Lämmerenhorn, Bergsommerstart mit winterlichem Ambiente


Publiziert von beppu , 20. Juni 2016 um 10:31.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:18 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Strecke:Gemmi, Lämmerenhüttte, Leiterli, Lämmerenhorn, Lämmerenhütte, Gemmi
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bahn, Bus, Luftseilbahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:umgekehrt

Heute Morgen steigen wir zu sechst in Langnau in den Zug ein. Bis wir im Leukerbad-Gemmibahn ankommen sind wir zu einer Gruppe von sechzehn Personen angewachsen. Gemeinsam fahren wir hoch und machen uns auf den Weg zur Lämmerenhütte.

Zuerst teilen wir uns in zwei Gruppen. Clemens, ein ambitionierter Nachwuchsbergführer und Junior von der Lämmerenhütte, übernimmt für die zwei Tage die eine Gruppe, während wir mit unserem Bergführer Tinu, der den Alpintechnikkurs organisiert hat, ebenfalls von einem jungen, engagierten und Vollmotivierten Bergfachmann betreut werden.

Heute halten wir uns den ganzen Tag in der näheren Umgebung der Hütte auf. Wir klettern auf kleinen Felsblöcken herum, lernen alle möglichen Varianten sich in steilem Gelände und Fels sicher zu bewegen sei es mit oder ohne Steigeisen.
Auch das Wetter präsentiert sich sehr abwechslungsreich, gelegentliche harmlose Schauer, Sonne und Schweisstropfen im T-Shirt, um kurz danach beim Abseilen mit Kappe, Handschuhe und Jacken ausgerüstet Regen, Schnee und Kälte fernzuhalten versuchen.

Bald sind wir froh uns in die warme Hütte zurückziehen zu können, uns einrichten und gemütlich das feine Nachtessen geniessen. Anschliessend beschäftigen wir uns intensiv mit dem morgigen Tagesprogramm. Routenplanung, Wetter, Schwierigkeiten und einfach alles was so zu einer professionellen, anspruchsvollen Tourenplanung gehören würde.
Ich merke schon, so ein Profi beachtet  viele mögliche Szenarien und Varianten um nicht irgendwo aufzulaufen und die Sicherheitsrisiken abwägen zu können.  Immerhin bei der Wetterprognose können wir, aufgrund der Handys und vielen verschiedenen Meteostationen, auch ein bisschen mitreden. Es bestehen absolut auch positive Punkte mit Aufhellungen. (Allerdings fallen am anderen Tag alle positiven Voraussagen weg).

Am Morgen gibt’s Frühstück, danach noch ein bisschen Therorie. Das Wetter präsetiert sich wie gestern Abend mit Grau und Dauerschneefall. Ein Hüttentag nur mit Therorie entspräche meiner Meinung nach etwa der heutigen Vorstellung von Bildung. Am Ende der Ausbildung ist man zwar blitzgescheit, weiss über alles Mögliche Bescheid, aber man kann nichts!.  
Dank der umsichtigen Planung von Tinu, mit der Wahl des Kursstandortes, den Uebungsmöglickkeiten bei allen Bedingungen, ist es möglich heute eine Tour zu unternehmen bei der wir die gestern gelernten Sachen auch anwenden können.

Zuerst üben wir noch das Anseilen, kurz, lang etc um danach mit einer simulierten Gletscherüberschreitung
Durchs Lämmerental Richtung Leiterli loszumarschieren.
In zwei Dreier und einer Zweierseilschaft ziehen wir dahin, Schnee hat’s jede Menge und es  wird immer mehr. Vor dem Leiterli machen wir halt um die Steigeisen zu montieren. Gehen im Fels mit Steigeisen, sichern, und alles was zu einer sicheren Besteigung einer anspruchsvollen Route gehört können wir hier an diesem humanen Anstieg unter erschwerten Bedingungen live erleben und ausprobieren. Während die vorderste Seilschaft mit Iris an der Spitze, (eine professionelle Tourenleiterin) einen Weg sucht und Sicherungspunkte setzt, folgen wir unter Aufsicht von Tinu, der schaut dass wir das gelernte auch richtig umsetzen. (Es gibt schliesslich auch steilere Berge als hier, da kann eine Nachlässigkeit fatale Folgen haben).

Der Schneefall wechselt gelegentlich in Regen, wenn auch noch Wind dazu kommt merken wir wie schnell man bei einem Unterbruch, wegen irgendwelchen Schwierigkeiten oder was auch immer,  auskühlt. Die klammen Finger sind dann nicht gerade optimal für die Betätigung der Karabinerverschraubungen etc.

Kaum oben angekommen steigen wir sofort ein Stück weiter durch den Schnee aufwärts um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Hier sammeln wir  uns und machen ein bisschen Pause. Danach gehen wir weiter,  in problemlosem Gelände mit sehr viel matschigem Schnee, bis auf den Gipfel Lämmerenhorn. Die Gipfelpause fällt kurz aus, Nassgeschwitzt hält man sich besser in Bewegung. Der Abstieg im Tiefschnee, durchnässt vom Regen, wird von einer  Gangart geprägt die nicht immer Liniengetreu verläuft.

Bei der Hütte nochmal eine Kaffepause, zusammenräumen und Rückweg zur Gemmi. Unterwegs im flachen Lämmerenbodenwird uns einmal mehr bewusst, wir sind den Bergen, das Gelände oberhalb muss beachtet werden, um allfällige Ereignisse abschätzen zu können.
Schauten wir bis jetzt amüsiert den kleinen Rutschen in den höheren Lagen zu, legen plötzlich die vordersten den Rückwärtsgang ein weil  einige ansehnliche Brocken den Weg bis ganz hinunter schaffen.
Auch gestern wurden wir völlig überraschend, nicht weit hinter der Hütte, von einem Wasserfallähnlichen Rutsch aus Schnee und Geröll überrascht, der respektvoll weit über die senkrechte Felswand hinausreichte.

Ein Schlechtwetterwochenende das lehrreicher nicht sein kann!.
Ein wahrhaftig gelungener Ausbildungskurs, unserem Tinu zu verdanken, der sich wirklich engagiert um uns die Freude in den Bergen mit den nötigen Sachkenntnissen zu vervollständigen. Ein Dankeschön an alle  Teilnehmer die Ausnahmslos alles mitgemacht haben. Es war ein wirklich ein tolles Wochenende.

Tourengänger: beppu


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