UNESCO-Welterbe in Argentinien - Von Jujui bis Ushuaia


Publiziert von PStraub , 14. März 2016 um 07:23.

Region: Welt » Argentinien
Tour Datum: 5 Mai 1985
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: RA 
Zeitbedarf: 15 Tage

In neuerer Zeit werden vermehrt komplizierte, länderübergreifende Gebilde wie zB. die (weitgehend unsichtbaren) Pfahlbausiedlungen der Alpen als UNESCO-Welterbe deklariert.
Ein solches Weltkulturerbe ist seit 2014 Qhapaq Ñan, das Anden-Strassensystem der Inka. 
 
Der Abschnitt Potosí - Jujui führt grundsätzlich dieser Strasse entlang. Doch von ihr sind nur noch in der Region um Cusco herum grössere Abschnitte auffind- und begehbar. 
 
An sich hätte es in Bolivien jede Menge attraktiver Ziele gegeben, von den hohen Gipfeln bis ins Tiefland des Pantanal. Doch die permanente Mangelwirtschaft ging mir bald einmal auf die Nerven. Von Tag zu Tag wusste man nicht, ob auch nur etwas Essbares aufzutreiben war, von Transport, Heizung oder Warmwasser ganz zu schweigen. 
 
So "flüchtete" ich nach ein paar Tagen in Potosí per Bahn Richtung Argentinien. 
 
Die Bahn fuhr zwar relativ zuverlässig, doch an das Rollmaterial musste man sich erst einmal gewöhnen. Die Wagen waren so gebaut, dass man die Bänke kippen konnte, um immer in Fahrtrichtung zu sitzen. Leider hatte von der ursprünglichen Einrichtung nur noch der Kippmechanismus überlebt, so dass die Bänke ständig kippen wollten. Darum mussten je zwei Reihen Passagiere gegenseitig mit den Beinen die Gegenseite stützen, damit alle einigermassen ruhig fahren und/oder schlafen konnten. Das führte in den ohnehin überfüllten Zügen zu mehr Körperkontakt als man eigentlich gesucht hätte.
Für Bahn-Freaks: Etwa halbwegs zwischen Potosí und Rio Mulatos erreicht die Linie bei "El Condor" die Höhe von 4786 m; vor dem Bau der Tibet-Eisenbahn war das die zweithöchste Bahnstation der Welt.
 
Bei Villazón gab es das üblich Grenz-Prozedere. Immerhin fuhren die Busse auf der argentinischen Seite direkt ab Grenze. Was ich nicht realisiert hatte: Nach Monaten in der gleichen Zeitzone wechselte diese hier. So dass mein Bus längst abgefahren war, als ich am Terminal eintraf.
 
Überrascht hatte mich das Fehlen jeglicher Grenzkontrollen. Doch nach etwa einer Stunde Fahrt wurden wir gestoppt und mit einer Gründlichkeit gefilzt, als brächten Bolivianer Pest und Cholera gleichzeitig. Nicht ganz zu Unrecht: Das war zumindest damals eine wichtige Kokain-Handelsroute Richtung Europa.
 
Die erste grössere Stadt war Jujui. An sich eher ein belangloses Kaff, aber für mich eine Erleuchtung: Endlich mal wieder ein richtiges Stück Fleisch .. 
 
Zwischen den Andenrandstädten und bis nach Ushuaia flog ich meistens. Der 'Visite-Argentina-Pass' war ein Schnäppchen. Für 300$ konnte man 30 Tage lang fliegen, sooft und wohin man wollte. Einzige Einschränkung: Die Flug-Daten mussten vorgebucht werden; einfach bleiben, wo es einem gefiel, das ging nicht. 
 
Entlang der Anden besuchte ich Salta, Tucamán, Córdoba und Mendoza, alles hübsche, lebhafte Städte. Zumindest zwischen Tucamán und Cordoba sollte man fliegen, aus der Luft sieht man die spektakulären Salzseen der Salinas Grandes am besten. Je nach Algenart leuchten die Seen und Tümpel in den schillerndsten Farben.
 
In Córdoba gibt es seit 2000 das UNESCO-Welterbe "Manzana de los Jesuitas".
Davon habe ich die Landgüter ausserhalb der Stadt verpasst, es gab damals wohl kaum Hinweise darauf.
 
 
Natürlich flog ich auch nach Ushuaia. Hinunter hatte ich einen "Pendlerflug"; wir flogen auf relativ geringer Höhe entlang der Atlantikküste, mit Zwischenhalten bei jeder einigermassen wichtigen Stadt. Da sah man Delphine im Meer und Seelöwen an der Küste: Sightseeing aus der Luft. 

Die Stimmung in Argentinien war merkwürdig. Die grossen Hoffnungen nach dem Ende der Militärdiktatur 1983 waren noch nicht verflogen, doch die Wirtschaft war am Boden, die Inflation ungeheuerlich.
 
 

Tourengänger: PStraub
Communities: UNESCO-Welterbe


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