Blüemberg 2405m


Publiziert von Bombo , 11. Dezember 2015 um 22:42.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:10 Dezember 2015
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   CH-UR   Fronalpstock - Kette 
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1630 m
Strecke:Gitschen - Blüemberg - Chüestein - P.1428 - Höchi - Chäppeliberg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PW bis Talstation Chäppeliberg - Gitschen, kostenlose PP vorhanden (bei Benützung der Seilbahn). Einfach-Ticket CHF 8.00.
Kartennummer:LK 1:50'000, Bl 246 "Klausenpass"

Schnee schmöckä im Lidernä


Perfektes Wetter und ein wenig Neuschnee - so die Prognosen für den folgenden Tag. Kurz die Gschäftsagenda gecheckt, den Abwesenheitsmelder aktiviert und getreu dem Motto "Ich bin raus" setze ich nur 14 Stunden später meine Skis in den frischen, federleichten Pulverschnee bei Gitschen 1716m im wunderschönen Skitourenparadis Lidernen.

Wohin es mich heute zieht, weiss ich nur im Groben - zu Hause sagte ich: "ächli go Schnee schmöckä" und gab noch wenige Eckpunkte (Chronenstock / Blüemberg) an. Diese Informationen mussten reichen, denn ich will dort hin, wo's mir Spass macht: in den kühlen, kristallenen Pulverschnee - stiebend soll er sein und mir beim davonrauschen die Sicht nehmen. Ein Gefühl des Fliegens vermitteln und dabei alles rund um mich herum vergessen - und dass alles heute, oder doch nur ein Traum?

Als ich kurz vor 8.00 Uhr bei der Talstation Chäppeliberg 1184m den leeren Parkplatz vorfinde und wenige Minuten später auch alleine mit der Seilbahn davon schwebe, da wusste ich, das wird ein sehr entspannter Tag werden. Ich kann und darf mir alle Zeit nehmen ohne auch nur 1 Minute verfolgt zu werden - First Lines auf sicher, jetzt gilt es nur noch die Perlen aus dem weissen Gold zu fischen. Auf dem (sehr kurzen) Weg zur Lidernenhütte 1727m bin ich sicher schon 3 Mal stehen geblieben und habe bereits über 20 Bilder im Kasten - jeder selbst Schuld, welcher mit geschlossenen Augen dem Morgenrot davon rennt (womöglich noch mit Leichtski und Rennanzug, oups...) und die schönen Augenblicke des Tages verpasst. Die Lidernenhütte ist noch geschlossen (der Wintereingang offen) - wenige Stunden später erfahre ich über Facebook, dass Irène und Pius die Hütte für die Wintersaison geöffnet haben - ich freu' mich schon auf den Kaffee anlässlich einer nächsten Tour im Gebiet. 

Ich spure richtung Schnüerstocksattel 1976m, von der Tüfelslaui ist momentan noch nichts zu sehen. Die je nach Verhältnisse heikle Querung zum nördlichen Ende des Chli Chaiser geht problemlos, hin und wieder ein wenig Rutschen auf der harten Unterlage, was aber nicht weiter stört. Beim P. 2153 muss ich mich entscheiden: Chronenstock ja oder nein... Noch immer bin ich mutterseelenalleine im Gebiet, ich habe also reichlich Zeit. Der Schnee sieht schon verlockend aus, aber die vielen Steine, von welchen nur die Spitze sichtbar ist, die geben mir schon ein wenig zu denken. Ich ziehe dennoch los und spure bewusst steil hoch zu den Chaiserstock-Nordostflanken und wo ich dann eine vom Chaisertor herunterziehende Pulverrampe traversiere, da wusste ich, jetzt oder nie. Diese steile Rampe ist oft lawinengefährdet, weshalb man bei heikleren Bedingungen die Spur auch viel weiter unten anlegt - heuer aber stimmen die Prognosen mit "gering" - aufgrund des vor Ort befindenden Triebschnees würde ich die lokale Situation je nachdem sogar "mässig" einstufen. 

So hoch es gerade noch geht ziehe ich meine Spur bis zum Beginn der Felsen, wechsle auf Abfahrtsmodus und geniesse eine erste, absolut traumhafte und stiebende Abfahrt in schönstem, federleichten Pulverschnee. Den Chronenstock lasse ich heute somit aus - ich befinde mich noch am Anfang der Skitourensaison, da gilt es noch ein wenig Rücksicht auf die vorhandenen Energiereserven zu nehmen... Dafür aber ziehe ich weiter richtung Blüemberg und staune nicht schlecht, als ich vor einer fantastisch schön eingeschneiten Blüembergmulde stehe. Doch auch hier ragen immer mal wieder ein paar verhexte Steinspitzen aus dem Schnee - Voll gas scheint mir heute fehl am Platz zur sein, eher "obacht", ohne aber an Fahrspass zu sparen. Auf ca. 2300m wechsle ich erneut in den Spassmodus und geniesse abermals eine perfekte Abfahrt bis zur kleinen Ebene auf ca. 2050m.

Auf meinen eigenen, mittlerweile vom sanften Wind bereits wieder zugewehten Aufstiegsspur, pflüge ich mich wieder hoch, dieses Mal jedoch gleich weiter bis zum Beginn des Fussaufstieges zum Blüemberg. Die Stangen und Seile liegen allesamt frei, momentan wechselt man aufgrund der vielen Steine sogar besser weiter unten von Skis auf Boots - die Skis bzw. die Felle sagen danke. Der Fussaufstieg, alles praktisch ohne festen Schneeuntergrund und deshalb nicht ganz trivial, geht dank den Seilen und Stangen ordentlich gut, noch ein letztes Mal befestige ich die Skis an meine Füsse und laufe so hinüber zum Gipfel des Blüemberg 2405m. Es ist 12.15 Uhr, also exakt 4h später nach meinem Start bei Gitschen 1716m - 2 Abfahrten und viele Fotopausen inklusive.

Auf dem windstillen Gipfel geniesse ich nur leicht bekleidet die wärmende Sonne, das wolkenlose Panorama und die Stille - unglaublich wie ruhig es noch immer ist. 2 Verfolger, welche ich im Austieg bei der Blüembergmulde gesehen habe, treffen ca. 30min nach mir auf dem Gipfel ein. Kurz nach 13.00 Uhr überlasse ich ihnen das Gipfelkreuz, denn die schattseitige Abfahrt könnte aufgrund der vielen versteckten Steinfallen doch noch mehr Zeit als geplant in Anspruch nehmen.

Beinahe hätte ich noch die Einfahrt verpasst - irgendwie sieht bei so knapp Schnee - vor allem wenn es noch verweht ist - einfach alles anders aus. Das Fast-Malheur aber gerade noch bemerkt lasse ich es nun zum 3. Mal heute sausen - anfänglich noch mit Speed, Drive und Elan, später dann im flacheren Teil aber klar defensiv. Ein blöder Sturz wegen einem versteckten Stein kann und will ich mir so kurz vor unseren Ferien nicht leisten - also piano piano... Wie schon die letzten Male, wo ich diese Abfahrt unternahm, folge ich auch heute wieder meiner persönlichen Variante, welche durch steile und teils enge Rinnen und Couloirs führt - Skisafari der schönsten Sorte eben. Doch auch hier schmücken immer wieder steinige Spielverderber das rasante Abfahrtsvergnügen - defensiv gilt auch in diesem Abschnitt. 

Vom Alpeli bis hinunter zum Chüestein oder wie die Einheimischen sagen "Chüähgämer Stei" laden nochmals fantastische, seidenfeine Pulververhältnisse zum Abfahrtsschmaus ein. Ab dem erwähnten Chüestein neigt sich der Pulvertraum aber jäh zu Ende - ab jetzt gilt es dem Wind- und Regendeckel zu trotzen, welcher zwar leicht überzuckert ist, sich dennoch aber störrisch unter die Skis stemmt. Die Schwünge kraftvoll und alles andere als agil, so geht es unabhängig der Exposition hinunter richtung Fahrstrasse. Diese ist perfekt eingeschneit, weshalb ich auf dieser via P. 1428 zur "1. Brücke" fahre und dort ein letztes Mal am heutigen Tag die Felle montiere.

Oberhalb der Höchi 1487m geniesse ich an der Sonne sitzend eine erste Pause, die Zweite wenig später dann bei der Usserst Hütte 1438m an der wärmenden Hauswand. Wenig nach 15.00 Uhr verschwindet die Sonne aber auch dort hinter den Berggipfeln, weshalb es mich hinunter ins Tal zieht. Die Abfahrt nach Chäppeliberg 1184m geht viel besser als ich es erwartet habe - klar braucht es auch da hin und wieder ein wenig Druck auf die Skis, aber bei weitem nicht so mühselig, wie in der Etappe zwischen Chüestein und 1. Brücke. Mit ein wenig List und Tücke kann man mit den Skis bis direkt zum Parkplatz fahren - nottabene ohne einen einzigen Steinkontakt am heutigen Tag eingefangen zu haben (das war aber pures Glück...). 


Fazit: 

Der extra freigenommene Tag hat sich auf alle Fälle mehr als gelohnt, ebenso auch das "Schnee schmöckä". Obwohl es zwischen 15 und 20cm Neuschnee gab, je nach Exposition dank Triebschnee auch mehr, liegt in diesem Gebiet zwar genug Schnee für das Prädikat "machbar", aber auf jeden Fall noch zuwenig um von perfekten Verhältnissen zu sprechen. Eher das Gegenteil ist der Fall - das Risiko, Mensch und Material infolge versteckten Steinen in Mitleidenschaft zu ziehen, ist gegenwärtig meiner Meinung nach gross, weshalb ich für's Erste Touren im Gelände vermeide. Kommt Zeit, kommt Rat - und damit auch der Schnee, aber noch braucht es ein wenig Geduld dazu. Und doch: die eingangs gestellte Frage ob Traum oder Realität kann ich für heute klar mit "Realität" beantworten - viele Tage reicht diese Realität des pulvrigen Dahinschwebens aber nicht mehr aus...


SLF: "gering" (lokal vorgefundene Verhältnisse: "mässig")


Tour im Alleingang.


Tourengänger: Bombo


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Kommentare (3)


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Bergamotte hat gesagt: Gut getourt
Gesendet am 12. Dezember 2015 um 16:15
Sali Bombo

Schön dass auch bei Dir die Saison richtig lanciert wurde. Mit etwas Flexibilität findet man wohl auch die nächsten Tage noch lohnende Ziele, gerade in der Zentralschweiz. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt für die Jahreszeit liegt hier am meisten Schnee.

Beste Grüsse

Bombo hat gesagt: RE:Gut getourt
Gesendet am 12. Dezember 2015 um 16:53
Salü
Zum Touren an und für sich liegt absolut genug Schnee, vor allem wie Du richtig sagst in der Zentralschweiz und ich würde sogar noch ergänzen, am meisten vermutlich im Gebiet LIdernen. Wer also die Erwartung an eine grandiose Abfahrt zurück nimmt, der kommt alleweil auf seine Kosten. Mich persönlich stimmt einfach die Schneemengen ein wenig verhalten und damit meine ich nur das Risiko, einen blöden Sturz wegen unnötigem Steinkontakt zu haben - aber das sieht logischerweise jeder ein wenig anders, was ja auch gut so ist. Ich bin froh, bin ich am Donnerstag losgezogen, so konnte ich den Druck für's jetztige Wochenende minimieren :-)

Bin gespannt auf Deine Tourenberichte, liebe Grüsse
Bombo

Bergamotte hat gesagt: RE:Gut getourt
Gesendet am 13. Dezember 2015 um 17:31
In diesem Fall sollte ich das Lidernengebiet auch wieder mal berücksichtigen. An den schönen Wochenenden schreckt mich einfach das Tohuwabohu am Bähnli.
Und da ich als mässiger Skifahrer ohnehin immer defensiv unterwegs bin, kämpfen wir für einmal mit gleich langen Spiessen ;-)


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