneefälle anfangs der Woche war neben der schneefreien Strasse noch ein Gehen mit Fellen möglich. Auf anfangs mäßiger, aber dann schnell besser werdender Unterlage ging's ins Chüealptal oberhalb des Baches entlang bis zur Alp 'Bim Schärä'. Dort wurde der Bach an der kleinen Brücke überquert und ab da gab es im reichlich vorhandenen Schnee auch keinerlei Spuren mehr, da war ich dann in Sachen Orientierung doch dankbar für die Erfahrung des Vorjahres. So ging es zügig und griffig bergauf, teilweise steiler werdend bis zur Bergüner Furgga. Wetter herrlich und an diesem Teil des Berges sehr sonnig.

Um 10:50h war die Bergüner Furgga erreicht und der herrliche Ausblick auf die Südseite des Hoch Ducan lag vor mir. Diesmal habe ich abgefellt und bin mit möglichst wenig Höhenverlust bis unterhalb der Ducan Furgga abgefahren (letztes Jahr habe ich mit Fellen versucht, die Höhe der Bergüner Furgga möglichst zu halten, das war damals aufgrund der vielen Lawinenkegel die schlechtere Entscheidung...).

Unterhalb der Ducan Furgga also wieder Felle an und dann steil hoch zur Furgga, bei geringer Lawinenstufe eine machbare, wenn auch anstrengede Angelegenheit. An der Furgga angekommen öffnet sich ein Kessel auf der Norgseite, der sich als total eisig und verharscht herausstellte (letztes Jahr noch gut mit Fellen begehbar), so habe ich nach den ersten ca. 100 Höhenmetern die Ski abgelegt und bin mit Steigeisen zu Fuß bis zum eigentlichen Skidepot rauf, was sich als gut machbar herausstellte. Die Variante von der Furgga über den abgeblasenen und fast schneefreien Grat zum Vorgipfel zu laufen, halte ich (zumindest in diesem Fall) für deutlich kitzeliger.

Und kitzelig wurde es dann ohnehin ab dem Vorgipfel an der m.E. nach Schlüsselstelle: der Traverse auf der Nordseite. Nur ca. 10 Meter breit, aber schön ausgesetzt und mit lockerem Gestein ohne richtige Griffe. Und leider nicht genug Schnee, um darin sicheren Halt zu finden (das war letztes Jahr besser). Naja, dafür hatte ich ja Klettergurt  und Seil dabei -dachte ich- und machte mich auf die Suche nach einem brauchbaren Felsen zur Sicherung des Seils... Fehlanzeige! Also probierte ich erstmal die Variante mit überklettern des Vorgipfels, rauf geht es einigermassen, aber abklettern auf der Seite des Hauptgipfels erschien mir aufgrund der sehr wackeligen Felsen zu riskant, also nochmal zurück das ganze und ein erneuter kritischer Blick auf die nördliche Traverse. Oder doch umdrehen schießt es mir kurz durch den Kopf..? Da wäre ich ja letztes Jahr weiter gekommen...
Also alle Konzentration zusammennehmen und jeden Schritt bedächtig setzen, die Skistöcke bewährten sich besser als der Leichtpickel, der einfach nirgends Halt fand. Und siehe da, bedächtig und konzentriert ging es dann doch sicher auf die andere Seite.

Von da an dann ruhig und beständig weiter, nie die Konzentration vergessen, denn neben einem geht es immer schön runter... aber alles gut machbar. 1-2 kleinere Kletterpassagen am Grat, dann ist die etwas tieferliegende Scharte -und somit mein Vorjahresumkehrpunkt- erreicht. Aber dieses Jahr lacht die Sonne und so heißt es jetzt nur noch Willen und Konzentration bewahren und erst durch kleine Felspassagen (an einem hängt eine Fix-Schlinge - die hätte ich mir woanders gewünscht!) kraxeln und dann steil, aber machbar den Gipfelgrat hinauf, teils durch das schneefreie Gestein (die Bezeichnung "Geröll" würde es besser treffen) oder etwas nördlich des Grates durch Schnee, dessen Tiefe aufgrund der Windverfrachtungen immer schön variabel -und vorallem anstrengend- blieben ;-)

Dann endlich - der Gipfel liegt einsam und unberührt  vor mir, um 13:30h stehe ich auf dem Gipfel des Hoch Ducan!
Für das Gefühl lohnt sich auch so ein Aufstieg :-)
Sonnig und dazu noch fast windstill - das ist pures Glück!

Nach reichlichen Gipfelfotos und ca. 15 Minuten Aufenthalt auf dem Gipfel mache ich mich auf den Abstieg - ein bißchen Kraft und Konzentration brauche ich ja noch bis zum sicheren Hafen der breiten Ski, die mich dann genußvoll ins Tal bringen sollen - erfreulicherweise lief aber der gesamte Abstieg kontrolliert und sicher, meist den eigenen Spuren folgend, manchmal mit einer kleinen Variation (durch tiefen Schnee geht es runter immer leichter als rauf). Selbst die Traverse fordert mir weniger Mut ab als beim Hinweg - aber nicht weniger Konzentration! Nach der Traverse ist es purer Genuß nach unten und bei den Ski angekommen geht es nach Verstauen der Steigeisen - aber noch mit Fellen - die 100 hm bergab zur Ducan Furgga, denn für die vorgesehene Abfahrt durch das naheliegende Nord-Couloir gibt es noch einen ganz kleiner Gegenanstieg. Allerdings hätte man den größtenteils auch mit viel Schwung hochfahren  können, wenn man ohne Felle mit genug Schwung aus dem Kessel herausgefahren wäre ;-)

Dann stehe ich mitten im (für die Jahreszeit herrlichen) Pulverschnee und felle ab, freue mich auf die Abfahrt durch das steile Couloir und das eher flach auslaufende Ducantal, wo mich letztes jahr die pfeifenden Murmeltiere aus der Skisaison verabschiedet haben. Leider aber hat ein vermutlich am Vortag abgegangenes, größeres Schneebrett den meisten Schnee aus dem steilen Teil des Couloirs mitgerissen und so muß ich höllisch aufpassen, um beim Abfahren keinen der herausschauenden Steine zu treffen, ein Sturz hätte sicher keine schönen Folgen... weiter unten dann öffnet sich das Couloir und herrliche Tiefschneepulverschwünge bereiten mir einen wunderschönen Einstieg ins Ducantal - welch ein Genuß! Hier gibt es dann auch endlich wieder "Überschneidungen" mit den Spuren der Tourengänger vom Gletscher Ducan.

Entspanntes Abfahren (trotz Überquerung eines sehr großen Lawinenabganges aus dem Nordhang der Plattenflue) bis unterhalb des Mittagshornes, wo dann die Schneeschmelze ihren Tribut fordert... nochmal einige Meter aufsteigen, um mit dem letzten bißchen Schnee die steile Anhöhe neben dem Wasserfall oberhalb von Sertig Sand zu erreichen - dann noch durch den Wald runter um glücklich und vorallem wohlbehalten um 16h wieder am Parkplatz von Sertig Sand einzutreffen.

Diese Tour möchte ich trotz der Strapazen nicht missen!



Tourengänger: andie


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