Grasbergkamm - vom Schönalmjoch zur Plumsjochhütte


Publiziert von klemi74 , 29. Juni 2016 um 00:28.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:28 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 2040 m
Abstieg: 2040 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parken kurz nach Hinterriss am leerstehenden Hotel Herzoglicher Alpenhof, direkt vor dem Mauthäuschen.
Unterkunftmöglichkeiten:Am Weg: Plumsjochhütte. Ansonsten in Hinterriss

Die Bezeichnung als "Grasbergkamm" für den nördlich des Rissbachtals gelegenen Höhenzug könnte Unkundige dazu verleiten, Grasberge wie im Allgäu zu erwarten. Solche findet man aber nicht, vielmehr sind es schrofige Kuppen, die nach Norden recht steil und bröslig abfallen und die nach Süden Rasenhänge mit ein wenig Geröll und vielen Latschen aufweisen - im Gegensatz zu den nahen Karwendelkämmen also ein wirklich grünes und harmloses Gelände...
Der Kamm verleitet regelrecht zu einer Gesamtüberschreitung aller Gipfel, dabei sind dann halt knapp über 2000 Höhenmeter zu überwinden. Auf einen Versuch kann man es aber ankommen lassen, ab dem Grasbergjoch gibt es nach jedem Gipfel eine Abstiegsmöglichkeit ins Risstal.

Trotz der Länge der Tour kann die Wegbeschreibung halbwegs kurz ausfallen: vom Parkplatz aus folgt man ein paar hundert Meter der Teerstraße, danach ist nach links das Schönalmjoch beschildert. Der Steig beginnt, wohl aufgrund der letzten Unwetter, mit einem steilen Stück mit viel losem Schutt, wird dann aber besser und flacher. In vielen Kehren geht es hinauf zur Jagdhütte am Steilegg. Kurz nach der Hütte zweigt nach links ein unbeschilderter, aber markierter Steig nach links ab. Er führt in ein grünes südseitiges Kar, wo einige Schlammlöcher überwunden werden müssen. Danach erreicht man ohne Probleme den weiten Sattel vor dem Roßkopf, den ich aber ausgelassen habe. Nach rechts oben geht's zum Westgrat des Schönalmjoches, wo sich die Spuren verlaufen. Teilweise steil, aber stets absolut harmlos wird der kreuzlose Gipfel in hohem Gras bezwungen.
Nach einer ersten Pause bin ich in Richtung der Fleischbank abgestiegen, eine bröselige Schrofenstufe kann in ziemlich steilem Gras umgangen werden. Der Gegenanstieg zur Fleischbank zieht sich ein wenig, ist aber einfach. Nicht mehr einfach ist der Abstieg nach Osten, da das Steiglein durch viel losen Schotter rutschig ist und das Gelände steil.
Das folgende Hölzlstaljoch wird auf dem harmlosen Grat meist im Gras überschritten, es ist der einsamste Gipfel der Runde, da die meisten Wanderer es unterhalb auf dem Höhenweg umgehen.
Am Ansatz des Grasbergjoches wartet die vermeintliche Schlüsselstelle; die etwas bröslige Rinne wurde aber mit einem Stahlseil entschärft und stellt kein großes Problem dar, der weitere Anstieg auch nicht. Dafür ist der Abstieg von ähnlicher Qualität wie derjenige an der Fleischbank. Hinzu kommt, dass die Wegführung im flacheren Bereich nicht ganz eindeutig ist - ich habe jedenfalls keine gute Wahl getroffen, der anfangs gute Steig verliert sich in den Latschen, so dass ich teilweise weglos durch steile Gassen zum richtigen Weg absteigen musste. Diesen einmal erreicht, verliert man ihn auch nicht mehr und der tiefste Punkt der Überschreitung an der Grasbergalm wird schnell erreicht.

Mein Minimalziel hatte ich hier geschafft, mir ging es aber dank einer Packung Dextro-Energen am Grasbergjoch recht gut, also auf zum Kompar! Den ersteigt man weitgehend auf dem Höhenweg in Richtung Plumsjoch, dabei wandert man meist knapp rechts unterhalb des flachen Kammes, nur weiter oben ist eine etwas doofe Querung eingelagert. An der höchsten Stelle des Höhenwegs zweigt ein steiles Steiglein nach oben ab, das in wenigen Minuten zum unbekreuzten Gipfel führt. Abgestiegen bin ich auf den Wegspuren am Ostgrat, diese werden in einem Latschengebüsch steil, ansonsten ist dieser Abstieg auch nicht schwerer als der Normalweg.
Jetzt war das Satteljoch auch noch fällig, umd zwar auf einem Steig über den weiten und völlig harmlosen Westrücken. Der ostseitige Abstieg ist etwas steiler, dennoch ist das Satteljoch der am leichtesten zu überschreitende Gipfel des Tages. Zur Plumsjochhütte ist es nicht weit, auf die Radlermaß hatte ich mich schon seit dem Kompar (spätestens!) gefreut.

Bergab geht es auf einem guten Weg, der leider irgendwann eben wird und auf die Fahrstraße zur Hütte trifft. Auch diese ist sehr flach, so dass sich der Abstieg in die Länge zieht. Erst weiter unten zweigt ein Steig ab, der nun deutlicher fallend zu den Hagelhütten führt.
Und nun stand das "Highlight" des Tages an: der 7,3km lange (ich bin nach der Tour mit dem Auto die Strecke abgefahren, das Mauthäuschen war nicht besetzt) Hatsch zurück zum Ausgangspunkt, den ich immerhin an der Garberlalm für ein Spezi unterbrechen konnte.

Fazit:
Sehr schöne Tour, bei der der konditionelle Anspruch höher ist als der technische. T3-Niveau wird an der Stufe vor dem Grasbergjoch sowie an den Ostabstiegen von Fleischbank, Grasbergjoch und Kompar erreicht - beim Abstieg vom Schönalmjoch kann man auch darüber nachdenken.

Gehzeiten:
Zum Schönalmjoch 2h10
Zur Fleischbank 45min
Zum Grasbergjoch 1h
Zum Kompar 2h
Zum Satteljoch 40min
Zur Plumsjochhütte 25min
Zur Hagelhütte 1h15
Ins Ziel 1h20

Anmerkung:
War ich letzten Freitag nach 1100 Höhenmetern fix und alle und kam kaum die heimischen 14 Treppenstufen hoch, so war ich heute im Ziel relativ fit - bis auf eine kleine Blase fehlte gar nix.

Tourengänger: klemi74


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Kommentare (3)


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Kik hat gesagt: Meine Glückwünsche
Gesendet am 29. Juni 2016 um 09:13
Einfach loslaufen und immer weiter, wenn man dazu die Kondition hat - ein Traum!
Noch eine Frage: heissen die Gipfel Joch ?
Viele Grüsse
Kik

klemi74 hat gesagt: RE:Meine Glückwünsche
Gesendet am 29. Juni 2016 um 13:42
Richtig, die Gipfel heißen tatsächlich "Joch". Findet man beidseits des Achensees, aber auch im Zillertal recht oft - und ist auch im Südtiroler Pustertal anzutreffen.
Die Bezeichnug "Joch" für einen Pass deutet laut dem WickiPeter für eine historische Nutzung hin. Da die so bezeichneten oft - aber nicht immer! - eher flach sind, könnte das den gleichen Hintergrund haben. Müsste mich da aber erst mal irgendwo einlesen.

Gruß,
Karsten

Kik hat gesagt: RE: Joch
Gesendet am 30. Juni 2016 um 16:30
Danke!. Im Alpstein (CH) gibt's einen Berg mit Namen Jöchli, andere kannte ich nicht. Auch dieser ist zuoberst eher flach.
VG Kik


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