Ein Juwel in des Kaisers Krone: Zettenkaiser Westgrat, mit Verlängerung zum Scheffauer


Publiziert von Kaiserin , 28. November 2023 um 20:48.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum: 1 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:12,9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Kufstein nach Scheffau fahren, dort den Schildern folgend links abbiegen Richtung Hintersteiner See. Hier am großen gebührenpflichtigen Parkplatz parken.

Zettenkaiser Westgrat.  Eine Tour die Mike und mir den Mund wässrig macht: Wilder Kaiser, und ein Klettergrat.  Was will man mehr?  Perfektes Wetter zum Beispiel!  Und das hatten wir an einem wahrlich perfekten Tag.

Die Tour an sich, auch mit Verlängerung zum Scheffauer, wurde hier bereits mehrfach beschrieben, u.a. sei auf die sehr gute Beschreibung von Bergfex78 verwiesen: https://www.hikr.org/tour/post72176.html  Wir sind letztlich exakt diese Route gegangen, von der ich hiermit den Track zur Verfügung stelle.

 

Start also am Parkplatz Seestüberl am Hintersteiner See oberhalb von Scheffau.  Wir folgen erstmal der entspannten Wanderautobahn Richtung Walleralm und Kaindlhütte.  Etwa 40 Minuten nach Passieren der Walleralm erreichen wir das Hocheck, eine Art Gipfel, es gibt jedenfalls ein Kreuz.  Der Grat ist rechts oberhalb bereits zu sehen, und hier verlassen wir auch den Weg der uns ja nur zu Kaindlhütte und Widauersteig bringen würde.  Dort wollen wir aber nicht hin, nicht heute.  Somit verlassen wir den Wanderweg und orientieren uns hin zu Pfadspuren die an der steilen Almwiese links des Zauns entlang nach Süden hoch führen.  Danach geht es nach einer kurzen Waldpassage in die Latschenkiefern rein.  Steil zieht die recht gut erkennbare und erstaunlich regelmäßig markierte Spur in Serpentinen den Hang hoch Richtung Grübler Kaiser.  Ein paar kurze Felspassagen müssen gemeistert werden, und in der Schwüle ist der Aufstieg heute sehr schweißtreibend.  Etwa eine halbe Stunde nach dem Hocheck wird der zunächst latschenbewachsene Grat erreicht.  Hier geht es zunächst in mit leichten Kletterstellen (maximal I) durchsetztem Gehgelände erstmal in einer halben Stunde hoch zum Grübler Kaiser.  Dort angekommen sehen wir vor uns die vier Grattürme die die eigentliche Kletterei des Zettenkaiser-Westgrats ausmachen.  Vorfreude!

 

Zunächst geht es vom Grübler Kaiser südseitig eine gestufte Rinne runter (II-), dann über Gras in die Scharte vor dem ersten Türmchen (Treichlturm).  Dieser wird direkt über einen Riss erklettert (II), runter geht es nordseitig über ein Band (I) zur nächsten Scharte.  Der Aufschwung zum zweiten Turm enthält die Schlüsselstelle der Tour, eine glatte, vielleicht 3 Meter hohe Wand die mit Trittschlingen entschärft ist.  Nachdem diese in einem guten Zustand sind verzichten wir auf Seilsicherung und kraxeln die Stelle frei rauf (III/A0).  Oben links gibt es auch einen guten Henkel wenn man ihn mal erreicht hat.  Über Kraxelgelände, maximal II, geht es in die dritte Scharte.  Der dritte Turm wird nordseitig auf einem Band umgangen (I), und so steht man bereits vor dem letzten Turm.  Dieser wird wieder erklettert (maximal II-) und auf der Nordseite wieder abgestiegen (I).  Hier erreicht man, nach etwas über 30 Minuten ab Grübler Kaiser, den Riegensteig, welcher den Normalweg zum Zettenkaiser darstellt, markiert mit der Aufschrift “für Geübte”.  Dies ist für uns witzig, denn damit meinen sie den nun vor uns liegenden Weg zum Zettenkaiser, der im Vergleich zum Westgrat logischerweise sehr viel leichter ist.  Was war dann der Westgrat?  Für Profis oder wie? ;)

 

Über den Normalweg geht es also, gut markiert aber alpin (I), zum Gipfel des Zettenkaisers mit seinem wunderschönen Gipfelkreuz.  Und einer Aussicht die man wirklich als Premiumblick bezeichnen kann: unter uns im Südwesten blitzt der Hintersteiner See, dahinter das Inntal.  Im Süden stehen markant die Hohen Tauern, und nach Osten geht’s im geliebten Kaiser weiter zum Scheffauer.  Wir sind total begeistert und stellen fest dass wir ein wahres Juwel in des Kaisers Krone entdeckt haben, so schön ist es hier!

 

Die eigentliche Tour, Zettenkaiser über den Westgrat, ist nun eigentlich vorbei.  Aber uns hat von Anfang an die Verlängerung zum Scheffauer gejuckt, was auch der Hauptgrund dafür ist warum wir die Halbseile dabei haben.  Laut mitgeführter Topo sind es nämlich vier Abseiler à 30 m runter zur Grübler Lucke.  Sogar fünf wenn man direkt am Kreuz abseilt, aber diese erste Rampe steigen wir noch seilfrei ab (II-).  In der steilen Rinne mit dem Eisenbügel packen wir die Seile aus, und leider machen wir die Chose viel zu selten, denn die Abseilerei sollte uns letztlich etwas über eine Stunde Zeit kosten.  Routine wäre halt schön… aber dafür müsste man’s öfter machen.  Im Nachhinein wäre es vielleicht sinnvoll nur die steile Rinne abzuseilen und den Rest abzuklettern, das geht angeblich nicht über II hinaus (selbst mit Rinne wohl nicht wie mir Petra später berichtete als sie diese Route zum Zettenkaiser hochgekraxelt ist).

 

Somit kommen wir deutlich später als gedacht in der Grübler Lucke, der Einschartung zwischen Zettenkaiser und Scheffauer, an.  Was letztlich aber egal ist, die Tage sind ja lang und das Wetter stabil.  Also Seile wieder an die Rucksäcke und weiter geht’s den Gras- und Schrofenhang zum Scheffauer.  Der Rückblick zum Zettenkaiser ist absolut eindrucksvoll mit dem ostseitigen Felsabbruch durch den wir abgeseilt haben, noch dazu bildhübsch mit dem links darunter liegenden Hintersteiner See.  Wie bereits gesagt, ein echtes Highlight in dem mit ohnehin fast nur herausragenden Touren gespickten Wilden Kaiser!

Schwer ist der Übergang ab der Grübler Lucke nicht mehr.  Wie bereits angedeutet geht es hauptsächlich über Gras und teils über Schrofen steil westseitig zum Scheffauer hoch, Stellen I, wenn überhaupt.  Kurz unterhalb des Gipfels kommt dann aber noch der Felsspalt namens Schafflersprung, über den wir auf Anraten unserer Tourenbeschreibung abseilen.  Das entspannt.  Wobei ich mich frage warum diese Stelle angeblich so gefährlich ist, ist der Spalt doch nur gut 2 Meter tief, und seitlich rausfallen würde man wohl auch nicht.  Aber egal, wir hatten das Seil ja ohnehin dabei (eines reicht für die kurze Abseilstrecke von unter 10 Metern).  Vom Schafflersprung geht es dann in wenigen Minuten hoch zum gut besuchten Scheffauer.  Zeitbedarf vom Zettenkaiser mit unserem Abseil-Zeitverlust knapp 3 Stunden - je nachdem wie schnell man abseilt oder abklettert entsprechend schneller (evtl. komplett ohne Seilhandling, was ja auch Zeit schon allein zum Entpacken und Verstauen sparen würde).

 

Nach einer zweiten Gipfelpause hier oben am uns wohlbekannten Scheffauer geht es dann entlang des Normalwegs via Veitskirche und Steiner Hochalm am Gasthof Bärnstatt vorbei zurück zum Hintersteiner See, auf den wir uns bereits gefreut hatten, denn es geht auf eine kurze Abkühlung noch hinein!  Der passende Abschluss nach einer wunderbaren Tour die uns wohl immer in bester Erinnerung bleiben wird.

 

Die Runde ist aufgrund der Schlüsselstelle am zweiten Turm mit T6- und III/A0 bewertet.  Der Rest ist eher maximal T5 und II.  Bei der Tour kommen ca. 1350 Höhenmeter und 12,9 Kilometer Wegstrecke zusammen.


Tourengänger: Kaiserin


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»