Scheffauer (2111 m) bei teils winterlichen, teils sommerlichen Bedingungen


Publiziert von DiAmanditi , 21. Juli 2016 um 19:44.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:30 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ausfahrt der A12 Kufstein Süd abfahren und die Straße Richtung Kitzbühel nach Scheffau nehmen, dort angekommen Richtung Hintersteiner See weiterfahren. Die meisten Wanderer parken gebührenpflichtig beim Berggasthaus Bärnstatt, wir jedoch fuhren kurz vor dem Parkplatz nach rechts zu den Steiner Höfen ab und parkten am Waldrand auf einem kleinen Stellplatz neben der Forststraße.

Wie ein riesiger steiniger Wächter ragt der Scheffauer über dem Inntal auf und lässt nur eine Besteigung auf recht schweren Klettersteigen vermuten. Das Ganze ist jedoch leichter als es von Weitem aussieht: Ein drahtseilgesicherter, nicht besonders schwerer und gern begangener T3-Steig führt südseitig auf den Gipfel. Die Route befindet sich außerdem in abwechlungsreichem Gelände: schöne Fichtenwälder, grüne Almen, steile Latschenfelder, nicht zu steile Schrofen und schließlich, wenn auch nur kurz, leichtes Kraxelgelände in bestem Kaiserfels. Im Sommer ist der Weg jedoch der prallen Sonne ausgesetzt und deshalb sehr schweißtreibend. Aber warum macht man es nicht einfach im Spätherbst oder Winter? Vor allem in schneearmen, milden Wintern wie dem 2015/16 ist das ein Leichtes. Zwar muss man im oberen Teil manchmal bei schneegefüllten Rinnen aufpassen, aber mit entsprechender Trittsicherheit und den Drahtseilen ist das gut zu schaffen. Da im Winter auch weniger Bergwanderer unterwegs sind, ist dieser Teil auch weniger steinschlaggefährdet. Also, warum nicht?

Wir begannen den Anstieg bei den Steiner Höfen (siehe Zufahrtsbeschreibung). Von dort aus führt erst einmal eine Schotterstraße in vielen Kehren durch den Wald hoch. Nach einigen Minuten kommt man auf eine Almwiese und nach einem weiteren kleinen Waldstück gelangt man zur Steiner Niederalm. Hier folgt man einem Pfad, der über eine mit Heidekraut und Felsblöcken übersäte Wiese führt und landet anschließend wieder auf einer Forststraße, die kurz darauf an der Steiner Hochalm endet. Ab hier wurde der Weg schon oft beschrieben; deshalb fasse ich mich kurz: Nach der Alm geht es auf einem Pfad erst wieder über eine Wiese, dann kurz durch Buchenwald, der Pfad quert das gewaltige Geröllfeld der Veitskirche und so kommt man kurz darauf schließlich beim "Einstieg Scheffauer" am Rande eines Latschenfelds an. Am vorherigen Tag waren wir schon einmal hier gewesen, aber da das nur spontan war und der Tag schon recht weit fortgeschritten war, hatten wir beschlossen, den Scheffauer gleich am nächsten Tag zu besteigen. 

Ab dem Einstieg führt der Weg über mittelsteile Latschengassen aufwärts, anschließend quert man auf gutem Steig mit kleinen Kraxelstellen (nicht einmal I) in den Latschen. Das mag zwar manchmal luftig aussehen, aber ausgesetzt ist es hier nicht. Nach einiger Zeit verlässt der Weg die Latschen und gelangt nun ins Schrofengelände. Durch dieses immer steiler hoch, bis man eine größere Rinne erreicht. Bei unserer Tour war diese schneegefüllt (und zwar mit vereisten, rutschigen Schnee) und stellte so in dem nun schon recht steil abfallenden Gelände eine kleine Herausforderung dar. Im Sommer dürfte das jedoch kein Problem sein. Nach dieser Rinne beginnt auch die am Fuß einer teils überhängenden Felswand angebrachte Drahtseilsicherung, die uns gut über die nächsten Schneerinnen hinweghalf. Nur bei Schneelage sind die Drahtseile jedoch wirklich nötig. Das Gelände erfordert jedoch trotzdem Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, obwohl es nicht ausgesetzt ist; aber man bei Stolpern schon ziemlich unangenehm die recht steilen Schrofen hinunterrutschen kann.

Nach ca. 200 Metern kraxeln über Schrofen und Rinnen, teilweise mit künstlichen Tritten, beispielsweise an einer kleinen Platte landet man in einer kleinen Scharte, nach der es erst einmal etwa 5 Meter hinunter geht, dann quert man den leicht abschüssigen Hang und wir stiegen eine weitere, diesmal nur wenig schneegefüllte Rinne, die nur zur Hälfte gesichert war, hoch. Jetzt sind es nur noch wenige Meter, dann erreicht man den Sattel zwischen Hackenköpfen und Scheffauer, an dem auch der Widauersteig von Norden her einmündet. Ab hier war nun alles schneebedeckt, aber es gab eindeutige Trittspuren, was das Gehen erleichterte. Jetzt nur noch durch die Mulde unterhalb des Gipfels, in der es mindestens einen Meter Schnee hatte, und wir erstiegen den 2111 Meter hohen Gipfel des Scheffauers.

Die schöne Aussicht von hier oben ist natürlich auch ein Grund, weshalb der Scheffauer so oft bestiegen wird: Man hat tolle Ausblicke nach Westen Richtung Brandenberger Alpen und Karwendel, nach Norden zu Mangfallgebirge und Zahmen Kaiser, nach Osten in die weiteren Berge des Wilden Kaisers wie Hackenköpfe, Treffauer, Sonneck und Haltstock und schließlich die Kitzbüheler Alpen im Vordergrund und Ötztaler, Stubaier, Zillertaler Alpen und Hohe Tauern im Hintergrund. Witzig sahen die künstlich beschneiten Skipisten am kalten, schattigen Nordhang der Hohen Salve umgeben von den braunen Wäldern und Wiesen aus. Da genossen wir lieber die Sonne bei herrlichem Wetter auf dem Scheffauer. Nach einiger Zeit wanden wir uns dann aber doch zum Abstieg zu, schließlich warteten noch ein paar Schneerinnen darauf, abgestiegen zu werden!

Das Ganze verlief jedoch weniger problematisch als gedacht und im Nu standen wir wieder nach Durchqueren des Schrofen- und Latschengeländes beim "Einstieg Scheffauer". Dort waren bestimmt 20°C in der Sonne - am vorletzten Tag des Jahres. Also Grund genug, sich auf einer kleinen Wiese ins Gras zu legen und sich auszuruhen... Nach dieser Pause stiegen wir weiter ab und kamen nach geraumer Zeit und Passieren von Veitskirche sowie Steiner Hoch- und Niederalm beim Parkplatz bei den Steiner Höfen an. Einerseits fast sommerlich warm, andererseits mit eisigen Schneerinnen. Und das einen Tag vor Silvester bei einer Wanderung auf den Scheffauer! Eine wunderschöne Tour.

Schwierigkeiten:
°Von den Steiner Höfen zur Steiner Hochalm:T1
°Von der Steiner Hochalm zum Einstieg:T2
°Scheffauer-Südanstieg:T3, bei Schnee T4-, L

Fazit:
Geniale Wanderung bei bestem Wetter auf einen im Sommer gern besuchten Kaisergipfel. Kaum zu glauben, wie warm es an unserem Pausenplatz und wie kalt es in der verschneiten Gipfelmulde war. Zwei Gegensätze auf dem Scheffauer-Normalweg, die man dort in milden Wintern finden kann.

Tourengänger: DiAmanditi


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