Oberalpstock-Abenteuer mit Einbruch in die Cavardirashütte
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Den Oberalpstock besteigen die meisten aus dem Disentiser Skigebiet, ein Aufstieg, bei welchem ein paar Meter Leitern das Äusserste an Abenteuer darstellt.
Dass es auch exotischere Routen gibt, hat zB.
3614adrian hier beschrieben.

Meine erste Ski-Begehung war umständlich, weit, einsam und abenteuerlich. Darum erlaube ich mir, diese alte Geschichte aufzuwärmen ..
Beim Datum bin ich mir nicht mehr ganz sicher, aber ich meine, es sei Ende April oder Anfang Mai 1984 gewesen. Auf jeden Fall waren die Skianlagen in Disentis nicht mehr in Betrieb.
Gestartet bin ich am Klausenpass, von wo ich via Chammlijoch zur Planurahütte aufgestiegen bin und dann zum Sandpass traversiert habe. Schon das ist ja eine rechte Strecke, und dass auf dem Hüfifirn eine hartnäckige Nebelschicht aufgelegen hat, machte die Wegfindung nicht eben einfacher. Zum Glück lag der Sandpass knapp unter dem Nebel, sonst hätte ich hier aufgeben müssen.
Mittlerweile war Mittag schon vorbei, und die (steile!) Sandpass-Südflanke hatte soviel Sonne abbekommen, dass jederzeit mit Nassschneerutschen zu rechnen war. Das antizipierend, peilte ich den einzigen Felskopf auf der andern Hangseite an und schnitt so den Hang oben an. Der sich prompt auf der ganzen Breite in Bewegung setzte.
Nun gehört es zu den grössten Skitouren-Erlebnissen überhaupt, inmitten einer langsam abgleitenden Schneemasse abzufahren. Das liess ich mir in diesem Superhang natürlich nicht entgehen!
Unterhalb Alp Russein da Muster traversierte ich den Hang zur Alp Cavrain, dann begann der (endlose!) Wiederanstieg Richtung Cavardirashütte. Es wurde schon langsam dunkel, als ich die Hütte endlich sah, und die Vorfreude auf ein warmes Essen half mir auf den letzten Metern. Doch je näher die Hütte kam, umso klarer wurde es: Da ist keiner.
So gabs statt gediegener Verpflegung erst mal eine - wenig erfolgreiche - Bemühung, wenigstens den Ofen warm zu kriegen. Am Ende der Nacht hatte ich die Temperatur in der Hütte immerhin über die Nullgrad-Grenze gebracht.
So fiel mir der Aufbruch am andern Morgen nicht eben schwer, und irgendwann war ich mutterseelen-allein und bei perfekten Verhältnissen auf dem Gipfel.
Für die Abfahrt wählte ich die Obere Stremlücke (Fuorcla da Strem Sura). Das ist zwar bei hartem Schnee etwas steil, ergibt aber eine lange Abfahrt praktisch ohne Gegensteigung.
Irgendwann oberhalb Sedrun wars dann fertig mit Schnee.
Kaum hatte ich die Ski auf den Schultern, traf ich die erste Person seit dem Klausenpass: Ein Arbeitskollege, der völlig zufällig diese eher ab gelegene Ecke für eine Wanderung ausgesucht hatte.
Im Titel steht "Einbruch", und das hat folgendes auf sich: Einige Zeit später bekam ich einen Anruf von der Polizei. Es stellte sich heraus, dass in die Cavardirashütte eingebrochen und die Hüttenkasse geplündert worden war und mein Besuch der letzte im Hüttenbuch verzeichnete war.
Es dauerte seine Zeit, bis ich dem Beamten klarmachen konnte, dass ich mich als Täter ja wohl nicht mit Name und Adresse im Hüttenbuch verewigt hätte ..
Tourengänger:
PStraub

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