Val di Lodrino!
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Jede Sekunde, die aus der Zukunft auf mich zukommt, ist eine Sekunde zuviel. Warum? Weil mich jede Sekunde, die ich erlebe, eine Sekunde näher zu meinem Ableben bringt. Und ich lebe halt einfach verdammt gerne. Das ist einfach so. Und darum ärgert mich jede Sekunde, die ich erlebe.
Wieso weiss ich überhaupt, dass ich sterben muss? Eigentlich weiss ich das ja gar nicht. Ich vermute es nur, weil ständig andere Leute um mich herum sterben.
Aber kann ich daraus ableiten, dass ich irgendwann selber auch sterben werde? Eben nicht.
Dass ich auch sterben werde, ist darum nur ein Gedanke, eine Vorstellung. Ich kann es nicht beweisen, solange ich lebe.
Und wenn ich tot bin, kann ich sowieso niemandem mehr beweisen, dass ich gestorben bin - weil ich tot bin.
Das Val di Lodrino ist für mich ein besonderes Tal, weil ich dort einmal eine Heidenangst hatte. Es war ganz am Anfang meiner Wanderkarriere, anfangs der 90er Jahre, ich war damals ein junger Spund, knapp über 40, und noch ein Greenhorn - hätte Karl May gesagt.
Ich wollte eigentlich von Lodrino über die Forcarella di Lodrino nach Lavertezzo wandern. Aber nach der Alpe Neghéisc verirrte ich mich, und plötzlich war ich weitab vom richtigen Weg auf der Alpe Pasturèscia angekommen und suchte nach einem Weg mittels einer Wegschleife zurück nach Lodrino, woher ich gekommen war. Aber unterhalb der Alpe Mercori (nicht Mercouri, das war ein geniale Sängerin), war ich erschöpft und hockte ab und lehnte mich an einen Baum und dachte, das ist irgendwie das Ende. Damals wusste ich noch nicht, dass das erste Gebot ist, wenn man sich verirrt hat, nicht in Panik zu geraten. Aber weil ich damals noch keine Erfahrung mit diesen extremen Situationen hatte, sind mir die Geister meiner Vorfahren, die heidnischen Jäger und Sammler, zu Hilfe geeilt, und ich habe instinktiv das Richtige gemacht. Ich hockte auf den Boden und lehnte mich an einen Baum und tat eine lange Weile lang einfach nichts. Ich hockte einfach nur da, vor dem Baum, und dachte an nichts mehr.
Kein Knochen wusste, wo ich war. Ich kann mich noch erinnern, dass ich dann nach einer Stunde oder so in einer Art Trance irgendeinen Unsinn dachte: ich ärgerte mich darüber, dass ich ein Buch, das ich von einer Bibliothek ausgeliehen hatte (es war ein Thriller von John le Carré), nicht mehr zurückbringen könnte, weil ich jetzt hier vor Erschöpfung sterben würde.
Wie schon gesagt, ich ärgerte mich. Was würden die Leute von der Bibliothek von mir denken!!! Wenn sie meine Todesanzeige lesen würden, dann würden sie sofort denken, dass ich nicht einmal vor meinem Tod noch den Thriller zurückgebracht hätte, den ich ausgeliehen hatte - was für ein verantwortungsloser Typ ich doch sein müsse!
Ich hatte dann aber trotz allem irgendwann noch die Kraft, wenigstens meinen Kopf zu bewegen und mich ein bisschen umzuschauen und entdeckte auf der anderen Seite des Riale di Mercouri....sorry...ich wollte sagen....des Riale di Mercori...(Melina Mercouri war eine griechische Sängerin und hat mit dem Riale di Mercori nichts zu tun) einen Pfad. Ich musste nur den Bach überqueren und dann war ich gerettet, denn der kaum erkennbare Pfad führte mich mit Hilfe von Stossgebeten an alle mir bekannten Heiligen aller heidnischen und unheidnischen Religionen auf die Alpe Bercögn und dann entlang der Riva dei Cavalli nach...ach, ich mache es kurz, der Pfad führte mich schlussendlich wieder nach Lodrino zurück.
Ich muss der Genauigkeit halber sagen, dass es vielleicht nicht der Riale di Mercori war, sondern der Riale Neghéisc. Aber ehrlich gesagt, liebe Leser, kommt mir bitte nicht mit solchen Erbsenzählereien. Ob ich nun beim Riale di Mercori vor Erschöpfung gestorben wäre, oder beim Riale Neghéisc - das macht nun echt keinen grossen Unterschied. Ehrlich!
Wieso weiss ich überhaupt, dass ich sterben muss? Eigentlich weiss ich das ja gar nicht. Ich vermute es nur, weil ständig andere Leute um mich herum sterben.
Aber kann ich daraus ableiten, dass ich irgendwann selber auch sterben werde? Eben nicht.
Dass ich auch sterben werde, ist darum nur ein Gedanke, eine Vorstellung. Ich kann es nicht beweisen, solange ich lebe.
Und wenn ich tot bin, kann ich sowieso niemandem mehr beweisen, dass ich gestorben bin - weil ich tot bin.
Das Val di Lodrino ist für mich ein besonderes Tal, weil ich dort einmal eine Heidenangst hatte. Es war ganz am Anfang meiner Wanderkarriere, anfangs der 90er Jahre, ich war damals ein junger Spund, knapp über 40, und noch ein Greenhorn - hätte Karl May gesagt.
Ich wollte eigentlich von Lodrino über die Forcarella di Lodrino nach Lavertezzo wandern. Aber nach der Alpe Neghéisc verirrte ich mich, und plötzlich war ich weitab vom richtigen Weg auf der Alpe Pasturèscia angekommen und suchte nach einem Weg mittels einer Wegschleife zurück nach Lodrino, woher ich gekommen war. Aber unterhalb der Alpe Mercori (nicht Mercouri, das war ein geniale Sängerin), war ich erschöpft und hockte ab und lehnte mich an einen Baum und dachte, das ist irgendwie das Ende. Damals wusste ich noch nicht, dass das erste Gebot ist, wenn man sich verirrt hat, nicht in Panik zu geraten. Aber weil ich damals noch keine Erfahrung mit diesen extremen Situationen hatte, sind mir die Geister meiner Vorfahren, die heidnischen Jäger und Sammler, zu Hilfe geeilt, und ich habe instinktiv das Richtige gemacht. Ich hockte auf den Boden und lehnte mich an einen Baum und tat eine lange Weile lang einfach nichts. Ich hockte einfach nur da, vor dem Baum, und dachte an nichts mehr.
Kein Knochen wusste, wo ich war. Ich kann mich noch erinnern, dass ich dann nach einer Stunde oder so in einer Art Trance irgendeinen Unsinn dachte: ich ärgerte mich darüber, dass ich ein Buch, das ich von einer Bibliothek ausgeliehen hatte (es war ein Thriller von John le Carré), nicht mehr zurückbringen könnte, weil ich jetzt hier vor Erschöpfung sterben würde.
Wie schon gesagt, ich ärgerte mich. Was würden die Leute von der Bibliothek von mir denken!!! Wenn sie meine Todesanzeige lesen würden, dann würden sie sofort denken, dass ich nicht einmal vor meinem Tod noch den Thriller zurückgebracht hätte, den ich ausgeliehen hatte - was für ein verantwortungsloser Typ ich doch sein müsse!
Ich hatte dann aber trotz allem irgendwann noch die Kraft, wenigstens meinen Kopf zu bewegen und mich ein bisschen umzuschauen und entdeckte auf der anderen Seite des Riale di Mercouri....sorry...ich wollte sagen....des Riale di Mercori...(Melina Mercouri war eine griechische Sängerin und hat mit dem Riale di Mercori nichts zu tun) einen Pfad. Ich musste nur den Bach überqueren und dann war ich gerettet, denn der kaum erkennbare Pfad führte mich mit Hilfe von Stossgebeten an alle mir bekannten Heiligen aller heidnischen und unheidnischen Religionen auf die Alpe Bercögn und dann entlang der Riva dei Cavalli nach...ach, ich mache es kurz, der Pfad führte mich schlussendlich wieder nach Lodrino zurück.
Ich muss der Genauigkeit halber sagen, dass es vielleicht nicht der Riale di Mercori war, sondern der Riale Neghéisc. Aber ehrlich gesagt, liebe Leser, kommt mir bitte nicht mit solchen Erbsenzählereien. Ob ich nun beim Riale di Mercori vor Erschöpfung gestorben wäre, oder beim Riale Neghéisc - das macht nun echt keinen grossen Unterschied. Ehrlich!
Tourengänger:
mong
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