Lasörling (3098m) via Ostgrat - schöne Alternative zu den überlaufenen Normalwegen


Publiziert von BigE17 , 27. Februar 2020 um 12:31.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:25 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lienz durchs Iseltal oder von Mittersill über den Felbertauern nach Matrei. Hier nach Westen ins Virgental abbiegen und bis Prägraten am Großvenediger fahren. Im Ort nach links abbiegen und kurz auf der anderen Talseite bergauf fahren, bis man beim kleinen Parkplatz ist.
Unterkunftmöglichkeiten:Lasörlinghütte, Bergerseehütte, Lasnitzenalm

Südlich von Prägraten am Großvenediger steht ein mächtiger, sehr breiter Doppelgipfel. Man kann ihn sogar in Matrei in Osttirol während der Durchfahrt sehen. Es ist der Lasörling, der höchste Gipfel der Lasörlinggruppe. Obwohl er von Norden sehr steil und imposant wirkt, ist er über 4 Anstiegswege recht einfach zu erreichen. Da gibt es die beiden überlaufenen Normalwege. Einer führt von Virgen über die Lasörlinghütte zum Gipfel, der andere von Prägraten über die Lasnitzenalm. Dann gibt es den Nordgrat, der allerdings ein wenig schwieriger ist (II). Zu guter Letzt wäre da noch der Ostgrat, bei dem man auch den Kleinen Lasörling (oder SO-Gipfel) mitnehmen kann. Über diese Route fand ich jedoch nur einen einzigen Bericht im Internet. Deshalb entschlossen ich mich, zusammen mit einem Tourenpartner diesen Anstieg zu probieren. Für den Abstieg planten wir den Normalweg nach Prägraten.

Unsere Tour starteten wir um halb 7 beim Parkplatz südlich von Prägraten am Großvenediger (ca. 1350m). Im Morgengrauen begannen wir mit dem Aufstieg zur Bergerseehütte. Nur kurz folgten wir dem Schotterweg zur Lasnitzenalm, dann zweigte links der Steig zur Bergerseehütte ab. Sehr steil ging es durch den Wald aufwärts, bis der Steig begann, ins Tal - das Zopatnitztal - hineinzuführen. Hier wurde es dann ein wenig gemütlicher, nach einer Brücke folgte eine weitere Steilstufe. Nach dieser standen wir bereits bei der Hütte, die wunderschön beim Bergersee liegt. Vor uns war auch die steile Nordflanke unseres Tagesziels zu sehen.

Unser nächstes Ziel war das eher einsame Berger Törl östlich vom Lasörling. Auch dorthin führt ein markierter Steig. Zuerst umgingen wir westseitig den Bergersee, dann begann der Steig, langsam an Höhe zu gewinnen. Nach einiger Zeit mussten wir eine versicherte Felsrinne überwinden, um auf ein blockbeladens Plateau zu gelangen. In einem weiten Bogen machten wir weiterhin gut Höhenmeter, trotz der Blöcke war der Steig erstaunlich gut angelegt. Irgendwann erreichten wir so ohne große Schwierigkeiten das Berger Törl

Nun verließen wir den markierten Weg, der weiter zur Lasörlinghütte führen würde. Am Anfang war der Grat noch breit und einfach, bis wir einen kleine senkrechte Stufe erreichten. Sie bereitete uns keine Probleme (I+). Daraufhin ging es eine Weile einfach weiter, bis der Grat nach einem Köpfl plötzlich sehr schmal wurde. Diese Stelle konnten wir im Gehgelände umgehen. Wir kehrten danach sofort zum Grat zurück und überkletterte den nächsten, steilen Gratkopf direkt (II). Eine nordseitige Umgehung sah sehr heikel aus. Kurze Zeit später folgte ein sehr steiler Turm, den wir nicht mehr erklimmen konnten. Wir mussten ihn nordseitig umgehen. Während der Fels am Grat super war, wurde es in der Flanke brüchig (II). Das war definitiv die Schlüsselstelle der Tour. Beim nächsten Turm mussten wir erneut nordseitig ausweichen, konnten aber recht schnell wieder zurück zum Grat (II). Ab nun ging es im Gehgelände bis zum Gipfel des Kleinen Lasörling. Da der Gipfel eine schmale Schneide war, rasteten wir wenige Meter vorher.

Das Wetter war wunderschön, so konnten wir in allen Richtungen viele tolle Gipfel betrachten. Während wir am Kleinen Lasörling vollkommen allein waren, wimmelte es am (Großen) Lasörling nur so von Bergsteigern. Der Grat dorthin sah jedoch alles andere als einladend aus. Wir probierten es trotzdem. Zuerst überwanden wir problemlos den ausgesetzten Gipfel des Kleinen Lasörling (I), dann kletterten wir über den plattigen Grat kurz ab (I-II). Ab nun blieben wir fast durchgehend auf der Gratschneide, dabei erwarteten uns  überraschenderweise keine großen Schwierigkeiten mehr (I, eine Reitgratstelle I-II). Wir hätten aber auch einige Stellen genauso einfach nordseitig umgehen können. Schließlich erreichten wir den markierten Normalweg. Über unschwierige Blöcke konnten wir den letzten Aufschwung zum überfüllten Gipfel des Lasörling überwinden.

Die Rast dauerte ein wenig länger als normal, weil das Wetter perfekt war. Besonders im Norden imponierten Simonyspitzen, Großvenediger, Eichham,... Im Süden am Horizont ragten die Dolomiten empor, weit im Osten der Großglockner. Irgendwann begannen wir dann doch mit dem Abstieg nach Prägraten. Wir folgten dem Normalweg kurz über den obersten Aufschwung, dann querte der Steig in die Südflanke. Hier erwarteten uns dann einzelne Kletterstellen (I). Wir gelangten zu einer Kreuzung, wir wählten den Weg zur Lasnitzenalm. Dieser führte uns auf den SW-Grat. Es folgten einige Gratstufen, die mit Stahlseilen versichert waren, ungesicherte Stellen I mussten wir trotzdem überwinden. Schließlich verließ der Steig den Grat und führte durch eine sehr steile Schuttflanke nach unten. Hier waren auch immer wieder Stahlseile gespannt. Das große Problem war hier die Steinschlaggefahr, weil viel lockeres Geröll herumlag und recht viele Bergsteiger am Weg waren. Besser wurde es, sobald wir eine immer noch recht steile Wiese erreichten. Der Steig führte in zahlreichen Kehren, weiter unten ziemlich direkt nach unten. Weil er angenehm zu begehen war, verloren wir sehr schnell unsere Höhenmeter.

Schließlich gelangten wir in den Talgrund und damit auch in den Wald. Nur kurz wanderten wir talauswärts, dann standen wir auch schon bei der Lasnitzenalm. Nun folgten wir dem Schotterweg bis zum Parkplatz. Dieser war anfangs recht flach, deshalb zog sich der Weg noch ordentlich in die Länge. Erst als wir das Tal verlassen hatten, fiel der Weg steiler ab, bis wir schließlich um 15:00 wieder beim Auto standen.

Leider habe ich keine Bilder vom Ostgrat mehr. Diese gibt es auf der Homepage von Willy Kreuzer (sofern man auf die Website zugreifen kann).

Erwähnenswertes:

1. Die Route über den Ostgrat ist vermutlich ein klein wenig schwieriger als der Nordgrat. Sie ist auch um einiges länger. Dennoch ist der Ostgrat mit dem Kleinen Lasörling auf alle Fälle schöner und lohnender. 

2. Ein sinnvoller, alternativer Abstieg wäre der Nordgrat. Im oberen Teil Kletterei II, dann Geröll. Dieser Weg hätte den Vorteil, dass man allein am Weg wäre.

3. Es ist möglich, den Ostgrat auch von Virgen aus über die Lasörlinghütte zu erreichen. Dieser Zustieg und auch der Abstieg sind aber bedeutend länger. 

4. Auf beiden Normalwegen müssen Kletterstellen im 1. Schwierigkeitsgrad überwunden werden. Deshalb sollte man sich besser 2-mal überlegen, ob man den Lasörling mit Unerfahrenen besteigen will. Beim Anstieg von der Lasnitzenalm herrscht außerdem Steinschlaggefahr - Helm!

5. Diese Tour ist auch ohne Übernachtung auf einer Hütte gut zu schaffen.

6. Vorsicht ist bei Schnee geboten. Dann kann der Zustieg zum Berger Törl sehr mühsam werden, die nordseitigen Umgehungen am Grat werden dann noch schwieriger.

7. Wenn man den 2. Schwierigkeitsgrad beherrscht und den Lasörling besteigen möchte, ist diese Tour wärmstens zu empfehlen. Beim Aufstieg ist man wahrscheinlich alleine unterwegs, obwohl der Lasörling ein so beliebter Gipfel ist. Bei gutem Wetter erwartet einen ein sehr tolles Bergerlebnis.

Tourengänger: BigE17


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