Der filmgeschichtlich natürlich nicht verbürgte Titel der heutigen Tour ist eine fast schon wieder wehmütige Reminiszenz an die vor allem in den bayerischen Voralpen angesiedelten Softporno- Schmonzetten der 70`er Jahre: deutsche Billigfilmchen, die noch ohne jegliche Filmförderung hochprofitable Kassenschlager waren! "Liebesgrüße aus der Lederhose" (D 1973, Regie F. Marischka, 1,2 Mio Zuschauer) haben in unseren Voralpen den Anfang gemacht, weitere erfolgreiche Bergsexfilmchen folgten, etwa "Wo der Wildbach durchs Höschen rauscht"...
Das Softsexgenre der deutschen Filmkunst bestieg aber nicht nur hemmungslos Berge, Schwedinnen, Däninnen, Hausfrauen und Schulmädchen, sondern erschloss mit "Lass jucken, Kumpel" auch in den Abgründen der Ruhrpott- Kohlenschächte und Schlackenhalden sehr viel tiefergelegte erotische Sehnsuchtshorizonte. Ein nicht nur cineastischer Abstieg begann: der gewissermassen "freie Phall" war nicht mehr aufzuhalten und mit der Mittelalter- Klamotte: "Ritter Orgas muß mal wieder" wurde nicht nur, was den Absturz der narrativen Zeitebene betrifft, ein absoluter Tiefpunkt erreicht. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger und das Genre sollte sich speziell in unserer Bergwelt noch lange und zäh behaupten, bevor es endgültig in den Vergessens- Orkus der nachkriegsdeutschen Filmgeschichte einging. Die letzten "Liebesgrüße aus der Lederhose Teil 7" (D 1992) verhallten schnell und waren auch kein Kassenschlager mehr. Tempus fortiter currit...Wie lange das schon wieder her ist!
Was das alles mit Sillberg, Maroldschneid und Auerspitz zu tun hat? Naja, wozu die Berge als Kulisse so haben herhalten müssen, finde ich schon interessant und zu multiplen Höhepunkten kann man schließlich auch auf der heutigen Tour kommen, drei sind es immerhin geworden. Und der Zipflwirt? Parkplatz und Wirtschaft haben geschlossen, er wird umgebaut und ...in seinen Originalzustand (1912) zurückversetzt! Damals hieß er auch noch gar nicht "Zipflwirt", sondern noch ganz unverfänglich: "Gasthof Sonnwendjoch".
Die heutigen drei Ziele
Die Maroldschneid, die, wie schon der Name nahelegt, gar kein richtiger "Gipfel" ist, sondern eher eine lange von der Auerspitz ausgehende Gratschneide, ist mir bisher immer ausgekommen, doch heute sollte es endlich soweit sein.
Die Auerspitz wollte ich auf jeden Fall bei der Gelegenheit wiedersehen, weil ich mich an besonders gute Aussichten von dort erinnere. Die leichte Überschreitung der beiden Gipfel als Sillbachtal- und Soinseerunde ist gut und nachvollziehbar von
sven86
hier und von
Max
hier beschrieben. Die Beschreibung der "Normalrunde" gibt`s also dort.
Ich bin es heute etwas anders angegangen und will, was diese Variante betrifft, soviel vorwegnehmen, daß Maroldschneid und Auerspitz so, wie in den o.g. Berichten vorgestellt, einfacher, schneller und viel lohnender erreicht werden, als auf meinem heutigen Aufstieg, denn die weglose Überschreitung des ganz im Osten liegenden, doppelgipfeligen Sillbergs bis zur Maroldschneid war vielleicht eine schöne, reizvolle Idee, hat sich aber dennoch heute als mühseliger und ganz aussichtsloser Fehlgriff erwiesen. Nicht nachmachen!
Es folgen zur Information noch ein paar kurze Bemerkungen über Sillberg, Maroldschneid und Auerspitz, den Rest zeigen dann die Fotos...
Der Sillberg
Ich empfehle ihn nicht, denn ich möchte, wenn ich wandere, schon mehr zu sehen bekommen als heute am Sillberg (siehe Fotos)
Dennoch: für eingefleischte Gipfelsammler hier die Kurzbeschreibung:
Vom Sillberghaus- P. zur Sillbergalm und auf der Straße in westlicher Richtung weiter, bis Skitourenschilder nach rechts zu einem Abkürzer vermitteln. Weg gibt es hier keinen, aber Skitourenschilder weisen über schmale, ausgeschlagene Schneisen hinauf. Nach wenigen Minuten trifft man auf die Straße, die zur Ruchenkopfhütte und zum Soinsee führt. Nun gleich wieder nach links (auffälliges orangenes Holzerzeichen, s. Foto) in den Wald und weglos und einfach auf den höchsten Punkt (Foto)
Den Übergang zur Maroldschneid fand ich ebenfalls nicht lohnend, dafür etwas mühselig und langwierig. Hierzu noch ein paar Fotokommentare...
Die Maroldschneid und der Übergang am Grat zur Auerspitz
Die Maroldschneid ist ein wenig markanter höchster Zwischenpunkt auf dem Grat zur Auerspitz. Dennoch: es gibt ein paar hübsche Felsen und ein schönes, geschmiedetes Kreuz sowie gute Ausblicke, die allerdings etwas hinter denen der Auerspitz zurückbleiben.
Ob man die Maroldschneid nun wie Sven 86 und Max (siehe Links weiter oben) über die Wirthsalm oder über die etwas höher gelegene Sandbichler Alm erreicht, ist egal: die Wiesen sind überall frei und gut gangbar.
Auf jeden Fall bietet die Maroldschneid einen wunderbaren- für mich den schönsten- Anstieg auf die Auerspitz, denn der Übergang am Grat ist sehr aussichtsreich und komfortabel ausgeschnitten. Einen einzigen Verhauer hatte ich heute, was solls, man findet die Gassen gleich wieder!
Tip: Biken oder Schieben bis zur Sandbichler Alm! Dort ist man schon direkt unterhalb der Maroldschneid: und man kann die Gipfelfelsen schon sehen.
Die Auerspitz:
Ein Highlight! Man sieht schon auf der Karte, wie "extrig" dieser Gipfel im Südosten des Rotwandgebiets steht. Absolut lohnend. Ich finde, die Auerspitz hat einen ganz besonders schönen Blickwinkel zur Rotwand!
Den Rückweg habe ich an diesem späten Dezembernachmitttag nicht über den nordseitigen, schattigen Soinsee und auch nicht auf dem Auerspitz -Normalweg (über den Südgrat und dann nach Osten) machen wollen, sondern ich bin gleich nach ein paar Schritten zuück in Richtung Maroldschneid über freie Wiesen, die gut gangbar sind, bis kurz vor die verfallene Niederhofer Alm hinabgegangen. Die Almwiesen haben wunderbar in der späten Sonne geleuchtet und kurz vor der Alm habe ich den "Normalweg" wiedergetroffen, der dann zur Wirthsalm hinüberquert, wo die Straße zur Sillbergalm beginnt. Es war noch ein richtiger Hatscher bis zum P, aber was solls?
Das war`s auch schon wieder...ich wünsche schöne Feiertage und noch viele Herbsttouren, allerdings nicht bis zum Frühjahr! Hoffentlich schneits bald!
Kommentare