Hochtour Nevado Chimborazo und Zugfahrt über die Teufelsnase
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Vor 26 Jahren stand ich beim Refugio Whymper, schaute zum wunderschönen Chimborazo empor und sagte mir: Ich komme zurück und will diesen Berg besteigen!
Es wurde 2016, bis ich die Gelegenheit fand, wieder einmal Ecuador zu besuchen. Wir verbrachten aber zuerst eine Woche in Cusco und Umgebung und eine Woche auf den wunderschönen Galapagos-Inseln. Nun blieb mir also noch eine Woche Zeit - inklusive Akklimatisation. Am Montag erstieg ich den Volcán Imbabura, am Dienstag war Anreisetag nach Riobamba und nun war also Mittwoch.
Um auf Nummer sicher zu gehen, reservierte ich mir einen Bergführer in der renommierten Agencia Julio Verne in Riobamba. Dort wurde mir das ganze technische Material zur Verfügung gestellt.
Pünktlich um 10 meldete ich mich bei der Agencia. Nach einer schlechten Nacht und - gemäss Internet - schlechten Wetteraussichten war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich nicht lieber auf Nummer sicher gehen und den Carihuayrazo in Angriff nehmen sollte. Doch schliesslich entschied ich mich doch für den Chimborazo, auch weil mir der mir zugeteilte Bergführer Jaime einen sehr guten Eindruck machte.
So fuhren wir mit seinem Auto hoch zum Refugio Hermanos Carrel. Aktuell starten die ecuatorischen Bergführer ab dieser Hütte (4800 m), die 200m höher gelegene Whymper-hütte ist geschlossen. Grund dafür ist, dass die neue Normalroute nicht mehr durch den steinschlaggefährdeten Corredor führt.
Wir erreichten bereits um 12 Uhr die Hütte, assen unser Mittagessen und legten uns danach schlafen, bzw. dösen. Dies gelang mir äusserst gut. Ich verbrachte fast den ganzen Tag im Schlafsack in dieser äusserst angenehmen Hütte. Um 19.30 gingen wir Nachtessen, es wurde uns feine Spaghetti Bolognaise serviert.
Gegen 22 Uhr machten wir uns parat und waren pünktlich listo für den Abmarsch.
Anstatt die prognostizierten Regenschauern erwartete uns ein Sternenhimmel. In nicht allzu grosser Ferne leuchtete der Nevado Chimborazo. Der neue Weg geht eine halbe Stunde flach nordwärts, ehe man steiler auf den El Castillo-Grat hochsteigt. In einem unglaublich langsamen Tempo legten wir los, doch Kunst ist wirklich, nicht zu schnell loszurennen. Wir waren die einzigen, die vom Refugio Hermanos Carrel gestartet sind. Doch nach einer Stunde erblickte ich auf einmal drei weitere Lichter. "Die sind im Hochlager gestartet", erwiderte Jaime. Tatsächlich passierten wir nach einigen Minuten die Zeltlager. Genau an dieser Stelle muss man in die Südflanke des Castillos ausweichen. Wir montierten die Steigeisen, wäre aber auch ohne gegangen, da die ganze Geröllhalde aper war. Wir kamen nur schleppend voran, nach drei Stunden hatten wir erst 500 Meter zurückgelegt....
Bald kam die einzige Kletterstelle der ganzen Tour, eine rund 10 Meter hohe Felsstufe, die aber einfach zu überwinden ist. Ja, und nun fing die Tour erst richtig an: Eine 800m-Gletscherflanke! Jaime legte eine für mich gute Spur auf gutem Trittschnee. Überhaupt waren die Bedingungen sehr gut, nur an wenigen Orten sammelte sich poröser Schnee an. Die Hangneigung schätzte ich auf durchschnittlich 35 Grad, vielleicht hie und da etwas steiler. Sicheres Steigeisengehen ist Pflicht, ein Ausrutschen darf man sich nicht erlauben. Und bei Pausen muss man aufpassen, dass nichts in Fahrt kommt, auf der ganzen 800 hohen Flanke gibt es keine flache Stelle.
Die Luft wurde immer dünner, die Temperatuten kälter und der Wind etwas heftiger. Das schlimmste waren aber die Monotonie, die Dunkelheit und die Gewissheit, dass es noch stundenlang geht.....
Es war zäh, aber körperlich fühlte ich mich gut, auch wenn ich ab und zu eine zweiminuten-Pause verlangte. Und als Jaime prophezeite, dass es nur noch eine halbe Stunde geht, konnte ich nochmals zulegen. Am Schluss wird es auch tatsächlich etwas flächer, bis man auf der riesigen Gipfelfläche steht. Die Sonne ging auf und Veintimilla war erreicht, welch tolles Gefühl! Da die Verhältnisse sehr gut waren (fast kein Neuschnee und Spalten gut erkennbar) hängten wir auch noch den Maxima-Gipfel ran. Dazu brauchten wir 35 Minuten, am Schluss geht's nochmals zäh hinauf. Nun genossen wir definitiv den Gipfel. Cotopaxi und Altar grüssten uns, währenddessen sich die Städte unter der Wolkendecke versteckten. Ein himmlisches Gefühl!
Bald machten wir uns wieder auf den langen Abstieg. Auch da gingen wir nicht geradewegs runter, sondern wir nützten das Gelände im Zick-zack aus. Nach zwei Stunden erreichten wir wieder Fels bzw. Steinlandschaft. Wir nahmen den gleichen Rückweg, der objektiv viel sicherer ist als der Weg durch den Corridor. 10 nach 10 erreichten wir wieder das Refugio Hermanos Carrel, wo wir uns gleich zum Morgenessen hinsetzen konnten.
Eines meiner schönsten Bergerlebnis ging zu Ende. Mit Jaime hatte ich einen kompetenten Bergführer, der die Lage immer im Griff hatte. Folgende Tipps kann ich weiter geben:
In Riobamba angekommen, fuhr ich mit dem Bus gleich weiter nach Alausí (2 Stunden). Dort startete ich am nächsten Morgen zur Zugfahrt über die Teufelsnase. Ein tolles Erlebnis! Wir waren insgesamt nur 5 Passagiere, aber trotzdem fand die Zugfahrt statt und auch die Einheimischen von Sibambe gaben eine Tanzeinlage. Wahrlich ein toller Abschluss einer dreiwöchigen Südamerika-Reise. ¡Viva Ecuador!
Es wurde 2016, bis ich die Gelegenheit fand, wieder einmal Ecuador zu besuchen. Wir verbrachten aber zuerst eine Woche in Cusco und Umgebung und eine Woche auf den wunderschönen Galapagos-Inseln. Nun blieb mir also noch eine Woche Zeit - inklusive Akklimatisation. Am Montag erstieg ich den Volcán Imbabura, am Dienstag war Anreisetag nach Riobamba und nun war also Mittwoch.
Um auf Nummer sicher zu gehen, reservierte ich mir einen Bergführer in der renommierten Agencia Julio Verne in Riobamba. Dort wurde mir das ganze technische Material zur Verfügung gestellt.
Pünktlich um 10 meldete ich mich bei der Agencia. Nach einer schlechten Nacht und - gemäss Internet - schlechten Wetteraussichten war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich nicht lieber auf Nummer sicher gehen und den Carihuayrazo in Angriff nehmen sollte. Doch schliesslich entschied ich mich doch für den Chimborazo, auch weil mir der mir zugeteilte Bergführer Jaime einen sehr guten Eindruck machte.
So fuhren wir mit seinem Auto hoch zum Refugio Hermanos Carrel. Aktuell starten die ecuatorischen Bergführer ab dieser Hütte (4800 m), die 200m höher gelegene Whymper-hütte ist geschlossen. Grund dafür ist, dass die neue Normalroute nicht mehr durch den steinschlaggefährdeten Corredor führt.
Wir erreichten bereits um 12 Uhr die Hütte, assen unser Mittagessen und legten uns danach schlafen, bzw. dösen. Dies gelang mir äusserst gut. Ich verbrachte fast den ganzen Tag im Schlafsack in dieser äusserst angenehmen Hütte. Um 19.30 gingen wir Nachtessen, es wurde uns feine Spaghetti Bolognaise serviert.
Gegen 22 Uhr machten wir uns parat und waren pünktlich listo für den Abmarsch.
Anstatt die prognostizierten Regenschauern erwartete uns ein Sternenhimmel. In nicht allzu grosser Ferne leuchtete der Nevado Chimborazo. Der neue Weg geht eine halbe Stunde flach nordwärts, ehe man steiler auf den El Castillo-Grat hochsteigt. In einem unglaublich langsamen Tempo legten wir los, doch Kunst ist wirklich, nicht zu schnell loszurennen. Wir waren die einzigen, die vom Refugio Hermanos Carrel gestartet sind. Doch nach einer Stunde erblickte ich auf einmal drei weitere Lichter. "Die sind im Hochlager gestartet", erwiderte Jaime. Tatsächlich passierten wir nach einigen Minuten die Zeltlager. Genau an dieser Stelle muss man in die Südflanke des Castillos ausweichen. Wir montierten die Steigeisen, wäre aber auch ohne gegangen, da die ganze Geröllhalde aper war. Wir kamen nur schleppend voran, nach drei Stunden hatten wir erst 500 Meter zurückgelegt....
Bald kam die einzige Kletterstelle der ganzen Tour, eine rund 10 Meter hohe Felsstufe, die aber einfach zu überwinden ist. Ja, und nun fing die Tour erst richtig an: Eine 800m-Gletscherflanke! Jaime legte eine für mich gute Spur auf gutem Trittschnee. Überhaupt waren die Bedingungen sehr gut, nur an wenigen Orten sammelte sich poröser Schnee an. Die Hangneigung schätzte ich auf durchschnittlich 35 Grad, vielleicht hie und da etwas steiler. Sicheres Steigeisengehen ist Pflicht, ein Ausrutschen darf man sich nicht erlauben. Und bei Pausen muss man aufpassen, dass nichts in Fahrt kommt, auf der ganzen 800 hohen Flanke gibt es keine flache Stelle.
Die Luft wurde immer dünner, die Temperatuten kälter und der Wind etwas heftiger. Das schlimmste waren aber die Monotonie, die Dunkelheit und die Gewissheit, dass es noch stundenlang geht.....
Es war zäh, aber körperlich fühlte ich mich gut, auch wenn ich ab und zu eine zweiminuten-Pause verlangte. Und als Jaime prophezeite, dass es nur noch eine halbe Stunde geht, konnte ich nochmals zulegen. Am Schluss wird es auch tatsächlich etwas flächer, bis man auf der riesigen Gipfelfläche steht. Die Sonne ging auf und Veintimilla war erreicht, welch tolles Gefühl! Da die Verhältnisse sehr gut waren (fast kein Neuschnee und Spalten gut erkennbar) hängten wir auch noch den Maxima-Gipfel ran. Dazu brauchten wir 35 Minuten, am Schluss geht's nochmals zäh hinauf. Nun genossen wir definitiv den Gipfel. Cotopaxi und Altar grüssten uns, währenddessen sich die Städte unter der Wolkendecke versteckten. Ein himmlisches Gefühl!
Bald machten wir uns wieder auf den langen Abstieg. Auch da gingen wir nicht geradewegs runter, sondern wir nützten das Gelände im Zick-zack aus. Nach zwei Stunden erreichten wir wieder Fels bzw. Steinlandschaft. Wir nahmen den gleichen Rückweg, der objektiv viel sicherer ist als der Weg durch den Corridor. 10 nach 10 erreichten wir wieder das Refugio Hermanos Carrel, wo wir uns gleich zum Morgenessen hinsetzen konnten.
Eines meiner schönsten Bergerlebnis ging zu Ende. Mit Jaime hatte ich einen kompetenten Bergführer, der die Lage immer im Griff hatte. Folgende Tipps kann ich weiter geben:
- Die Agencia Julio Verne ist zwar nicht ganz billig, aber äusserst kompetent. Das gemietete Material war in gutem oder sehr gutem Zustand.
- Der Zustieg vom Refugio Carrel ist zwar deutlich länger, aber dafür viel sicherer als der direkte Zustieg vom Refugio Whymper (falls es aper ist).
- Ich hatte auf der ganzen Tour einen Stock dabei, das war sehr hilfreich (noch besser wäre es gewesen, wenn er Tellerli gehabt hätte)
- Die Wegfindung in den Nachtstunden ist nicht ganz einfach. Entweder Bergführer engagieren oder vorgängig rekognoszieren. Ab dem Grat wird es einfacher. Die steile Flanke im Zick-zack ersteigen.
- Genügend trinken! Durch das hatte ich auf der ganzen Tour keine Kopfschmerzen. Warmer Tee von Vorteil, kalte Sachen frieren ein...
- Die Zeit auf dem Refugio Hermanos Carrel für Akklimatisation nutzen.
- Immer langsam aufsteigen, Motor nie überdrehen!
In Riobamba angekommen, fuhr ich mit dem Bus gleich weiter nach Alausí (2 Stunden). Dort startete ich am nächsten Morgen zur Zugfahrt über die Teufelsnase. Ein tolles Erlebnis! Wir waren insgesamt nur 5 Passagiere, aber trotzdem fand die Zugfahrt statt und auch die Einheimischen von Sibambe gaben eine Tanzeinlage. Wahrlich ein toller Abschluss einer dreiwöchigen Südamerika-Reise. ¡Viva Ecuador!
Tourengänger:
El Chasqui

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