Marche funèbre à l'Aiguille Verte
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"La Verte est probablement un des sommets du Mont Blanc qui fait le plus
rêver les alpinistes. Aucune voie d'accès n'est aisée. C'est le plus haut
sommet entièrement français si l'on rattache le Mont Blanc du Tacul au
reste du Mont Blanc." (c2c).
Auch ich träumte lange von einem Aufstieg auf die Aiguille Verte über eine der beiden "Normalrouten" durch das Couloir Couturier oder das Couloir Whymper, bisher hatte mich aber die unattraktive Logistik - überfülltes Réfuge d'Argentière und Réfuge du Couvercle oder kaltes Biwak auf Grands Montets - davon abgehalten. Nach verschiedenen Tagestouren von Grands Montets aus auf umliegende Gipfel wie Les Courtes, Aiguille d'Argentière oder Aiguille du Chardonnet, bei denen ich die NE-Seite der Aiguille Verte studieren konnte, gelangte aber die Umsetzung des "grünen Traums" ebenfalls als Tagestour langsam in Griffnähe. Da eine Abfahrt durch das Couloir Couturier à la Dirigo oder Jacquerod für mich aber auch bei besten Verhältnissen wohl immer ein paar Schuhnummern zu gross bleiben würde, schien ein Aufstieg von dieser Seite mit Abfahrt auf die S-Seite die praktikabelste Option zu sein.
Ermutigt durch die Berichte von Marc Leonhard, der mit seinen Kollegen über das sogenannte "Couloir en Z" aufgestiegen und abgefahren war, und von Christophe Jacquerod et Frères Marclay, die dieses für den Aufstieg benutzt hatten, und über das Couloir Whymper abgefahren waren, beide Teams mit Benutzung der "première benne" nach Grands Montets, wollte ich bei der nächsten Gelegenheit und hoffentlich weiterhin günstigen Verhältnissen auch einen Versuch wagen.
Zwei Wochen später war es dann endlich so weit, und ich fand mich schon um 7.45 in ArgentIère ein, um ja unter den Ersten für die "première benne" ab 8.30 zu sein. Doch daraus wurde leider nichts, denn bereits um diese Zeit herrschte ein veritabler Massenandrang, so dass ich schliesslich nach geschlagenen 2h 30min Anstehen und Warten erst um 10.45 auf Grands Montets die Skier anschnallen konnte.
Tant pis - es gibt Schlimmeres, wie ich kurze Zeit später nach der Abfahrt über den Glacier des Rognons beim Wiederaufstieg zum Couloir Couturier feststellen musste: unter dem Bergschrund sah ich eine Gruppe, die von einem Heli angeflogen wurde. Zuerst dachte ich an einen Eiskurs oder an eine Spaltenrettungsübung, bis mich drei Südtiroler, die sich für den Aufstieg bereit machten, aufklärten, dass vor ihren Augen ein ca. 40-50-jähriger deutscher Alpinist aus dem Couloir Couturier zu Tode gestürzt sei. Wie wir und viele andere hatte er von der Aiguille Verte geträumt und diesen Traum nun jäh mit seinem Leben bezahlt. Die traurige Nachricht hätte mich noch mehr als die kaum mehr zu verantwortende Verspätung eigentlich zum Umkehren bewegen müssen, aber während die Südtiroler schon den Bergschrund überschritten, machte ich mich gefühllos und mechanisch ebenfalls für den Aufstieg bereit, der der beste Weg zu sein schien, um darüber hinweg zu kommen.
Tatsächlich erwies sich das gleichmässige Steigen in der vorhandenen und von den Südtirolern gut ausgetretenen Spur als heilsam für das Gemüt, die Lebensgeister erwachten langsam wieder, und schon bald standen wir auf dem Gipfel. Der E-Grat und das obere Whympercouloir waren dann aber entgegen meinen Erwartungen noch hart, so dass ich dort vorsichtig abrutschen musste. Ab ca. 3800m waren erste Schwünge möglich, gelangen im zerfurchten und schweren Schnee aber nur schlecht als recht, und aufatmen konnte ich erst nach dem kombinierten Abklettern durch das unterste E Nebencouloir und dem Überfahren des Bergschrunds am westlichen Rand. Es folgte eine entspannende Abfahrt über den Glacier de Talèfre, den Glacier de Leschaux und das Mer de Glace durch das eindrückliche Herzstück des Massif du Mont Blanc hinunter nach Montenvers. In Chamonix traf ich dann die drei Südtiroler wieder, und gemeinsam fuhren wir nach dem überwundenen Schock in einem Taxi zurück nach Argentière.
Aufstieg: Voie Washburn (Couloir en Z)
Von der Bergstation Grands Montets (3295m) über die Eisentreppe hinunter zum Col des Grands Montets (3225m) und Abfahrt auf dem Glacier des Rognons nach SE unter der Petite Aiguille Verte hindurch und an der Einmündung des Couloir Cordier vorbei zum Plateau E P. 3077 bis ca. 3050m. Wiederaufstieg nach S zum Beginn des Couloir Couturier auf ca. 3150-3200m (Bergschrund), 1h. Zuerst durch dieses hoch, dann rechts der unteren NW Begrenzungsfelsen hinauf, Querung nach links und rechts der oberen NW Begrenzungsfelsen zur Calotte (50-55 Grad). Über diese (45 Grad) hinauf und von N direkt zum Gipfel , oder Querung in das obere Couloir Couturier, durch dieses (50 Grad) auf den E-Grat und über diesen auf den Gipfel, 3-6h, S+.
Abfahrt: Couloir Whymper
Vom Gipfel entlang dem E-Grat zum Col de la Grande Rocheuse (3950m). Durch das Couloir Whymper (50 Grad) bis ca. 3650m zur untersten E Begrenzungsrippe, links von dieser durch ein Nebencouloir bis ca. 3600m abklettern oder -seilen und wieder mit Ski hinunter zum Bergschrund (ca. 3500m), der an geeigneter Stelle passiert wird. In einem weiten Linksbogen über den Glacier de Talèfre unter L'Evêque und der Aiguille du Moine hindurch zum Réfuge de Couvercle (2687m). Durch das Couloir W des Pierre à Berenger (2466m) hinunter auf den untersten Glacier de Leschaux und Ausfahrt über das Mer de Glace bis ca. 1700m. Auf Eisentreppen zur Gondelbahn auf ca. 1750m, 3h, SS+, und mit dieser hinauf nach Montenvers 1906m.
Verhältnisse: sonnig und mild, im Aufstieg Pulver, bei der Abfahrt hart und Sulz.
Ausrüstung: Helm und 2 Eisgeräte zu üblicher Skihochtourenausrüstung.
Fahrplan: 7.45. Argentière, 10.45 Grands Montets, 11.30 Bergschrund, 14 Uhr Aiguille Verte, 15.30 Bergschrund, 16.45 Gondel nach Montenvers, 17.45 Chamonix, 18.30 Argentière.
Tourengänger:
lorenzo
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