Sněžka / Śnieżka, 1602m


Publiziert von Linard03 , 27. Oktober 2016 um 07:21.

Region: Welt » Tschechien
Tour Datum:14 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ   PL 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Pec pod Sněžkou - Obří důl - Obří sedlo Sněžka / Śnieżka - Růžová hora - Pec pod Sněžkou
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per PW nach Petzer (Pec pod Sněžkou), Parkplätze in der Nähe der Seilbahn-Talstation

Eigentlich hätte ich mir gewünscht, nochmals eine schöne Herbstwanderung machen zu können. Das ist jedoch bei der Schneekoppe eher Wunschdenken … Bereits vor ca. 4 Jahren befasste ich mich mit dem Gedanken, diesem speziellen Gebirge einen Besuch abzustatten. Spasseshalber hatte ich immer wieder mal einen Blick in die Webcam gewofen; zu "sehen“ war zumeist Nebel und erstaunlich kalte Temperaturen, verglichen mit anderen Regionen …
 
Anreise
Gleich nach der Arbeit, am Donnerstag-Abend, flog ich von Zürich nach Prag. Mit dem Mietwagen ging’s in ca. 2 ½ Std. nach Spindlermühle (Špindlerův Mlýn). Da es bei meiner Abfahrt in Prag bereits dunkel war, gab es leider auf der Fahrt nichts zu sehen; war eher anstrengend durch die Baustellen und die Tatsache, dass ich die Region nicht kannte.
 
Beim Einchecken ins Hotel musste ich mich auch etwas gedulden, denn um 22.15 Uhr war die Rezeption bereits geschlossen. Als dann doch noch jemand auftauchte, mir die Zimmerschlüssel gab und ich meine Sachen deponieren konnte, wollte ich mir noch ein kleines Bierchen genehmigen. Aber oha, jetzt hatte auch die Bar bereits geschlossen … Nach nochmaligem Nachfragen erhielt ich dann jedoch doch noch etwas ;-).
 
Besteigung
Am anderen Morgen liess ich mir Zeit beim Frühstück, hatte keine Eile. Entgegen den Prognosen waren alle Gipfel rund herum verhangen; ev. reisst es ja etwas später noch auf? Man könnte ja direkt von Spindlermühle (Špindlerův Mlýn) aus starten; aber den ursprünglichen Plan, eine grössere Runde zu absolvieren, verwarf ich angesichts des mittelprächtigen Wetters wieder.
 
So fuhr ich mit dem Auto nach Pec pod Sněžkou (Petzer), wo sich in der Nähe der Gondelbahn einen grossen Parkplatz befindet (im Winter muss hier einiges los sein …). Die für 5 Std. bezahlten EUR 4.60 kann man für tschechische Verhältnisse ruhig als eher teuer bezeichnen.
 
Nach einem kurzen Marsch über das Parkplatzgelände und Zufahrt zur Gondelbahn ging’s gleich auf den Wanderweg. Ich wählte den blauen (bzw. wbw) Weg; das kam mir schon mal vertraut vor ;-). Der Weg war zu Beginn noch ziemlich breit; eher eine Forststrasse. Gemütlich dem schönen Bach (Aupa) entlang, wo auch bereits die ersten Hinweise auf irgendwelche Bouda waren (Hütten bzw. kleine Beizli). Während einer Wanderung muss hier also niemand verdursten … ;-).
 
Der Weg verläuft hautsächlich im Wald, wird etwas steiler; aber immer noch gut ausgebaut, sodass ganze Heerscharen problemlos aufsteigen können. Erstaunlicherweise war ich jedoch weitgehend alleine unterwegs; ausser mir sah ich nur noch zwei weitere Personen im Aufstieg über den Riesengrund.
 
Schon längst zeichnete sich ab, dass heute nix mehr werden würde mit Schönwetterfenster; der Nebel hing tief und machte keine Anstalten, sich in nächster Zeit aufzulösen. Die Wetterprognosen lagen somit doch etwas daneben, denn eigentlich sollte ja heute eitel Sonnenschein herrschen …
Bald waren erste Schneeflecken zu sehen, kurze Zeit später fand ich eine geschlossene Schneedecke vor. Vorbei an einem kleinen Pumpwerkhaus aus dem Jahre 1912 führte der Weg über eine kleine Brücke, auf deren es etwas rutschig und deshalb Vorsicht angebracht war (Schlüsselstelle …?).
 
Der Wind frischte langsam etwas auf (wie angesagt) und mittlerweile befand ich mich im dichten Nebel. Weit konnte es nicht mehr sein bis zum Sattel; sehen konnte ich allerdings nichts … Das Gelände lehnte sich zurück, ich musste mich nun also auf dem Riesensattel befinden. Natürlich nichts zu sehen von der Schlesierbaude (ca. 1385m), aber plötzlich tauchte vor mir eine Umzäunung auf. Ich wusste, nun musste ich mich nach rechts wenden. Mittlerweile stürmte es gewaltig, die Sicht sank teilweise auf wenige Meter. Ich kämpfte mich also am Zaun entlang auf dem Bergkamm bis zur Abzweigung, wo ich die direkte Variante zum Gipfel nahm. Die Verhältnisse wurden arktisch, ich wähnte mich auf einer Expedition … ;-).
 
Aus dem Nichts tauchten ein paar Personen auf, welche sich auf dem Abstieg befanden; sich an die Ketten klammernd. So etwas habe ich noch nie erlebt; eine Böe warf mich beinahe um, ich konnte mich gerade noch an der Kette festhalten.
Dann, urplötzlich stand ich vor dem sog. „Ufo“, dem grossen Gebäude auf dem Gipfel der Schneekoppe / Snĕžka (1602m). Ich wollte mich sogleich ins Restaurant flüchten, welches jedoch geschlossen war. Gab es noch andere Gebäude auf dem Gipfel? Ja, zumindest hatte ich das von Fotos so im Gedächtnis …
 
Ich musste mich im kompletten Whiteout richtiggehend vortasten, bis ich schliesslich vor dem Postamt stand. Hier stand die Tür einen Spalt offen, weshalb ich mich sofort hinein „rettete“. Normalerweise wäre das Restaurant wohl brechend voll, nun sassen lediglich eine Handvoll Leute an den Tischen und wärmten sich bei einer Nudelsuppe oder heissen Schokolade auf.
Angesichts dieses garstigen Wetters war ich allerdings doch etwas überrascht, dass überhaupt noch andere Leute unterwegs waren … Die Erklärung war aber schnell gefunden: die Gondelbahn fuhr zur Mittelstation, von da aus stapften viele Leute ahnungslos in Richtung Gipfel …
 
Im windgeschützten und warmen Raum blieb ich sicher eine Stunde, bevor ich mich wieder an den Abstieg machte. Angesichts des Wetters (d.h. dichten Nebels) hatte ich eigentlich vor, wieder denselben Weg abzusteigen, da mir hier das GPS dienlich sein konnte. Als ich dann aber sah, dass selbst Familien mit kleineren Kindern vom Rosenberg (Růžová hora) aufstiegen, entschied ich mich dann doch, den ursprünglichen Plan umzusetzen.
 
Es waren eigentlich nur die ersten 200 Hm, welche durch den von den zahlreichen Leuten plattgepressten Schnee rutschig und deshalb mühsam waren. Mit meinem Schuhen hatte ich nicht so grosse Probleme, diejenigen mit den Sneakers und dünnen Trainingshosen jedoch beneidete ich nicht wirklich … Diese Leute rutschten ständig weg und hatten teilweise Glück, dass sie nicht unter den Ketten hindurch den Abhang abrutschten.
 
Auch bei den zahlreichen Treppenstufen musste man achtgeben, nicht auszurutschen. War diese Passage mal überwunden, wurde das Gelände flacher und der Wind nahm deutlich ab. Jetzt wurde der Weg zu einem schönen „Winterspaziergang“; die verschneiten Tannen gaben eine herrliche Winterlandschaft ab.
 
Immer mehr Leute kamen mir nun entgegen; sie wussten ganz offensichtlich nicht, was sie in Gipfelnähe erwarten würde. „Es sind ja nur 2.5 km bis zum Gipfel“ habe ich z.B. aufgeschnappt … Nun ja, mich kümmerte es nicht, ging an der Mittelstation vorbei und erreichte später die Bouda Ruzohorky. Das letzte Stück zog sich dann noch etwas, bis ich schliesslich wieder Pec pod Sněžkou erreichte.
 
Friedenskirche Swidnica, Polen
Der Tag war ja noch jung, weshalb ich dem Tip von Markus nachgehen wollte: unweit der Grenze entfernt, auf polnischem Gebiet, befindet sich der Ort Swidnica. In diesem Ort steht die evangelische Friedenskirche, die grösste Fachwerkkirche Europas. Sie ist wirklich sehenswert (siehe Fotos).
Danach ging’s wieder zurück nach Spindlermühle; die ca. 2 Std. Autofahrt zogen sich ziemlich … Der Abschluss des Tages bildete dann ein feines Nachtessen im Zentrum des Ortes.
 
Fazit:
Es war heute sicher eine spezielle Wanderung; hier aber offensichtlich nichts Aussergewöhnliches. Viel Wind und Nebel sind die Hauptmerkmale dieses Berges.
 
Zeiten:
Aufstieg: ca. 2 Std.
Abstieg: ca. 1 ½ Std.

Tourengänger: Linard03


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Geodaten
 32603.gpx Schneekoppe

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Kommentare (8)


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Sputnik Pro hat gesagt: Klammheinlich auf den höchsten Tschechen !
Gesendet am 27. Oktober 2016 um 12:15
Hallo Richard,

Naja, wie ich in meinem Besteigungsbericht beschrieben habe, ist Gipfel ist durchschnittlich an 296 Tagen in Wolken oder Nebel verhüllt. Wie ich sehe, wars bei die jedoch noch einiges übler als bei meinem Besuch! Heute hätte hat es nach der Webcam immerhin etwas Sonne. Gratuliere dir zur garstigen Besteigung, so ist ein weiterer Landeshöhepunkt in der Sammlung :-)

LG, Andi

Linard03 hat gesagt: RE:Klammheinlich auf den höchsten Tschechen !
Gesendet am 27. Oktober 2016 um 19:16
Hallo Andi,

ja, man muss an diesem Berg wohl einfach Glück haben ... Ich habe durchaus auch schöne Bilder auf der Webcam gesehen; die waren aber doch eher selten ...

Spass hat's trotzdem gemacht und oben ist oben!

LG, Richard

TeamMoomin hat gesagt: Hey Richard
Gesendet am 27. Oktober 2016 um 14:32
gratuliere dir zu deiner Whiteout Besteigung, ja so können auch "kleine Berge" zum Abenteuer werden ;-)

Grüsse aus Südamerika

Oli und Moomin

Linard03 hat gesagt: RE:Hey Richard
Gesendet am 27. Oktober 2016 um 19:19
Hallo Oli,

danke Dir! Scheint ja, dass der Weltenbummler immer noch unterwegs ist!
Noch nicht die ganze Welt gesehen?
Vermutlich gefällt's Dir derart gut, dass Du gleich noch eine Weile weitermachst ... ;-)

Gruss nach Südamerika, Richard

TeamMoomin hat gesagt: RE:Hey Richard
Gesendet am 30. Oktober 2016 um 01:19
Ja bin immer noch unterwegs (mit Velo und Co. ist man nicht so schnell), und gesehen habe ich noch nicht annähernd alles ;-)

Ja mache noch bis Mai 2017 weiter dann muss ich arbeits und finanziell bedingt wieder zurückkommen, aber denke war nicht letzte Weltreise ;-)

Linard03 hat gesagt: RE:Hey Richard
Gesendet am 30. Oktober 2016 um 09:07
nicht schlecht ... - und beneidenswert ...
Ich wäre jedenfalls bei Gelegenheit mal interessiert, von Deinen Reiseberichten zu hören oder zu lesen!

Weiterhin viel Spass!

pika8x14 hat gesagt:
Gesendet am 28. Oktober 2016 um 01:04
Hallo Richard,

auch an dieser Stelle nochmals herzliche Gratulation zur erfolgreichen "Expedition" auf die Schneekoppe und damit zu einem weiteren Landeshöhepunkt.

Viele Grüße, Andrea + André.

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Oktober 2016 um 16:40
Hallo zusammen,

danke Euch; es war wirklich eher expeditionsmässig ... ;-). Eigentlich ist die Schneekoppe ja eher ein unbedeutender Hügel - an diesem kann man sich jedoch die Zähne ausbeissen, wie ich selbst feststellen konnte ...

Viele Grüsse, Richard


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