Überschreitung der Pilatuskette


Publiziert von Bergamotte , 14. März 2016 um 16:40.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:10 März 2016
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-LU   CH-OW   CH-NW 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 2985 m
Strecke:27km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kriens, Zentrum Pilatus, dann 5 Minuten Fussmarsch zur Gondelbahn (erste Fahrt um 8:30, Ankunft cff logo Pilatus Kulm frühestens um 9:10)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Gfellen
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Pilatus-Kulm
Kartennummer:245S

Im Sommer bietet die Überschreitung der Pilatuskette dem ambitionierten Alpinwanderer einen Leckerbissen erster Güte: So kann man auf den 18 Kilometern Luftlinie zwischen Stansstad und Gfellen fast durchgehend auf dem Grat verbleiben (*klick); mal abgesehen von der Esel Ostflanke halten sich die Schwierigkeiten in engen Grenzen.
Wenig überraschend bleibt dem Skitürler diese Maximalvariante verwehrt: zu weit, zu rauh, zu steil. Weicht man aber auf die Südseite aus, kann das Gebiet westlich vom Pilatus Kulm auch im Winter lohnend und relativ einsam durchquert werden. In der Genussvariante fährt man mit der Bahn hoch und beschränkt sich auf die Überschreitung vom First. So erreicht man das Entlebuch mit einem bescheidenen Aufstieg von 700 Metern. Wer mehr Ambitionen und Ausdauer mitbringt, steigt nach Belieben zu weiteren Gipfeln der Hauptkette auf, wobei inbesondere das Widderfeld einen beträchtlichen Zusatzeffort verlangt. Die Tour erfordert sichere Südhangverhältnisse.


Der Fahrplan der Pilatusbahnen ermöglicht einen Start auf Kulm frühestens um 9:15, an diesem herrlichen Frühlingstag eigentlich viel zu spät für eine ausgeprägte Südhangtour. Beim nächsten Mal würde ich die Tour früher im Jahr angehen oder gleich im Hotel Pilatus Kulm übernachten. Die Tour beginnt mit der Abfahrt zu den Chilchsteinen (1865m), zuoberst knapp 35°. Mit Ach und Krach würg ich mich den Bruchharschhang runter, wer will sich schon vor den Touristen auf der Aussichtsplattform blamieren... Am gegenüberliegenden Matthorn entdecke ich mehrere Abfahrtsspuren den Mattzug runter. Weiss jemand, wie diese (inoffizielle) Route weiterverläuft?

Die Abfahrt führt nun westwärts zur Alp Fräkmünt (1499m) runter. Im offenen Gelände bleibt die Unterlage anspruchsvoll und mein neuer Leichtski hat seine liebe Mühe damit (oder ist's der Skifahrer...?). Wieder  anfellen und Aufstieg in den Sattel beim Birchboden. Eigentlich könnte man nun von hier über den Wanderweg durch den Schywald abfahren. Doch das ist rauh, weshalb die offizielle Route - bereits angespurt - ganz an den Wandfuss der Musflue hochzieht. Dieser folgt man anschliessend nach Westen und setzt erst an dessen Ende, beim prägnanten Felskopf P. 1598, zur Abfahrt an. Der schattige, windgeschützte Nordhang hat luftig-weichen Champaign Powder konserviert, skifahrerisch der Höhepunkt des Tages. Übrigens, die Routenfindung durch den Wald ist gerade im unteren Teil nicht trivial, inbesondere sollte man die Brücke über den Schybach nicht verpassen. Ein GPS kann nötig sein.

Bei Blätz felle ich erneut an und mach mich an den Aufstieg zurück zur Pilatushauptkette (Die Genussvariante würde nun einfach westwärts zum Rickmettlen-Übergang ziehen). Zwischen Märenschlag und Alt Stafel erreicht das Gelände 35°. Dank dichtem Wald kann diese Passage aber auch bei heiklen Verhältnissen begangen werden, wie übrigens die gesamte Route aufs Widderfeld (2076m). Dieses erreich ich schliesslich über die langgezogene Westflanke. Man geniesst von hier einen herrlichen Blick übers Tomlishorn zurück zum Pilatus Kulm.

Nach einer überraschend lohnenden Abfahrt zurück über den sanften, breiten Westhang peile ich in direkter Linie das Mittaggüpfi an. Das kann ich so nicht weiterempfehlen, denn die Umgehung der Felszähne vom Rot Dossen auf deren Südseite (etwa dem Wanderweg folgend) ist mit Skiern äusserst mühsam (verwachsen, bis 40° steil). Trotzdem bleibt es natürlich die einzige Möglichkeit, die beiden Gipfel einigermassen effizient zu verbinden (Wer mehr Zeit mitbringt, könnte die Stelle mit einer Zwischenabfahrt nach Norden (zur Oberalp) umgehen). Anschliessend wieder einfach über den harmlosen Rücken aufs Mittaggüpfi (1917m). Dieses hat es übrigens nicht mehr in die neuste Ausgabe vom Zentralschweizer Skitourenführer geschafft. Durchaus nachvollziehbar, wie ich bei der anschliessenden Abfahrt über die (ehemals) offizielle Route feststellen kann. So gilt es im Kessel oberhalb vom Laucherli auf Felsbänder zu achten und die bis 40° steilen Muldenhänge sind stark lawinengefährdet. Im unteren, waldigen hingegen Teil wird die Orientierung zur Herausforderung.

Hat man diese Widrigkeiten erfolgreich gemeistert, trifft man auf die Forststrasse, wo die "Genussroute" Richtung Rickmettlen verläuft. Diese ist normalerweise gespurt und dient als Zugang zu verschiedenen Zielen im Gebiet. Zum Beispiel zur Stäfeliflue, einem weiteren Gipfel in der Pilatushauptkette. Dieser wird regelmässig mit Skiern besucht und bietet angenehm geneigte Hänge um die 30°. Bei defensiver Routenwahl ist man hier ziemlich sicher unterwegs, solange man sich von der Abfahrtsvariante fernhält (die Waldschneise südlich vom Gipfel, s. LK). Die letzten Aufstiegsmeter auf dieStäfeliflue (1922m) muss ich ziemlich beissen, das Tagespensum macht sich langsam bemerkbar. Oben vertilge ich den letzten Proviant und fahre in etwa über die Aufstiegsroute nach Rickmettlen und weiter zu P. 1594 ab. Hier das fünfte und letzte Mal Anfellen und in wenigen Minuten zum First (1682m) hoch. Der harmlose, breite Rücken wird auch gerne mit Schneeschuhen besucht. 

Anschliessend Abfahrt über butterweichen Sulz zur Sagematt, gerade das richtige für müde Beine. Was folgt, bereitet weniger Spass: klebriger Schnee, Stöckeln und Tragen über kaum geneigtes Gelände um Risch. Zum Schluss wieder mit mehr Schuss zur Glaubenbergpassstrasse runter, der man knapp zwei Kilometer folgt bis Gfellen (1016m) mit Bushaltestelle und Bergrestaurant. Die Küche in letzterem ist übrigens sehr zu empfehlen!


Zeiten (zügig)
2:35  Widderfeld
1:20  Mittaggüpfi (gespurt)
1:20  Stäfeliflue
0:35  First (gespurt)
1:00  Gfellen


Hinweis: Bei Schnee bis ins Flachland hätte der Pilatus das Potenzial zu einer beliebten Variantenabfahrt (nach Alpnach), ähnlich wie der Säntis. Doch die Pilatus Bahnen haben offensichtlich kein Interesse an dieser Art von Skitourismus. So sind Skier in den Gondeln zur Fräkmüntegg nicht zugelassen. Auf vorgängige Anfrage werden sie jedoch in separaten Materialgondeln mitgenommen.

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Geodaten
 29199.gpx Pilatuskette (gezeichnet)

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