Snowshoe&Gämel: Chläbdächer Westgipfel P.2138 und Twäriberg Wintergipfel P.2115


Publiziert von Chrichen , 3. April 2016 um 14:44.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:17 März 2016
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Westliche Sihltaler Alpen   Nördliche Muotataler Alpen   Östliche Sihltaler Alpen 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:ca. 13.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Einsiedeln / Postauto bis Weglosen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Der Chläbdächer Westgipfel (P.2138) fristet ein eher unscheinbares Dasein, steht er doch im Schatten des Druesberg. Anderseits hat man genau von hier einen wunderbaren Blick auf den eindrücklichen "Bug" desselben. Für mich Grund genug, die rund 1000 Höhenmeter Aufstieg ab Weglosen in Angriff zu nehmen. Als Option sah ich noch die Traverse zum Twäriberg von der Twäriberglücke aus vor. Da ich den Twäriberg Hauptgipfel schlussendlich links liegen liess, wurde es zu einer Tour der Neben-/Wintergipfel, die aber deshalb nicht minder reizvoll war.

Weglosen - Twäriberglücke
Mit der ersten ÖV-Verbindung reise ich nach Weglosen, von wo ich ca. 9 Uhr morgens starte. Zu Beginn geht es kurz der Skipiste entlang und dann linksseitig steil den stark verspurten Hang zur gepisteten Strasse hoch. Dank guter Bedingungen kann ich direkt hochsteigen. Nun folge ich dem Winterwander- und Schlittelweg zur Druesberghütte in mehr oder weniger zügigem Tempo bis zum P.1349, wo ein Forstweg abzweigt. Auf diesem geht es nun ein Stück weiter, bis die Skirouten zum Forstberg, Druesberg und Chläbdächer Westgipfel am Rande des Wildschutzgebietes abzweigen. Zu meinem Erstaunen komme ich schon hier in den Genuss der ersten Sonnenstrahlen. Der Hochwinter ist definiv vorbei.

Der Wind vom Vortag hat die meisten Spuren ganz oder teilweise verwischt. Eine frische Spur zieht hinauf in Richtung Forstberg, es macht aber keinen Sinn diese mit Schneeschuhen zu zertrampeln. Deshalb ziehe ich meine eigenen Linien. Viel Triebschnee liegt herum, und das Spuren fährt in die Beine. Nur langsam vorankommend ziehe ich am Steinhüttli vorbei zum P.1821 hoch, um die Ebene beim Chalberalpeli zu erreichen. Mit durchmischtem Erfolg suche ich stets nach denjenigen Stellen, wo die Schneedecke am besten trägt. Irgendwo finde ich eine alte Schneeschuhspur, die aber sogleich wieder in der Schneedecke verschwindet. Indes lassen sich der Druesberg, Forstberg und Twäriberg bestaunen. Zum Twäriberg führt eine ästhetische Aufstiegsspur hoch, und am Forstberg herrscht schon reger Betrieb. Die Twäriberglücke P.2029 hingegen wurde noch nicht angespurt. So habe ich die Ehre, die erste Linie hochzustapfen. Dabei folge ich der sichereren Normalroute in einem Bogen nach Osten ausholend. Eine verwehte Skiaufstiegsspur hilft als Orientierung. Einer Triebschneetasche ausweichend erreiche ich rasch aber ziemlich erschöpft die Twäriberglücke. Es ist sehr warm, und schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Flüssigkeitsreserven knapp bemessen sind.

Twäriberglücke - Chläbdächer Westgipfel (P.2138) - Twäriberglücke
Bei der Twäriberglücke warnt eine Tafel vor dem Winterschiessen der Armee an Wochentagen. Heute wird aber glücklicherweise nicht geschossen. Zum ersten Mal kann man beim P.2029 die Aussicht ins hintere Sihltal und zum Chläbdächer Hauptgipfel geniessen. Wunderbar, dieser brüchige Pilz! Eine beachtliche Wechte verhindert aber, dass man sich bis an den Rand vorwagen kann. Mit grossem Sicherheitsabstand gehe ich zuerst dem Grat entlang bis an den unteren Rand von einem kleinen Felsaufschwung und diesem entlang querend weiter hoch in Richtung Chländächer Westgipfel. Stellenweise gibt es keine Unterlage, was sich in Kratzgeräuschen bemerkbar macht. Es stellt sich heraus, dass ich eher zu hoch angesetzt habe. Weiter unten wäre es einfacher gegangen. Eine zugewehte Aufstiegsspur weist schliesslich den einfachsten Weg zum Gipfel. Obwohl sie nur noch schwach erkennbar ist, erweist sie sich als grosse Hilfe. Vorsichtig steige ich ihr folgend im gut 35° steilen Hang zum Gipfel hoch. Der Druesberg ist indes zum Greifen nah.

Der P.2138 lädt nicht zu einer ausgedehnten Gipfelpause ein, denn er besteht im wesentlichen aus einer Wechte. Nichtsdestotrotz, der Blick auf den Druesberg, die Berge im Süden und die Gratfortsetzung zum Chläbdächer Hauptgipfel ist grandios. Ohne den Rucksack abzulegen laufe ich ein wenig hin und her und mache Fotos. Der Gedanke, dass sich der Rucksack wahlweise ins hintere Sihltal, ins Muotatal oder in Richtung Chalberalpeli verabschieden könnte, bestärkt mich in der Entscheidung, die Sandwichpause auf die Twäriberglücke zu verlegen. Beim Abstieg gehe ich dieses Mal weiter unten durch einer ausgeprägten Mulde folgend (vgl. Fotos). Dieser Weg erweist sich als besser gangbar.

Twäriberglücke - Twäriberg Wintergipfel (P.2115)
Obwohl all die Spurarbeit an den Kräften gezehrt hat und nicht mehr viel Energie vorhanden ist, entscheide ich mich nach einigem Zögern, die kurze spannende Passage zum Twäriberg in Angriff zu nehmen. Mit den Steigeisen an den Füssen marschiere ich los, immer gut darauf achtend, dass ich festen Boden neben mir habe. Später beweisen angebrochene Stellen und Löcher, dass die Wechten in der Tat von immenser Grösse sind. Ansonsten unschwierig geht es dem an vielen Stellen bereits aperen Grat entlang bis zum steilen Aufschwung zum Vorgipfel. Hier nehme ich vorsichtshalber noch den Pickel zur Hand. Ich folge dem Sommerwanderweg, der leicht nach links führend eine kleine schneegefüllte Schneise hochgeht. Man könnte den Aufschwung auch direkt über aktuell ausgeapertes Gras bezwingen. Ein letztes aperes Steilstück und ich stehe auf dem Wintergipfel P.2115 des Twäriberg.

Nach einer kurzen Verschnaufpause überlege ich, ob ich noch zum heute mehrfach begangenen Sommergipfel weitergehen will. Manchmal fällt der Verzicht schwer... heute nicht. Es fehlt an Zeit, Energie und Mut. Das Fixseil würde zwar weitgehend freiliegen, aber mittlerweile ist der Schnee von der Sonne stark aufgeweicht, was den Schlussaufstieg eher heikel machen würde.

Twäriberg Wintergipfel (P.2115) - Druesberghütte - Weglosen
Also mache ich mich zügig an den Abstieg zur Druesberghütte. Unglaublich effizient lassen sich im sulzigen Schnee der steilen Westflanke Höhenmeter vernichten. Bei gefühlten 32° im Schatten und mit grossem Durst erreiche ich schliesslich über sanfte Hänge die Druesberghütte, wo es zuerst ein kühles Alkoholfreies gibt. Als goldigen Abschluss der Tour miete ich in der Hütte einen "original Druesberger Snow-Gämel" und rausche damit mehr oder weniger kontrolliert über den Schlittelweg zu Tale. Nochmals kann ich schnell Höhenmeter abarbeiten, auch wenn ich mich noch nicht ganz eins fühle mit dem Sportgerät. Unten angekommen schmerzen die Beine und Bauchmuskeln, aber der Spass hat sich definitiv gelohnt!

Auch ohne Besuch eines eigentlichen Gupfels, hat mir die abwechslungsreiche Tour sehr gut gefallen. Die Orientierung ist durchgehend einfach. Schlüsselstellen sind der Schlussaufstieg zum Chläbdächer Westgipfel (WT3) und die Traverse zum Twäriberg Wintergipfel (im Sommer T4-). Die Wechten können heimtückisch sein. Bei den vorgefundenen Bedingungen wären Steigeisen und Pickel nicht zwingend gewesen. Die Traverse zum Twäriberg wird z.T. sogar mit Skiern begangen. Die Abfahrt mit Schlitten oder "Snow-Gämel" ab der Druesberghütte kann für Schneeschuhgänger durchaus sinnvoll sein. Da es für den Twäriberg P.2115 keinen Wegpunkt gibt, habe ich den Wegpunkt des Hautpgipfels zugefügt. Ich hoffe man wird mir verzeihen...

SLF: mässig (Triebschnee)

Tourengänger: Chrichen


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