Hohe Weisse. Marmorschönheit oberhalb von Pfelders


Publiziert von AndreasH , 26. Februar 2017 um 02:41.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:29 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:25 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz Pfelders
Unterkunftmöglichkeiten:Pensionen in Pfelders, z.Zt. keine Übernachtungsmöglichkeit auf der Stettiner Hütte

Hochsommertour zu einem der schönsten Gipfel der Texelgruppe. Die Marmorschönheit "Hohe Weisse" liegt dort im ewigen Wettstreit mit dem Lodner um den Titel "Texelgruppenschönster".

Von ausserhalb Pfelders aus heisst es für auswärtige Wanderer den grossen Wanderparkplatz vor Pfelders ansteuern.
Eine Schranke verwehrt ein weiteres motorisiertes Vorwärts und gibt dem Pfelderer Feriengast einen kleinen Vorsprung.Gott gab dem Menschen Beine zur Fortbewegung und ab der Schranke heisst es also das Gottesgeschenk zu benutzen.Oder wie es Pfelders nennt: "Sanft mobil"

Ein Rad ist unbedingt empfehlenswert,verkürzt es doch die Tourenzeit erheblich.
Von Pfelders aus lässt es sich auf einer gepflegten Forststrasse bis zur Lazinser Alm auf 1869 Meter hinaufradeln, der extreme Zeitgewinn ergibt sich auf dem Rückweg durch das gemütliche Heimrollen..

Auf der Lazinser Alm eingetroffen (wie auch immer) heisst es zu entscheiden ob man der "Sperre" des alten Wanderweges zur Stettiner Hütte Folge leisten mag oder nicht.
Der alte Weg ist auf 20 Wegmeter durch einen Felssturz verlegt ,diese Stelle kann ohne jedwede Schwierigkeit überlaufen werden.Wird die verrückten Radfahrer interessieren welche sich diesen Karrenweg herunterstürzen und nun per Umleitung gehalten sind ihren Drahtesel 200 Höhenmeter zu tragen,die Umleitung ist beim allerbesten Willen nicht fahrbar..
Eine Empfehlung diese Sperre zu ignorieren gebe ich natürlich nicht,es wird versicherungstechnisch gesperrt sein,die Gemeinde will kein Risiko eingehen.Offiziell gehen wir also als treue und gehorsame Staatsbürger allesamt die angebotene Umleitung..

Gehorsame und ungehorsame Staatsbürger gelangen nach guten zwei Wegstunden wie auch immer zur Stettiner Hütte,grandios gelegen und eingepfercht zwischen gewaltigen Über-Dreitausendern.
Die Stettiner Hütte selbst hat es im Winter 2015 böse erwischt und ist von einer Lawine quasi halbiert worden.

In aller Eile wurden brauchbare Ruinenreste mit einer atemberaubend filigranen Bretterbude kombiniert,fertig war die Aushilfshütte.Man muss den Einfallsreichtum der Südtiroler bewundern.Seitdem eingeschränkter Hüttenbetrieb,Übernachtungen sind zum Beispiel fast nicht möglich,keinesfalls im üblichen Umfang.

Man möge mich steinigen aber diese hingebastelte Hütte ist mir allemal lieber als das alte Haus.Warum?Es geht lustiger zu,es weht ein Geist von Schicksalsgemeinschaft durch dieses abenteuerliche Holzkonstrukt.
Zusammenrücken ist angesagt,die Sitzplätze sind rar und man kommt unweigerlich ins Plaudern.Seit dem "Neubau" war ich dort dutzendemale zu Gast, die Allgemeinstimmung ist geprägt von Zusammenrücken und dermassen zusammenhockend keimt die Erzählfreude, die Getränkerechnung bläht sich zur Freude des Hüttenwirts was wiederum die Erzählfreude befeuert.Zutaten für einen lustigen Hüttennachmittag..


Jetzt aber bloss nicht sofort einkehren trotz der bisherigen 3 Wegstunden für Nichtradler ab Pfelders,es geht zur Hohen Weissen.

Zunächst etwas abwärts zu einem kleinen See und dann dem Wegweiser "Hohe Weisse" folgend (ab dort keine Markierungen mehr,nur noch sichtbare Steigwege und Steinmänner) über eine Schuttflanke auf einen ersten Gratabsatz.

Ab hier beginnt ein atemberaubend angelegter Felstreppensteig mit jähen Abstürzen zu beiden Seiten.Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind nun Voraussetzung.Immer schon im Blick die Aufstiegsflanke zur Hohen Weissen welche schier unbezwingbar steil und unnahbar erscheint aber letztendlich doch so überraschend einfach zu durchsteigen ist..

Der prächtige Gratlauf endet an einer markanten Felsklemme und bei einer Engstelle wünsche ich mir durchaus eine Seilsicherung, in der Fotostrecke ist die Stelle beschrieben, hier bitte besondere Obacht.

Nun heisst es wieder 50 Höhenmeter im Abstieg verlieren und auf einem Schneefeld stehend geht es an die Bezwingung der letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel. Die vormals unnahbare Ostwand lässt sich überraschend gut durchsteigen, meist über einen gespurten Steig,ab und an braucht es etwas leichte Felskletterei.Der Weg flacht am Ende auf dem Gipfelplateau ab und geht in Gehgelände über.

Den Beinen die Arbeit, den Augen der Lohn,körperliche Ungleichberechtigung.. Atemberaubende Rundblicke über Texelgruppe und Ötztaler,der Gipfel selbst ist eine prächtige Marmorgestalt.
Es ist einfach nur ein Traummoment für alle Bergliebhaber,im Süden sieht man noch extremere Bergsteiger den Lodner zwingen,im Norden spannen die Ötztaler auf,im Westen ranken sich einige 3000er um das Roteck,den Höchsten der Texelgruppe.Und nach Osten hin Pfelders tief unten,der Seelenkogel nördlich wacht über das Bergdorf.

Gefühlte Minuten der Umschau werden schnell zu einer Stunde,der Abstieg ruft.
Die grossartige Gratkletterei nun retour und die Einkehr Stettiner Hütte vor Augen.

In der Abendsonne lässt sich gut leben, der Wandererhauptsturm ist vorüber und die Hüttenleute klagen ihr Leid weil sie ja in diesem Provisorium leben müssen.Eine Neubau ist in Sicht und ich hoffe diese chaotisch-lustige Stimmung weht dann durch die neuen Mauern..
Ein Vergelts Gott aber den Hüttenleuten welche dort aus dem zusammengezimmerten Bretterhaufen mit aller Hingabe ein gediegenes Hüttenleben hinzaubern.Es ist Zauberei,rein gastronomisch fehlt da nichts,etwas Leckeres gab es immer. Und der liebe Gott hält die Hand drüber sonst wäre diese aberwitzige Konstruktion aus Brettern und Balken schon längst ein Raub von Wind und Wetter.

Irgendwann heisst es Abschied nehmen.
Doch nicht genug Alpinvergnügen,den quälend langen Abstieg von der Stettiner Hütte herunter versüsst dann eine Einkehr bei der urgemütlichen Lazinser Alm.
Dort ist mein Rad-Depot und zu schön lässt es sich zum Tourenende in abendlicher Gelassenheit hocken.Die Almleute versorgen das Vieh, manchmal darf man schon Köstlichkeiten welches für den nächsten Tag vorgekocht wurde verkosten..
"Den Tag perfekt ausklingen lassen" heisst für mich Lazinser Alm in der Abenddämmerung..

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit rollt es sich dann entspannt die letzten 250 Höhenmeter und 4,5 Kilometer in guten 10 Minuten nach Pfelders herab.

Als Gast dieser Bergdorfperle gibt es abends einen kleinen Dorfspaziergang und meist noch eine kleine Einkehr
in eine der zahlreichen Lokalitäten bis zum Ereichen der ausreichenden Bettschwere..

Letzter Balkonblick von meinem hochgelegenen Balkon der Pension dessen Namen ich natürlich nicht nenne sonst ist das Bergland demnächst mal ausgebucht und ich bekomme kein Zimmer mehr..








Tourengänger: AndreasH


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