Watzmannkar mit Schneeschuhen, Versuch Nr. 2


Publiziert von jagawirtha , 26. April 2017 um 14:31.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:24 April 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:16 km
Unterkunftmöglichkeiten:auf der Tour keine im Winter bzw. Übergangszeit in Berchtesgaden und den umliegenden Gemeinden in einer Vielzahl

Vor vier Jahren war ich schon einmal mit den Schneeschuhen im Watzmannkar, doch drehte
ich damals bei ca. 1900 hm um. Es hatte damals über Nacht ca. 75 cm Neuschnee in reinster
Pulverform. Für die Tourengeher ein Traum, für mich als Schneeschuhgeher ein Alptraum,
denn du hattest in dem relativ steilen Gelände keinen Halt mit den Tritten und es ging bei
zwei Schritten vorwärts wieder einen zurück. Außerdem wurde die Sicht im Kar immer
schlechter.

Vergessen hatte ich die Angelegenheit nie so richtig und so wollte ich diesmal mehr Erfolg bei
meinem Versuch haben. Angestrebt hatte ich das 5. Watzmannkind, auch inspiriert von einem
Bericht von Skitourengeher ADI hier auf Hikr. Wettermäßig war AKW angekündigt und so
sollte es auch sein. Schon bei der Anreise hatte ich beste Aussichten auf mein Ziel. Wie die
Webcams schon zeigten, liegt der Schnee noch bis ca. 1000 m herab. Beim Parkplatz in
Hammerstiel merkte ich schon dass einige unterwegs waren. In der Nacht hatte es Frost, so
dass ich auf eine gut tragende Spur hoffte. Leider sollte sich dies nur zum Teil bestätigen.
Der gesamte Aufstieg von der Benzinkurve weg hatte total wechselnde Schneeverhältnisse.

Erst ab der Benzinkurve hatte es genügend Schnee, die Schneeschuhe auch anzuschnallen.
Einige Skitourengeher hatten hier ihre MTB geparkt und gingen auch von hier los, andere
nutzen die wenigen cm Restschnee noch und starteten bereits von der Schapbachalm. Der
erste Teil des Aufstiegs war ganz gut, schön tragender Schnee bzw. Aufstiegsspur, jedoch
glaubte ich, daß die Spur bereits vom Wochenende ausgeprägter und tragender sei. Doch
schon im ersten Steilstück merkte ich, daß die Schneeschuhe heute wieder nicht unbedingt
die beste Wahl war. Teilweise kein Halt, teilweise Pulverschnee, dann wieder etwas Harsch
und zu guter Letzt auch noch aufgeweichter Pappschnee von der kräftigen Sonne.

Dennoch erreichte ich den unteren Teil des Watzmannkars, aber total entkräftet und wieder
hatte ich an eine Umkehr gedacht. Schon beim Gehen hörte ich immer wieder lautes Grollen
von abgehenden Lawinen, jetzt hatte ich eine gute Sicht auf die Ostwand des Hochecks und
der Watzmannmittelspitze und konnte dieses Schauspiel auch gefahrerfrei beobachten. So
entschloß ich eine ausgiebige Pause einzulegen und suchte mir einen schneefreien Stein-
block. Fast im Minutentakt lösten sich nun die Naßschneelawinen in der Ostwand, begüns-
tigt durch die extreme Sonneneinstrahlung und den angekündigten Föhn. Von St. Bartholomä
aus hatte ich dieses Naturschauspiel in der Watzmannostwand schon einmal beobachtet.
Heute hatte ich einen Logenplatz und war nur etwa 200 m davon entfernt.

Nach der etwa 30 minütigen Pause verspürte ich plötzlich wieder Kräfte die ich vorher ver-
misste und so lies ich meinen Rucksack zurück und setzte mir einen Punkt den ich noch
erreichen wollte. Schnell merkte ich dass ich gut voran kam und ging deshalb noch weiter.
Mittlerweile war ich schon in Höhe des westlichen Fusses der Watzmannjungfrau, auch
4. Kind genannt. Im Sommer müsste hier in etwa der Restgletscher des Watzmannkars,
sofern man noch von Gletscher sprechen kann, liegen. Wieder gehen riesige Lawinen ab.
Dies sollte für heute mein "Höhepunkt" sein.

Ich machte kehrt und ging zurück zum Rucksack. Ein Anstieg auf das 5. Watzmannkind hätte
bei den heutigen Schnee- und Wetterverhältnissen insg. 1 Stunde in Anspruch genommen,
zuviel für heute. Der Abstieg war genauso schwierig wie der Aufstieg. Durch die Kopflastig-
keit der Schneeschuhe sinke ich vorne stärker ein als hinten und die Tritte vom Aufstieg
geben durch die Wärme und den jetzt teilweise nassen Schnee auch keinen Halt. Dazu
stöckelt der nasse Schnee an den Schneeschuhen. Kein besonderes Vergnügen mehr!
Als ich dann aber in der Benzinkurve meine Schneeschuhe abschnallen kann, sehe ich
wieder etwas getroster den restlichen Kilometern Rückweg zum Auto entgegen.

Alleine das Traumwetter und das Naturschauspiel der abgehenden Lawinen entschädigen
für die großen Mühen im Schnee. Und im Hofbräuhaus in Berchtesgaden gab´s dann auch
noch eine kleine Belohnung in flüssiger Form.


Fazit: Nach Neuschnee nie wieder alleine mit Schneeschuhen ins Watzmannkar!

Tourengänger: jagawirtha


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