Dejenstock 2021m, Mättlistock 1910m, Twiren 1774m


Publiziert von Bombo , 2. Juni 2016 um 20:32.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:28 Mai 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Aufstieg: 1505 m
Abstieg: 1505 m
Strecke:Parkplatz Vord. Ruestelchopf - Dejenstock - Mättlistock - Twiren - Ober Stafel - Unter Stafel - Parkplatz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PW oder ÖV bis zum kleinen Parkplatz nach dem Vord. Ruestelchopf
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1153 "Klöntal"

Klöntaler "Südrampe"


Als Schlumpf mir das Projekt "Dejenstock - Mättlistock - Twiren" vorschlägt, musste ich nicht lange überlegen, ob ich ihn begleiten möchte - auf jeden Fall bin ich dabei, steht doch der Dejenstock schon länger auf meiner Pendenzenliste. Aufgrund des südseitigen Aufstieges bietet sich diese Tour bei den aktuellen Verhältnissen bestens an, wobei es immer auch wieder Abstecher nach West und teilweise auch nach Nord gibt, wo man dann schnell auch in Altschneefelder kommt, was das ganze Unterfangen entsprechend auch anspruchsvoll machen kann. Die Wetterprognosen versprachen von allem etwas, wie sich im Nachhinein herausstellte gab's dann auch entsprechend den gesamten Wettermix - richtig nass wurden wir glücklicherweise aber nie. 

Start beim kleinen Parkplatz 851m wenige Meter unterhalb von Unterherberig 908m und via Oberherberig 1138m zum Waldrand, welchen man am besten beim obersten Weidspickel erreicht. Anschliessend folgen wir auf schwachen Pfadspuren richtung Nordosten und befanden uns dann plötzlich in der weglosen Botanik. Ab nun somit der Nase bzw. dem Gespür nach - etwa so fühlt sich vermutlich eine Urwaldexedition an. Wir erreichen das Oberrinderband und sehen erst jetzt, dass man schon viel früher die Steinrunse hätte erreichen können. Ein ander Mal würde ich vermutlich beim Waldbeginn relativ zügig bergaufwärts stechen, um so dann bald wieder die waldfreie Zone zu erreichen.

Bald erreichen wir auch P. 1650, welchen wir auf Pfadspuren links umgehen, stehen wenig später bei der kleinen, unschwierigen, beinahe nicht nennenswerten Felsstufe (I-II) und steigen nun in direkter Linie hoch zum Gipfelaufbau. Es präsentiert sich nun auch das in anderen Berichten erwähnte schmale Couloir, welches anfänglich gut machbar ausschaut aber dann scheinbar schmäler und abschüssiger wird. Aufgrund dessen, dass unserer mobiler Wetterradar nun eine kleine Front in 15 Minuten prognostiziert, verzichten wir auf diese Turnübung und traversieren dann nicht ganz unschwierig nach Westen zum Gratrücken, welcher einen einfachen und schnellen Aufstieg zum Gipfel des Dejenstock 2021m darstellt.

Auf dem Gipfel erreichen uns dann tatsächlich auch erste Regentropfen, verschwinden glücklicherweise aber bald wieder und machen der Sonne Platz. Somit alle Fotos nochmals schiessen, dieses Mal aber mit grünen, saftigen Wiesen und blauem Himmel. 

Über den gut ersichtlichen Normalweg steigen wir nun nach Westen ab, können dabei sogar noch auf Schneefeldern zügig Höhe vernichten und erreichen so die Obere Scheiterböden 1757m. Ab nun heisst es ab in den Schnee, denn der Gegenaufstieg durch die Nordflanke hinauf zum Mättlistock 1910m hat dieses Jahr noch nicht all zu viel Sonne abgekriegt. Beim Gipfelkreuz (der höchste Punkt ist südwestlich davon) geniessen wir abermals eine ausgiebige Rast. 

Wir wollen nun weiter zum Twiren, was infolge der vielen, oft eingeschneiten Karstlöcher, fast wie ein scharfes Minenfeld daherkommt. Zwischendurch kraxeln wir über scharfkantige Felspartien, dann heisst es wieder Schneefelder durchqueren - zusammengefasst kann man sagen: immer der Nase nach und sinngemäss in westliche Richtung streifen. P. 1884 (Chämmlenen) lassen wir rechts liegen - erst im Nachhinein zu Hause sehen wir einen Bericht, wo eine vollständige Überschreitung machbar wäre. 

Durch das kleine Tal nördlich vom Geisschopf 1780m erreichen wir die Jägerhütte von Tänn und überlegen uns nun, welche Aufstiegsvariante hoch zum Gipfel wir nehmen wollen. Wir hätten die wahl zwischen verschneiten Karstfelsen oder mehreren sehr steilen Botanik- / Feststufen. Wir entscheiden uns für letztere Variante und befinden uns dann tatsächlich für einen Moment im T6-Gelände mit einer kurzen Klettereinlage im II. Grad. Ich bezweifle, dass wir diese Variante weiterempfehlen wollen - aufgepasst also, wer blind unserem GPS-Track folgt. 

Bald erreichen wir den flachen Gipfelgrat vom Twiren 1774m und - wie könnte es anders sein - geniessen zum driten Mal eine kulinarische Vesper.

Den Abstieg wählen wir dann über die Karstfelsen - das wäre sicher auch im Aufstieg einfacher und schneller gewesen. Über einen gut ersichtlichen und auch in der LK eingezeichneten Pfad steigen wir südlich des Geisschopf 1780m ab, zwischendurch verliert sich der Pfad für ein kurzes Stück - hier heisst die Devise oben bleiben und Höhe halten. Bald schon erreicht man den Pfad, welcher von Chämmlenen hinunter nach Ober Stafel 1607m führt. Der Weg führt nun hinunter nach Unter Stafel 1260m und weiter via Unterherberig 908m zurück zum Ausgangspunkt.

Bei schönstem Sommerwetter lassen wir diesen fantastischen Tag auf der "Beachloge" des Restaurant Rhodannenberg 850m ausklingen - selten so genüsslich eine Bergtour abgeschlossen.


Fazit: 

Diese Tour eignet sich hervorragend für die aktuelle Zwischensaison, wo in höheren Lagen oft noch viel, aber schlechter Schnee liegt und Touren mit Südaufstieg zu tieferen Gipfel auf dem Radar erscheinen. Nichts desto trotz empfiehlt es sich, die Dejenstockvariante bei mehrheitlich trockenen Bedingungen anzugehen - der Aufstieg, oftmals durch Wiesenplanggen, ist steil und rutschig. Ein Graspickel sollte auf jeden Fall mit ins Gepäck. Von der Orientierung her stellt vor allem die Gegend rund um den Twiren den einen oder anderen Denksport dar - aber genau das und noch viele andere tolle Eindrücke machen diese Tour so spannend.


Hinweis zu den Bewertungen: 

Mit den aktuellen Verhältnissen (nass) sowie unseren Aufstiegsvariante (vor allem der Aufstieg zum Twiren) bewerte ich die Tour mit T5- II. Hat man vermutlich die Optimallinie gefunden, dann passt die Tour ganz gut ins T4+-Schema, Kletterei I bis II. Obige Überschreitung erlaubt jedoch diverse Varianten, so dass man sich seine "Wunsch-Schwierigkeit" gut aussuchen kann.


Einen herzlichen Dank meinem Tourenpartner Schlumpf für die Idee und Organisation. Wie schon so unzählige Male zuvor: das war super!


Tourengänger: Schlumpf, Bombo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Vonti* hat gesagt: Tolle Tour & Lebenszeichen :-)
Gesendet am 3. Juni 2016 um 06:27
Flotter Bericht, lässige Pics! Der Dejen-Aufstieg ist in der Tat knackig.

Schon lange nichts mehr von Schlumpf und dir Bombo gelesen. Mir sind einige eurer gemeinsamen 4'000er Projekte in bester Erinnerung.

Bombo hat gesagt: RE:Tolle Tour & Lebenszeichen :-)
Gesendet am 3. Juni 2016 um 14:05
Merci Vonti - weitere gemeinsame Abenteuer und somit Berichte folgen ;-)

Gruess und unfallfreie, tolli Toure!
Bombo



Kommentar hinzufügen»