Überschreitung des Scheffauer (2.111 m) vom Hintersteiner See - Widauersteig - Wilder Kaiser


Publiziert von Ovidam , 16. August 2013 um 09:47.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:15 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3- (ZS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Hintersteiner See - Walleralm - Hochegg - Kaindlhütte - Widauersteig - Scheffauer - Steiner Hochalm - Hintersteiner See
Zufahrt zum Ausgangspunkt:München - Inntaldreieck - Kufstein - Scheffau - Hintersteiner See
Unterkunftmöglichkeiten:Kaindlhütte

Über den Schaffauer gibt es hier schon viele Berichte, weshalb ich diesen etwas kürzer fassen werde. Wir haben uns für die große Überschreitung des Scheffauer vom Hintersteiner See aus entschieden. Nachdem der Kaiserlift seit 2012 stillgelegt ist und es keinen kurzen Zustieg mehr gibt, ist der Scheffauer eine ruhige und eher einsame Tour geworden. Bei dieser Überschreitungsvariante sind es immerhin 1.400 Höhenmeter rauf und runter.

Also geparkt am Hintersteiner See (2.- Euro Parkgebühr, 890 m). Dann moderat hinauf zur Walleralm (1.171 m) und weiter zum Hochegg (1.470 m). Dort erster Blick auf den Scheffauer. Wieder hinunter zur Kaindlhütte (1.318 m) und dort eine erste Brotzeit nach 2 Stunden. Von der Kaindlhütte direkt auf die Nord-/Westwand des Wilden Kaisers zu. Immer steiler auf einem schönen Wanderweg durch den lichten Bergwald bis zu einer Stufe, an der man schon den "Friedhof", das Geröllfeld unter der Wand, erkennen kann. Nach ca. 1 Stunde ab Kaindlhütte sind wir am Einstieg in den Widauersteig auf ca. 1.650 m.

Dort geht es gleich steil am Drahtseil los über Felsen und Trittbügel. Angesichts der Steilheit und Exponiertheit des gesamten Steiges ist ein Steinschlaghelm obligatorisch und eine Selbstsicherung eigentlich auch. Entgegen anderer Berichte waren am 15.8.2013 nahezu alle anderen Klettersteiggeher mit Selbstsicherung unterwegs. Im Steig wechseln sich fast senkrechte Kletterpassagen mit teilweise sehr ausgesetzten Bändern ab, die Tiefblicke sind atemberaubend. Die Schwierigkeit liegt immer zwischen dem I. und II. Grad, Kletterstellen über II sind mit Trittbügeln und Eisenstiften entschärft.

Unbedingt erforderlich sind absolute Trittsicherheit und Schwindelsreiheit, der untere II. UIAA-Grad sollte frei beherrscht werden, da etwa die Hälfte des Widauersteiges ohne Drahtseilsicherung begangen werden muß. Im Großen und Ganzen kann man sagen, daß extrem absturzgefährdete und steile Stellen immer ein Drahtseil haben, und weniger exponierte keines. Aber für einige Stellen hätte ich der Sektion Kirchbichl gerne ein paar Meter Drahtseil mehr gestiftet. Für weniger erfahrene Kletterer dürfte es kritisch sein, daß bei vielen Drahtseilwechseln das Folgedrahtseil für ein Umhängen zu weit weg ist, man muß also aushängen, klettern und kann erst dann wieder einhängen. Trotzdem: wer sich in so einem Gelände wohlfühlt, erlebt eine sagenhafte, anregende und wunderschöne Kraxelei mit wundervoller Aussicht.

Das obere Drittel des Klettersteiges führt schließlich durch eine riesige steile Schlucht mit wenigen Sicherungen, die aber auch nicht mehr so exponiert ist. Eine herrliche Kraxelei im I. Grad. Dann steht man auf dem Sattel und kann von hier in 10 Minuten zum Gipfelkreuz mit Bergdohlen und toller Rundumsicht wandern. Bis hierher ab Hintersteiner See haben wir 4,5 Stunden netto gebraucht.

Nach der Gipfelrast zurück zum Sattel und auf dem Normalweg hinunter auf der Südseite. Der erste Teil des Weges ist weniger ein Weg als ein markiertes Abklettern über eine Folge von unzähligen Schrofen. Der I. Grad wird nie überschritten, aber auch hier ist nach der bereits langen Tour immer noch absolute Trittsicherheit und höchste Konzentration erforderlich. 2 Stellen - eine kurze und eine längere - sind drahtseilgesichert. Nach ca. 1 Stunde erreicht man einen Wegweiser und das Gelände wird nun ein echtes Wandergelände. Nach knapp 1,5 h und Querung eines großen Geröllfeldes erreichten wir die Steiner Hochalm, auf der Getränke serviert werden. Nach einer Buttermilch und einem Radler in weiteren 40 Minuten auf anfangs schlechtem Weg wieder hinunter nach Bärnstatt und zum Hintersteiner See.

Sehr schön war's, für Nachahmer sei nochmal gesagt: nix für Anfänger und auch nix für Fans von technisch schwierigeren, aber top gesicherten Sportklettersteigen. Hier ist alpine Erfahrung gefordert!

Tourengänger: Ovidam


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