Kurzbericht 

Les Courtes NE-Couloir


Publiziert von Dolmar , 15. April 2017 um 20:11.

Region: Welt » Frankreich » Haute-Savoie » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:14 April 2017
Ski Schwierigkeit: SS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 

Planänderung, auch ein alter Mann freut sich an der Flexibilität, oder ist noch flexibel in der Tourenplanung
soweit mann von Planung überhaupt sprechen kann, eher jetzt bin ich da, die Verhältnisse sind gut, da wird sich was finden.
Erste Option schon zu Hause gewählt war das Couloir Barbey nach NE von der Aig. d´Argentiere.
Ein abendliches Gespräch mit dem Hüttenwirt, welcher sagte dieses sei in den oberen 100m eisig, lt. Rückmeldung einer Befahrung vor 2 Tagen, switche ich um auf ein nicht minder Couloir.
Von dessen Existenz erfahre ich erstmals auch an diesem Abend, das große NE-Couloir an der Les Courtes,
bis 50° Grad steil und vom Gl. d` Argentiere bis zum Sattel gute 1000m hoch.
Dieses hat oben allerdings die gleiche Problematik wie das Clouloir Barbey, trotzdem macht mich dieses Couloir mehr an.
wollte doch auch mal was auf der berühmteren Seite des Argentiere Beckens machen was für mich möglich ist.
Frühstück um 6:30 Uhr nach einer hervorragend verbrachten Nacht.
um 7:15 Uhr trete ich aus der Hütte. Erst mal wieder runter kommen zum Gl. d`Argentiere.
Gar nicht so einfach in dem nächtlich gefrorenem Pflonsch hauts mich gleich mal auf die Schnauze, kein "finest" Start.
Nach überwinden dieser ersten Hürde stehe ich auf dem flachen Glacier und felle an.
Ziehe meine Spur hinein ins Argentiere Becken, und siehe da es ist wie gestern, die Entfernungen täuschen mal wieder.  Bevor sich der Aufstieg zum Couloir ermöglicht, wird noch ein Trümmerfeld aus Eis und Felsbrocken durchquert. Dieser Seracabbruch von einem Hängegletscher kann noch nicht allzu alt sein, es liegt alles schön oben auf am Gletscher, hier nicht schlendern oder pausieren.
gleich nach der objektiv direkten Gerfahrenzone ziehe ich rasch die Harscheisen auf, es steilt nun zunehmend auf. 
Hätte gern einen Helm gehabt, was eigentlich auch ein muss ist, aber ich habe ihn vergessen, bzw. nicht daran gedacht, das steile Couloir`s einen Helm vertragen. 
Bis kurz unter den Bergschrund schaffe ich es noch mit den Ski aufzusteigen.
Der Bergschrund sieht hier ziemlich zerrissen aus. Es fallen auch immer wieder kleine Eisstücke das Couloir herunter, ein Helm wäre schon gut, die Mütze bringt den Hut (Helm).
Umbau auf die Steigeisen, Ski aufgebunden und steil über den Absatz beim Schrund hinauf, leider sind kaum bis keine Trittspuren von den gestrigen Begehungen zu finden, also Spure ich in gutem Trittschnee/Firn hinauf, teils sinke ich deutlich ein, teils nur die Frontzacken, es ist jedenfalls deutlich anstrengender als wenn eine Trittspur wie eine Art Leiter zu begehen ist.
Es ist gleich vom Schrund weg sehr steil ca. 45 °Grad, und nach oben steillt es kräftig auf.
Die Stapferei will irgendwie nicht Enden, bei so einer endlosen Wand setzt mann sich immer kürzere Ziele wie Felsinseln, oder Blankeisstellen etc. Aber auch die kommen nicht näher. Ich stehe nun seit ca. 3 1/2  Std. in den Steigeisen, es ist schwer, nach dem gestrigen Aufstieg so lange in dem Firn zu stapfen,
nach ca. 700m ab Bergschrund beschieße ich Skidepot zu machen. Es wird nicht mehr steiler, nur die fahrbare Rinne verengt sich, halbseitig davon kommt teils Blankeis hervor oder liegt nur 5-10 cm unter dem Schnee.
Ich steige noch weiter auf bis knapp unter den Sattel, die Frontzacken bohren sich mal ins Eis, mal reicht die Firnauflage. Die Eisgeräte machen hier ihrem Namen aller Ehre, beherztes einschlagen wird gefordert. Meine Beine werden schwer es müht mich doch sehr. Knappe 1000m Wandhöhe liegen unter mir, ein saugender Schlund, eine Skiabfahrt auf hartem Schnee, nicht eisig aber auch kein eintauschen in die Schneedecke. Das kostet Kraft, Ich beschließe es gut sein zu lassen, Ich brauche die Kraft für die Abfahrt.
Behutsam steige ich wieder zu meinem Skidepot ab. Mittlerweile sehe ich noch 3 Seilschaften nachkommen. Sie sind recht schnell unterwegs, die ersten erreichen mich während ich mich zur Abfahrt rüste.  Und bedanken sich gleich für die Tlrittspur, sie wollen auf der anderen Seite hinunter und ziehen weiter.
Nun ist das Umrüsten in einem 50 ° Grad Hang nicht ganz einfach ohne irgend etwas zu verlieren. Auch wenn hier ein Minniplateau aus der Wand gehackt wurde. Rucksack nicht verlieren, Steigeisen ausziehen, Pickel wieder verstauen, Skistöcke sichern, Nicht abrutschen von 25cm breiten Plateau ohne Steigeisen.
In die Bindung einsteigen, und trotzdem alles absichern gegen Verlust. Nun den es ist nicht das erste mal.
Geübt ist geübt.
Das Couloir zieht gewaltig nach unten, für den ersten Schwung braucht`s gleich mal etwas Mut, wie ist der Schnee wie greifen die Kanten. Das erste wegspringen ist immer der Überwinder.

Es geht, es ist aber derart hart, das gleich klar wird, stürzen ist nicht erlaubt. oder anders gesagt das Sturzende ist der Gl. d`Argentiere, 900m tiefer. Hier gibt es bei der Härte des Firns keinen halt.

In markanter Anspannung schwinge ich hinunter, mit den Metern gewinne ich immer mehr Sicherheit und
Schwung um Schwung wird die Abfahrt flüssiger. Der Kraftaufwand bleibt aber derart hoch, das es nur mit etlichen Kurzpausen geht. Über den Bergschrund hüpfe ich hinüber, das war`s die Anspannung weicht.
Nun noch in Sulz vollends hinunter auf den Glacier d`Argentiere.

Ich verlasse die beeindruckende Felsszenerie des Argentiere Beckens zur Skipiste hin nach Lognan.
Hier gönne ich mir noch ein Mittagessen und ein kleines Bier, dann geht`s die Talabfahrt zurück nach Argentiere.

Tourengänger: Dolmar


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