Marmontana und Co - 5-Gipfel Tour im Süden Graubündens


Publiziert von Delta Pro , 17. Mai 2016 um 21:31.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum:15 Mai 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Portola-San Jorio   CH-GR   I 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1990 m

Lange und einsame Alpinwanderung auf vergessenen Graten zwischen dem südlichsten Süden Graubündens und Italien - rund ums wilde Val Traversagna

Vor erst drei Wochen hatte uns der Nordföhn schon ins Misox auf die Gipfel über Roveredo getrieben. Dort erhaschten wir einen Einblick auf den spannenden Grenzkamm des einsamen, und deshalb umso attraktiveren Val Traversagna. Das Wetter im Süden ist wiederum schön und glasklar - also nichts wie hin!
Die Königstour wäre natürliche die komplette Umrundung von Corno di Gesero bis zum Sasso della Guardia - zu schwere Kost... Eine nicht allzu schwierige, aber doch anstrengende Runde verbindet die Gipfel des Talabschlusses miteinander. Von Cima di Cugn bis zur Punta di Valstorna kann man alles dem abwechslungsreichen Grat folgen, wobei die Schwierigkeiten erst im letzten Teil etwas zunehmen. Insgesamt findet man im südlichsten Graubünden damit eine sehr einsame Tour in wilder Landschaft, wo der Hauch der einstigen Schmuggler-Tätigkeit noch immer wahrnehmbar ist.


Start um um halb acht im Val Albionasca. Von Roveredo gelangt man hierhin auf einer schmalen Strasse. Der Weg ist früher mühevoll durchgehend mit grossen Steinen gepflastert geworden. Das Werk fällt nun dem Zahn der Zeit anhin. Nach der Alp d'Albionasca ist der einstige, breite Säumerpfad fast gar nicht mehr erkennbar, doch leidlich markiert. Ab einer Höhe von 1700 m.ü.M. trifft man auf erste Schneereste - und auf die Morgensonne, welche heute vom glasklaren Himmel scheint. Weiter oben ist die Schneedecke geschlossen, doch früh morgens angenehm zu begehen. Kurz nach Pt 2119 steigen wir zum Grat auf. Von dort auf einem schönen Weg zu den beiden grossen Grenzhäuschen (links und rechts des Grenzsteins). In wenigen Metern hinauf zum ersten Gipfel des Tages, der Cima di Cugn (T2). Die Ausblicke über den Lago Maggiore zu den Walliser 4000ern sind berauschend!

Nach einer kurzen Rast im doch recht kühlen Nordwind geht es weiter zur Marmontana - ein schöner Name für einen Berg! Dieser wird einfach auf Wegspuren, teilweise etwas in der Südflanke erreicht (T2). Einmal mehr eine Aussicht wie aus dem Bilderbuch - hinter dem Lago di Como zeigen sich die Bergeller Gipfel. Nach der Bocchetta del Lago passiert man den südlichsten Punkt des Kantons Graubünden, ja ein grosses Ländchen ist das! Ein Pfad führt auf der Südseite zur Scharte, von wo der Aufstieg zur Toresella beginnt. In einem der wenigen Hikr-Berichte zu diesem Berg beschreibt Stijn diesen als "a slow, frustrating and energy consuming business". Was das wohl verheisst? Tatsächlich trifft diese Beschreibung recht gut zu, denn die Strecke zieht sich beträchtlich in die Länge. Und obwohl der Weg nicht schwierig ist, erfordert er durchwegs Konzentration. Wir haben uns für die Pfadspuren (Schafe) in der Südflanke entschieden, welche immer wieder deutlich erkennbar sind. Dennoch gibt es viel Auf und Ab und die Flanke ist meist ziemlich abschüssig. Wahrscheinlich wäre eine Begehung des Grates doch effizienter, auch wenn es dort ein paar Zacken zu übersteigen gibt. Wir queren ansteigend bis zum SE-Grat und erreichen auf diesem einfach den Gipfel der Toresella (insgesamt ca. T4, mit Stellen T5).

Auf der Karte sieht der Nord-Grat der Toresella ziemlich felsig und abweisend aus. In der Tat ist er aber erstaunlich einfach zu begehen. Man folgt dem Kamm direkt vom Gipfel und findet anfangs einen angenehmen Pfad auf der italienischen Seite vor. Schliesslich wird der Grat etwas schmaler. Einen ersten Aufschwung umgeht man rechts (Ost) indem man etwa 15m absteigt und nachher zurück auf den Grat klettert. Einen zweiten Aufschwung begeht man direkt an der Kante. Dann in felsigem Gelände zur Bocchetta di Braghec (T5).

Die Überschreitung der Cima di Gana Rossa ist der schönste Abschnitt der Tour und begeistert nicht zuletzt aufgrund seiner farbenfrohen, abwechslungsreichen Geologie, wie schon in den Berichten von dyanarka angetönt. Auf dem Grat oder in der Südflanke geht es steil zum Vorgipfel und in leichter Kletterei in rotem Fels zum höchsten Punkt. Wie sich der Nordgrat  präsentieren würde, war uns völlig unbekannt. Doch wer wagt, gewinnt. Fast überall ist der felsige Kamm gut begehbar, erfordert aber etwas Gespür für die richtige Route. Oft muss auch etwas geklettert werden, nirgends aber schwierig oder exponiert (T5). Schlüsselstelle ist die Umgehung eines Turms kurz bevor der Grat zur Bocchetta di Valstorna abfällt. Gegen Ost abklettern und danach durch grosse Blöcke wieder zurück zum Grat. Ein nächster Turm mit schwarzem Fels wird westseitig umgangen.

Ein schöner Aufstieg über Gras führt zum letzten Gipfel des Tages, der Punta di Valstorna. Der Abstieg zur Bocchetta di Camedo ist ziemlich steil, aber auf der italienischen Seite einfach. Kurz vor dem Pass steigt man nach Westen in eine Rinne ab (kurz II) um einen Aufschwung zu umgehen. Dann auf den Wanderwegen vorbei an der wunderschönen Alp d'Aian nach Mont di Lanes, wo sich ein halbes Dorf entwickelt hat. Vorsicht: Der Weg zurück zum Stausee ist nicht markiert und biegt zwischen den Alphütten ab. Wir haben ihn verpasst und mussten wieder zurücksteigen. Auf dem sehr gut ausgebauten Pfad steil hinab zum See und auf dem Strässchen zum Ausgangspunkt.



Durchgangszeiten:
Val Albionasca: 7.30
Cima di Cugn: 9.35
Toresella: 11.35
Punta di Valstorna: 13.35
Val Albionasca: 16.00

Tourengänger: Delta, Xinyca


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Kommentare (1)


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Stijn hat gesagt: Toresella
Gesendet am 17. Mai 2016 um 23:48
Schöne Tour, und danke für das Zitieren von meinem Bericht :). LG, Stijn


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