Schneeschuhtour ab Fisetengrat zum Gemsfairenstock (2972m)


Publiziert von Chrichen , 29. März 2016 um 13:41.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:11 März 2016
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:ca. 9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Linthal / Urnerboden Sprinter bis Urnerboden (Reservation erforderlich) / Seilbahn bis Fisetengrat
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Kaiserwetter war angesagt für den Freitag, und so durfte einmal mehr ein Ferientag geopfert werden. Das Ziel stand ebenfalls schnell fest. Wegen der prognostizierten hochnebelartigen Bewölkung, sollte es möglichst in die Höhe gehen, und da bietet sich der Gemsfairenstock geradezu an. Ab Fisetengrat kann der vielbegangene Gipfel gut mit Schneeschuhen gemacht werden.

Schon bei der Anreise zeichnet sich ab, dass meine Zielregion heute gänzlich von Wolken und Nebel verschont sein sollte. Bereits in Linthal zeigt sich der blaue Himmel in voller Pracht. Mit dem sympathischen Urner Sprinter (Reservation erforderlich!) geht es hinauf zum Urnerboden und mit der Fisetenbahn weiter zum Fisetengrat. Ich habe Glück, dass ich mir gerade noch einen freien Platz ergattern kann, und so gondle ich ohne Wartezeit mit drei anderen Tourern hoch.

Fisetenpass - Rundloch - Ober Sulzbalm
Oben angekommen bereite ich mich für den Abmarsch vor und stapfe zuerst die wenigen Meter zum Fisetenpass hoch. Das lohnt sich nur schon der Aussicht in Richtung Nordosten wegen. Danach quere ich einer guten Spur folgend oberhalb einer kleinen Felsstufe hindurch in Richtung Gemsfairenstock. Die Route verläuft zunächst im auf der Karte mit Ober Orthalden bezeichneten sanft geneigten Hang, meist einige Meter unterhalb des Grates. Der Abbruchkante sollte man sich nicht zu sehr annähern, denn sie ziert sich stellenweise mit beachtlichen Wechten. Da die Aufstiegsspur nicht besonders gut verfestigt ist, und ich mich bei den nachfolgenden Skitürelen nicht unbeliebt machen möchte, verlasse ich sie bald und ziehe meine eigene Spur im herrlichen Pulverschnee. An einigen Stellen gibt es keine Unterlage, was zu unangenehmen Kratzgeräuschen führt. Kurz vor dem Rund Loch beginne ich meine Beine von der letzten Tour nach zu spüren und muss für ein Weilchen wieder auf die hier nun viel besser verfestigte Spur ausweichen.

Das Rund Loch ist eine kleine Sehenswürdigkeit auf dieser Tour, weshalb ich mir gebührend Zeit lasse, um Fotos davon zu machen. Eine massive Wechte führt zurzeit in das Loch hinein. Natürlich kann ich es nicht lassen, wie schon einige Vorgänger, direkt über die Felsbrücke zu gehen. Anschliessend geht es wieder etwas eintöniger weiter bis unter die Felsstufe bei der Ober Sulzbalm. Ohne viel davon zu bemerken hat man bis dahin fast die Hälfte der Höhenmeter bewältigt.

Ober Sulzbalm - Lang Firn - Gemsfairenstock
Schon von unten her sieht die Schlüsselstelle weniger schlimm aus als befürchtet, und tatsächlich, bei den heutigen Verhältnissen bietet die nur leicht ausgesetzte Stufe keine nennenswerten Schwierigkeiten (max WT3). Die Steigeisen hätten getrost zuhause bleiben können. Abwechslungsreich werden einige Höhenmeter in steilerem Gelände gewonnen.

Nach einigen Kurven um kleinere Felsstufen herum verlasse ich die vorhandene Spur und steige relativ direkt über den Lang Firn hoch. Die Schneedecke ist stellenweise pulverig, stellenweise windgeprägt mit nicht tragfähigem Deckel. Die Spurarbeit über die letzten 250 Höhenmeter kostet Kraft, aber Zeit und Energie sind gerade noch ausreichend vorhanden. Später als die meisten Skitourenfahrer erreiche ich den Gipfel und geniesse das phänomenale Panorama zu den Glarner Grössen. Der Blick zum Tödi, Clariden und Claridenfirn begeistert. In Richtung Nordwest zeigen sich der Schächentaler Windgällen, der Glatten und die Gipfel des Lidernen Gebiets. Für ein Weilchen habe ich den Gipfelbereich des Gemsfairenstock sogar für mich alleine.

Gemsfairenstock - Lang Firn - Ober Sulzbalm - Rund Loch - Fisetenpass
Nach einer gemütlichen Pause heisst es schliesslich Abschied nehmen, und mit Sieben-Meilen-Stiefeln geht es wieder den Lang Firn hinunter. Während den Skifahrern verschiedene Weiterwege offen stehen, gilt für mich "auf gleichem Weg zurück". Trotz den gedeckelten Stellen macht die "Abfahrt" mit den Schneeschuhen über die steilen Hänge des Lang Firn Spass. Mittlerweile zeigen sich der Klausenpass und die Gipfel im Lidernengebiet in etwas schönerem Licht als am Vormittag. Auch im Abstieg gestaltet sich die Felsstufe bei Ober Sulzbalm erstaunlich zahm. Danach ist der Rückweg zum Ausgangspunkt eigentlich nur noch Fleissarbeit. Wie so oft ist es nicht ganz so angenehm über weite Strecken quer zum Hang zu laufen. Ein oder zweimal rutsche ich trotz geringer Neigung mit einem Fuss weg. Ein wenig bin ich erstaunt ob der mangeldnen Grazie meiner Fortbewegung. Nachdem ich ganz am Schluss nochmals recht unelegant oberhalb der Felsstufe bei der Fisetenbahn durchgeeiert bin, komme ich beim Fisetenpass dem Rätsel auf die Spur. Die Harschkrallen des einen Schneeschuhs haben sich komplett mit gefrorenem Schnee aufgefüllt...

Da noch etwas Zeit vorhanden ist, geniesse ich auf einem Bänklein die wärmende Sonne, bevor ich mich mit der Bahn auf den Weg hinunter zum Urnerboden begebe.

Trotz seiner verhältnismässig grossen Höhe kann der Gemsfairenstock auch mit Schneeschuhen leicht erreicht werden. Dies ist natürlich der Fisetenbahn zu verdanken, die den Gipfelaspiranten bequem auf über 2000m hoch trägt. Die Route ist bei guten Verhältnissen technisch nicht besonders anspruchsvoll. Es ist aber zu beachten, dass man sich in alpinem Gelände befindet und mit dem Lang Firn ein kleiner Gletscher begangen wird.

Tourengänger: Chrichen


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Kommentare (2)


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Stevo47 hat gesagt: Wie ein Bildband für Touristen
Gesendet am 29. März 2016 um 14:43
Tolle Tour mit ebenso tollen und reichlichen Bildern. Absolut gelungen - Gratulation! Freue mich schon wenn wir gemeinsam den in diesem "Bildband" oft gezeigten Clariden und Schächentaller Windgällen einen Besuch abstatten ;o). Viele Grüsse, Steve

Chrichen hat gesagt: RE:Wie ein Bildband für Touristen
Gesendet am 29. März 2016 um 18:00
Danke für das Feedback! Hehe, ich war schliesslich der Obertourist am Berg. Darum konnte ich mich nicht zurückhalten beim Fotografieren :-). Hoffe, dass wir die beiden Gipfel bald schon versuchen können!


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