VAL LODRINO – Seeger & Seeger auf Pirsch
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„Mach wie Du willst“ heisst nicht „Mach was Du willst“. Letzteres hätte ich bei Frank www.alpi-ticinesi.ch
niemals in Frage gestellt, ersteres jedoch liegt im Spielraum meines gemütsvollen Begleiters. Mässig das Gewicht des Rucksacks und ein tänzelnder und unglaublich präziser Schritt. Fotogrammetrisches Gedächtnis. Sperberblick, um den ich ihn beneide. Leuchtende Augen verraten den unbeugsamen Willen, Neues zu erleben. Seine Welt sind die alten Alpwege, heute vielmals zu Jägerpfaden verkommen, wenn sie überhaupt noch aufzuspüren sind…IPOD statt Karte in seiner Linken, dazu die Stöcke mit Klemmverschluss. Sicher ist sicher.
niemals in Frage gestellt, ersteres jedoch liegt im Spielraum meines gemütsvollen Begleiters. Mässig das Gewicht des Rucksacks und ein tänzelnder und unglaublich präziser Schritt. Fotogrammetrisches Gedächtnis. Sperberblick, um den ich ihn beneide. Leuchtende Augen verraten den unbeugsamen Willen, Neues zu erleben. Seine Welt sind die alten Alpwege, heute vielmals zu Jägerpfaden verkommen, wenn sie überhaupt noch aufzuspüren sind…IPOD statt Karte in seiner Linken, dazu die Stöcke mit Klemmverschluss. Sicher ist sicher.
1.Tag Hüttenaufstieg zur Scengio di Vacche
Wir starten vom Parkplatz in Legri Pt. 580, steigen zur Brücke auf ca. 500m (auf der neuen LK nicht eingetragen) hinab und nach Pönn 634m hinauf. 50 m oberhalb des grössten Gebäudes dieser Alp zweigt unscheinbar der Weg nach Busen Richtung Süden über ein Moorgebiet ab. Dank Schnitt-, Stein- und Wegspuren findet Frank den immer ausgeprägter werdenden Weg und verpasst sogar den Abzweiger nach Busen 820m nicht. Unwegsam nach Roredo 866m (Schosshundkläffer, Seilbahn und freundlicher Local) und in quasi Direttissima hinauf nach Begnauri 1103m (Auch Seilbahn, schöne, gepflegte Alp, Wasser) . Bis hierher Wege, welche schwer zu finden sind. Der folgende rwr-markierter Weg ist dann umso leichter zu finden und bringt uns schon etwas zum Schnauben. „Effizienter Weg“ meint mein Begleiter, welche mit Diagonal-Schritten die Steilheit des Weges ausgleicht. Der Wald wechselt von Laub- zu Lärchenwald. Oberhalb Pianascio 1317m überwindet der Weg links ausweichend eine Felswand, um über dieser gegen rechts die Hütten von Rif. Scengio di vacche 1482m zu erreichen.
Eifrig nehme ich das Camino in Betrieb. Erfolgreich, meine ich. Der Rauch im Innern der Hütte nimmt Frank gelassen zur Kenntnis. Wir kochen uns das Abendmahl. Ein Süppchen und Spaghetti Arrabiata – die Rabiate! Reichlich viel und scharf. Beide zeigen riesigen Appetit. Wie ist doch das mit dort? Ja ja, der Ausfallsschritt am Passo dei Rampi, ha, ha……die Zeit rennt uns davon. Verspätet lassen wir uns auf dem Nachtlager nieder und erwachen erst bei den penetranten Tönen des Natel-Weckers.
2.Tag Scengio di Vacche – Alpe del Foch – Piansgeira – Carugo – Bercögn – Alpe Stüell
Auf der alten LK von 1969 ist der Weg noch eingezeichnet. Begreiflich, dass er in den neuen Ausgaben nicht mehr vorhanden ist. Aber er ist noch da! Im ersten Graben auf 1500m hinauf, beim zweiten auf 1490m hinab, beim dritten Riesengraben bei 1450m mühsam queren und auf Pt 1478 hinauf. Durch den Bosco della Stanga bis auf 1420m hinab und steiler Aufstieg zum Einschnitt des Ri da Sprüera, welchen wir auf 1500m queren. Folgend der Wand entlang - die Alpenrosen links umgehend - zum Pt. 1635 hinauf. Viele etwa ein Jahr alte Schnittspuren. Nun gilt es, auf den Weg von der Alpe di Sbordan herkommend, hinabzusteigen. Bei etwa 1600m treffen wir auf diesen und erreichen, immer klarer definiert (neue Farbtupfer), die Alpe del Foch 1529m. Geschlossene Jägerhütte.
Von der Alpe di Foch ist der Weg zur Alpe Nuovo 1117m durchgehend eingezeichnet. In Natura sieht dies etwas unklarer aus. Nach anfänglich klaren Wegverhältnissen verliert sich der Weg im Wald. Zweihundert Höhenmeter im Zick-Zack steil hinunter bis zum etwa 20m hohen Felsriegel. An diesem angelehnt steht eine Eisenleiter. Diese meiden wir und queren ganz nach links hinaus und kraxeln in einem nassen und glitschigen Graben auf den unteren Boden hinab. Wenige angenehmere Meter weiter unten treffen wir auf den schönen Talweg ins Val di Drosina bei Alpe Nuova.
Im schnellen Schritt gleiten wir 500m talwärts. Klar, dass Frank den schwer zu findenden Abzweiger nach links zur Brücke nach Piansgeira auf Anhieb findet. Ruppig geht’s hinunter zum Riale di Drosina. Aber oh Schreck – die Brücke ist weg! Wir queren, von Stein zu Stein hüpfend, den Fluss und finden rechts einen begangenen Ersatzweg, einen diagonalen Einschnitt benützend. Problemlos erreichen wir Piansgeira 1096m. Mittagessen. Geniessen. Ruhen. Spontan eröffnet mir Frank seine Absicht, den ursprünglichen Plan umzustossen. Nein, nicht über Lagua zur Capanna d’Alva, sondern Carugo – Bercögn – Alpe Stüell. Ich bin mir da nicht ganz sicher, ob ich dies wirklich schaffe. 1100 (tausendeinhundert) Höhenmeter im undurchdringlichen Dschungel!
Mulmiges Gefühl wird durch die sichere Ausstrahlung von Frank übertüncht. Wir steigen auf dem alten Weg stilgerecht zur ehemaligen Brücke über den Riale di Mercori hinab. Die Versuchung, allzu früh den bewaldeten Höckergrat links zu verlassen, ist gross. Doch lauert in dieser Nordflanke ein schwer zu überwindbarer Hangrutsch. Wir vermuten, dies von Zaza zu wissen. So bleiben wir gänzlich auf der Drosina-Seite und steigen erst im alleruntersten Plateau unter der Wand hindurch gegen Norden. Nasses Queren des Flusses und gleich wieder Aufsteigen auf der andern Seite zur Ruine von Balmei, denn der Flusslauf zum Punkt 820 ist unüberwindbar. Mächtig bauen sich die Felsen der Alp Carugo vor uns auf, zu denen wir queren. Da war ich vor zwei Tagen.
Ich muss schon eine schlechte Gattung machen. Da wir von einer andern Richtung herkommen, finde ich einfach den Einstieg nicht. Maledetto! Mit vereinten Kräften schaffen wir es: Links herum anpirschen – ein ausgeprägtes Band nach rechts queren – ein kleineres Band nach links – direkt auf das „Plateau“ hinaufsteigen. Steil ist so etwas Relatives. Effizient, sagt Frank. En cheibä Chrampf sage ich. Einfach affensteil. Doch die Ruinen des ehemals grössten Stalles des ganzen Tales schimmern endlich durch die Laubbäume. 70 Meter oberhalb der vermuteten Abzweigung nach Lagua. Frank hat sie natürlich ausfindig gemacht. Zwei Tage zuvor machte ich dort meine Z-Rast……
In drei Tagen zwei Mal Carugo 1083m! Eine „Forstwirtschaft“-Flagge flattert am Eingang. Überwältigt von der schönen Gegend entschliesse ich mich, Frank bis zur Alpe Stüell zu begleiten: „Ich komme mit Dir“. Wieder – wie vor zwei Tagen - stehe ich an der gut sichtbaren horizontalen Abzweigung nach links in den Graben hinein – rund 40 m oberhalb des Stalles von Carugo. Immer mehr macht sich der Wildwuchs bemerkbar. Und wieder treffen wir auf stolze Treppenbauten und Schnittspuren, welche uns in der Routenwahl auf etwa 1100m bestätigen. Unter und über Felswänden hindurch 300m unterhalb dem Weg von Piancora nach Bercögn. Uralte Treppenanlagen und Kunstbauten bestätigen die Routenwahl. Schliesslich zum grossen Graben der Zone Orello del Crich ansteigend. Wir treffen auf den Weg, welcher von Piancora herkommt .Unterhalb Bercögn steht eine neu erbaute Holzleiter, welche den abgerutschten Weg elegant rechts überbrückt. Wir stehen auf Alpe Bercögn 1314m, eine Heli unterstützte, gut ausgebaute Hütte. Die Mühsal des Tages machen sich bemerkbar. Kalorien aufnehmen. Trinken.
Die Schatten werden länger. Doch das Time-Management geht auf. Sicher werden wir unser Tagesziel – Alpe Stüell – noch bei Tageslicht erreichen. Das steht fest. Langsam aber stetig steigen wir zu den Ruinen der Alpe della Costa 1527m hinauf. Alte Landeskarte und Beschreibung Bachmann sei Dank! Weiter schier unglaublich steil der Rippe folgend empor in eine Rinne östlich entlang der Koordinate 715000 (nie auf den links liegenden Grat hinauf!). Auf etwa 1720m entlang des auf der LK gut sichtbaren Wändchens nach NE (rechts) steil auf einen Boden hinan. Diesen nach links verfolgend vorerst westlich, dann nördlich den Skyrace-Weg von Alpe d’Alva herkommend anvisierend. Stolz sitzt Frank auf den Steinstufen des erreichten Weges. Complimenti! Das war eine echte Glanzleistung. Wir steigen bequem zur Alpe Stüell 1910m. Wassersuche (beim unteren Stall hat es einen Wasserhahnen!), Suppe, Safran-Risotto, ein Bierchen. Wir verkriechen in unsere Decken, respektive Schlafsack. Erschöpfungs-Schlottern. Sogar mein Herz schlottert. Doch glücklich und stolz über die Leistung schlafe ich ein.
2.Tag: Alpe Stüell - Alpe d'Alva - Legri Parkplatz
Erstaunlich ausgeruht wachen wir auf. Sogar Frank ist ab erster Minute ansprechbar. Unüblich. Gemeinsam folgen wir dem interessanten Weg zur Alpe d’Alva 1570m. Oberhalb Alpe d’Alva trennen sich unsere Wege. Er Richtung Alpe Negrös, ich zum Parkplatz Legri Pt. 580.
Erstaunlich ausgeruht wachen wir auf. Sogar Frank ist ab erster Minute ansprechbar. Unüblich. Gemeinsam folgen wir dem interessanten Weg zur Alpe d’Alva 1570m. Oberhalb Alpe d’Alva trennen sich unsere Wege. Er Richtung Alpe Negrös, ich zum Parkplatz Legri Pt. 580.
Wehmut überkommt mich. Es war zu schön.
Hike partners:
Seeger

Communities: Ticino Selvaggio
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