Hoher Weißzint 3371m - Die Geschmäcker sind verschieden


Publiziert von georgb , 5. August 2016 um 10:04.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 3 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bruneck-Mühlen-Mühlwald-Stausee Lappach
Kartennummer:tabacco Sand in Taufers

Der moderne Neubau der Edelrauthütte spaltet die Gemüter und Geschmäcker. Anstatt die altehrwürdige Hütte wenigstens als Andenken stehen zu lassen, hat man sie komplett abgerissen. Nichts erinnert mehr an die Pionierzeit des Alpinismus in den Zillertalern und kaum jemand weiß, wie sie überhaupt zu ihrem ungewöhnlichen Namen gekommen ist.
Doch auch der Hohe Weißzint ist Geschmackssache, für viele ist er eine Skitourenrennstrecke ohne jegliche alpinistische Herausforderung, im Sommer uninteressant und zu mühsam. Für mich hingegen eine der schönsten Hochtouren des Pustertals und ein beinahe magischer Berg.
Zu dritt starten wir am Nevesstausee, doch an der Edelrauthütte werden auch unsere Geschmacksunterschiede offensichtlich. Heinold zieht im Wettkampfmodus voraus, Michael lässt sich entspannt zurückfallen und ich dazwischen. Mir soll es recht sein, so kann ich ungestört in meinem Rhythmus gehen und die Augen offen halten für die fantastische Umgebung. Ganz nebenbei sichte ich eine Herde Steinböcke und lass mich von den krachenden Hörnern der Jungböcke beeindrucken.
Gemächlich steige ich weiter Richtung Gipfelgrat, von Heinold und Michael ist nichts mehr zu sehen. Nach einem kurzen unschwierigen Stück am Rand des Gletschers entlang führen Steinmänner durch das wacklige Blockwerk auf den Grat. Noch zieht der Nebel über den Weißzint und bald kommt mir Heinold wieder entgegen, bei diesen Bedingungen war ihm der Tanz über den ausgesetzten Kamm zu ungemütlich. Doch es gibt keine andere Alternative, nach kurzer Besprechung steigt er voraus und schnell ist der vor Kraft strotzende Puschtra Bui enteilt und der "Schwoga" wieder alleine. Ich lasse mir Zeit, denn es warten einige knackige Passagen im 2. Grad und von Markierungen ist nichts zu sehen! Wir wären nicht die Ersten, die hier umdrehen, angelockt von der deutlich zu leicht bewerteten Route in südtirols beliebtester Bergliteratur!
Weiter unten sichte ich eine Gruppe auf dem Gletscherweg, der als Abstiegsvariante in meinem Kopf herumschwebt!? Endlich am Gipfel bekommt der Schwager zunächst seinen Anschiss und trägt es auch prompt ins Gipfelbuch ein.
Bald sind wir aber wieder versöhnt und beschließen auf die Aspiranten vom Gletscher zu warten, um uns nach dem Zustand der Randspalte zu erkundigen. Wir warten vergebens, verzichten auf den ungewissen Abstieg und steigen zurück über den Felsgrat. Hier kommen uns auch die anderen entgegen, von den Spalten beeindruckt sind sie umgedreht und haben sich doch für den Grat entschieden!!! In kurzen Hosen, T-Shirt, niederen Wanderschuhen und mit den ultraleichten einteiligen Skitourenstöcken in der Hand!? Ich komme mir mit meinen steigeisenfesten Bergschuhen vor wie ein Relikt aus der Zeit der Erstbegeher, die Geschmäcker sind auch in diesem Punkt verschieden!?
Während sich die Renner über das "Geböcke" beschweren, genieße ich die anregende Kraxelei in feinstem handfesten Granit. So beschließe ich und damit auch Heinold ;-) direkt weiterzusteigen bis zur Oberen Weißzintscharte. Doch bald geht der Granit in Schotter über und der Abstieg zur Scharte ist mit Vorsicht zu genießen! Wir setzen uns nieder, lassen den zauberhaften Platz kurz wirken, bevor wir über den Schnee zurückrutschen, Michael wartet schließlich auf der Hütte. Auch Heinold will die Steinböcke sehen und wir pirschen uns nahe heran. Mir kommen die Tränen beim Anblick der majestätischen Tiere und bevor sie sich gestört fühlen ziehen wir uns respektvoll zurück.
An der Edelrauthütte sind die drei Bergsteiger wieder vereint und diskutieren über die Neugestaltung, selbst beim Kaiserschmarrn scheiden sich die Geister!? Doch zurück am Parkplatz sind wir uns einig, es war eine wunderbare Tour, für jeden Geschmack etwas ;-)


Tourengänger: georgb


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Kommentare (3)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2016 um 16:30
Grande Georg...

georgb hat gesagt: grazie amico
Gesendet am 5. August 2016 um 17:03
grandi sono le montagne e la natura lassù. Grandi anche loro che riescono a vederla e rispettarla come tu!
Alla prossima!

MichaelMoh hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2016 um 21:26
Hallo Georg

Sehr schön und treffend geschrieben, klasse Bilder.
Es war ein grandioser Tag mit euch, an dem ich mich gerne und lange zurück erinnern werde.
Viel Spass dir und dem " Schwoga" bei euren nächsten Unternemungen.

Viele grüsse von Michael der entspannte :)


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