Piz Val Pintga (2952 und 2956 m) und Cambrialas (fast)


Publiziert von PStraub , 24. August 2016 um 11:17.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:23 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-UR   Claridengruppe   CH-GL   Ortstockgruppe 
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2670 m

Vor ein paar Tagen habe ich unter 'Treffpunkt' eine(n) Gleichgesinnte(n) für die Überschreitung von Piz Val Pintga und Cambrialas gesucht. In unbekannten Routen sehen vier Augen allenfalls mehr als zwei, und in heiklem Gelände ist Sichern auch nicht falsch.
Da sich niemand gefunden hat, habe ich den Versuch alleine unternommen.


Um halb sechs bin ich auf dem Klausenpass gestartet und via Chammlijoch zur Planurahütte aufgestiegen.  Das Iswändli war sehr einfach zu begehen, Steigeisen hätte es nicht gebraucht. Dafür war die Passage ab dem Chammlijoch eine Plackerei: Der Neuschnee ist weich und tief und hat eine Struktur wie Büssereis.

Der Hüttenbesuch war zwar ein Umweg, aber ich wollte eine "Wegmarke" hinterlassen. In der Hütte setzen sie auf Low Carb - der Tee kommt ohne Zucker.

Dann über den Gletscher zur Fuorcla Val Pintga. Derzeit geht der Schnee etwa 50 m vor deren tiefstem Punkt bis praktisch an den Grat, da ist der Einstieg einfacher.

Bis über den ersten Vorgipfel lässt sich der Grat gut begehen. Wobei "gut" auf der ganzen Route mit Vorsicht zu geniessen ist: In einem solchen Gelötter war ich noch kaum einmal unterwegs. Selbst richtig grosse Felsblöcke lassen sich bewegen, keinem Griff und Tritt ist zu trauen.

Kaum auf dem Grat unterwegs, bin ich in einer Spalte auf einen Stein gestanden. Der sich prompt gedreht hat, sodass ich mit dem ganzen Gewicht auf den Fels der Spalte geknallt bin. Klar, das würde einen Bluterguss ergeben, aber das war derzeit weniger wichtig.

Kurz vor dem ersten Gipfel (P. 2952) stösst man auf ein Felsriff. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, bis ich mich da hochbeschissen habe (eine unscheinbare Verschneidung, ca. 40 m links vom Grat). Das ist weit jenseits von WS! Das Problem ist: Wo es unten gute Tritte hat, ist oben nur Sand und Schutt, man findet keine Griffe für den Ausstieg.

Ab da einfach über Blockschutt zu P. 2952. Auch die Passage zum Hauptgipfel P. 2956 geht recht einfach. Wo es auf dem Grat selber heikler wäre, hat es meist auf der Nordseite des Grates Schuttbänder. Der Schlussaufstieg ist sogar ein grasbewachsener Weg (-> Foto).

Der weitere Weg führt auf einem erst ab-, dann wieder ansteigenden Band unter dem P. 2871 durch. Irgendwo kann man auf den Gletscher absteigen und Richtung Fuorcla da Cambrialas queren.
Hier habe ich zeitraubende Fehlentscheidungen getroffen. Ich bin nach dem Windkessel sofort nach links auf den Grat gestiegen. Dabei müsste man aber eine glatte Platte queren, um auf den Hauptgrat zu kommen. Doch von dieser käme man im Notfall nur ins Val Russein hinab, auf den Hüfifirn kommt man hier nirgends hinunter.

Also alles zurück und erst bei der eigentlichen Fuorcla da Cambrialas mit dem Aufstieg beginnen. Man steigt immer nach rechts haltend über die oder an den Grattürmen vorbei. Meist hat es Schuttbänder von zweifelhafter Qualität, nur an wenigen Stellen kann man richtig schön klettern. Die Bewertung WS ist sicher nicht ganz falsch, da man vielerorts sichern könnte. Man muss einfach realisieren: Auf der ganzen Route gibt es keinerlei Wegmarken oder Spuren von Begehungen.

Auf etwa 100 m unter dem Gipfel habe ich den letzten Steilaufschwung scheinbar falsch angegangen und bin in richtig schwieriges Gelände gekommen. Natürlich hätte es die Option absteigen und neu suchen gegeben, doch mitterweile war es nach halb vier, und da ich auf Alleingängen bis spätestens um fünf Irène eine Positionsmeldung durchgeben will, war es höchste Zeit zur Umkehr. 800 m Abstieg, davon 300 m in heiklem Gelände in einer guten Stunde, schon das war ambitiös.

Der Abstieg über den Gletscher war eher unangenehm. Oben Pfluderschnee, zwischendurch jede Menge Spalten, und unten mit Geröll bedecktes Toteis. Wo bei jedem Schritt eine Schuttlawine losgetreten wird - und der Begeher geht gleich mit.

Unten bin ich dem Bach gefolgt. Tatsächlich wusste ich nicht einmal, wo ich mich relativ zur Hütte befand. Doch dann stiess ich auf eine Wasserfassung, die derzeit neu erstellt wird. Da konnte die Hütte nicht weit sein. Dort organisierte ich mir - nach dem Bier - eine Taxifahrt von Gufernen zurück zum Auto auf dem Klausenpass.

Ich war zum ersten Mal überhaupt im Maderanertal. Als Glarner bin ich mich ja an steile Chrächen gewohnt, aber das ist, verglichen mit hier, gar nichts. Und weit ist das alles, allein vier Kilometer (Luftlinie!) von der Hütte bis Gufernen, von da bis Amsteg ganz zu schweigen.  

Das war eine ziemlich anstrengende Wanderung.
Immerhin hat der Piz Val Pintga jetzt eine echte Begehung/Beschreibung und der Piz-Cambrialas-Nordgrat eine bis weit hinauf. Dessen Westgrat soll einigermassen regelmässig begangen werden und Wegmarken haben.

- Die Höhendifferenz ist geschätzt. Bei solchen Touren lässt sich das gar nicht richtig ermitteln.
- Obwohl nicht ganz bestiegen, habe ich den Piz Cambrialas als Wegpunkt aufgeführt. Ich hoffe, dass bald einmal jemand die Überschreitung (beide Grate, beide Gipfel) macht und hier beschreibt, dann lösche ich diesen Eintrag.


Tourengänger: PStraub


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Kommentare (5)


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Becks hat gesagt: Grml
Gesendet am 25. August 2016 um 14:47
Tja, wenn mein Fuss nicht wäre.... Ich finde solche Touren immer sehr spannend, eigentlich sogar spannender als manch 4000er.

Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 25. August 2016 um 16:56
Herzliche Gratulation zum Piz Val Pintga im Alleingang! Und sei's drum mit dem Cambrialas, er liegt ohnehin nicht mehr in Deinem Führergebiet ;-)

PStraub hat gesagt: RE: Danke und ..
Gesendet am 25. August 2016 um 17:18
> er liegt ohnehin nicht mehr in Deinem Führergebiet ;-)
.. ab und zu darfs auch etwas im befreundeten Ausland sein :)

Becks hat gesagt:
Gesendet am 25. August 2016 um 18:38
Gibt es Bilder vom Südgrat zum Cambrialas? Das wäre nämlich eine Alternative solo ohne Gletscherkontakt

PStraub hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2016 um 08:12
Hier ist ein Teil davon drauf.
Gemäss Urner Führer 4,5 h ab Alp Cavrain (3a), mit dem eh schon langen Anmarsch also eine richtig happige Variante.


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