Von der Knorrhütte über den Jubiläumsgrat auf die Zugspitze


Publiziert von Michael26 , 17. Oktober 2015 um 16:17.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:12 September 2015
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Strecke:Knorrhütte-Brunntalgrat-Jubiläumsgrat-Zugspitze
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Zugspitzbahn auf die Zugspitze und aufs Platt, von dort Abstieg zur Knorrhütte

Jubiläumsgrat

Der Jubiläumsgrat, der im Wettersteinmassiv die Alpspitze mit der Zugspitze verbindet, ist in bayrischen Bergsteigerkreisen eine bestens bekannte und beliebte Bergtour, ich aber hatte lange Vorurteile. ´Reine Modetour´, ´eigentlich nur ein besserer und überlanger Klettersteig´, ´wieso geht man diese Route eigentlich meistens von oben (von der Zugspitze) nach unten (zur Alpspitze)´, etc. Und obwohl mich einige meiner Kletterfreunde schon öfter darauf angesprochen hatten, ob das nicht ein lohnendes Tourenziel wäre, das sie eigentlich gerne machen würden, war ich skeptisch.

Nun komme ich beruflich wie privat regelmäßig nach München, wobei meistens keiner meiner Kletterfreunde dabei ist. Trotzdem will ich dann diese Chancen nutzen um in die Berge zu kommen und bin daher immer auf der Suche nach geeigneten Bergtouren, die man guten Gewissens auch noch alleine machen kann, die aber doch schon einen alpinen Charakter haben. In diesem Zusammenhang habe ich mir schon im letzten Jahr Tourenbeschreibungen über den Jubiläumsgrat angeschaut und diesen nun doch als mögliches Ziel für eine Alleingängertour vorgemerkt.

Im letzten Sommer war es soweit. Bei prächtigem Wetter war ich im September auf Kurzurlaub in Bayern und nach einer Eingehtour auf den Hohen Gaif sollte es der Jubiläumsgrat werden. Zunächst musste ich eine Routenwahl treffen. Den gesamten Grat von oben nach unten zu klettern kam für mich nicht in Frage. Zum einen wollte ich in einem Tag durchkommen, was bei der Länge der Route nicht selbstverständlich ist, insbesondere wenn man die letzte Gondel von der Alpspitzbahn gegen 17 h erreichen möchte (dazu muss man sehr schnell sein !). Zum anderen fand ich den unteren Teil der Route weniger interessant, da dieser weitgehend als Klettersteig mit Drahtseilen versichert ist. Es blieben zwei alternative Möglichkeiten. Als erste Variante hätte ich von der Zugspitze aus in den Grat einsteigen und dann an einem beliebigen Punkt wieder umdrehen und auf die Zugspitze zurück klettern können, was mir nicht sehr attraktiv schien. Die zweite Variante fand ich auf Anhieb richtig spannend. Etwa in der Mitte des Grates, von der Zugspitze aus gesehen noch vor der auf dem Grat angebrachten Biwakschachtel, gibt es einen Notabstieg zur Knorrhütte. Warum nicht diesen Notabstieg nutzen, um von der Knorrhütte aus, die gut von der Zugspitze zu erreichen ist, auf den Jubiläumsgrat zu gelangen und von dort weg auf die Zugspitze zu klettern. Laut Tourenbeschreibung ist diese Route zu größeren Teilen nicht mit Drahtseilen versichert, also alpinistisch interessanter, trotzdem überschreiten die Schwierigkeiten an keiner Stelle den unteren dritten UIAA Schwierigkeitsgrat, was auch als Alleingänger noch zu verantworten ist. Auch zeitlich schien mir diese Route in einem Tag gut machbar, offen blieb nur der Zeitbedarf zum Aufstieg von der Knorrhütte auf den Jubiläumsgrat, dazu fand ich keine Zeitangaben. Diese Unsicherheit nahm ich in Kauf, meine Routenwahl war getroffen.  

Start um 8 h morgens und Auffahrt mit der ersten Gondel auf die Zugspitze und weiter hinunter aufs Platt. Es herrscht Kaiserwetter und in den Nordabbrüchen der Zugspitze liegt schon etwas Schnee, wahrscheinlich werde ich daher auch am Jubiläumsgrat das eine oder andere Mal mit Schnee in Berührung kommen.

Zügig steige ich auf dem Wanderweg Richtung Knorrhütte ab, wobei mir bald Scharen von Bergwanderern entgegen kommen, die auf der Hütte übernachtet haben und nun zur Zugspitze aufsteigen. Auf der Knorrhütte trinke ich noch einen Tee um gegen 10 h den Aufstieg über den Brunntalgrat zum Jubiläumsgrat hinauf zu beginnen. So wie der gesamte Jubiläumsgrat ist auch dieser Zustieg bzw. Notabstieg markiert und an einigen Stellen mit Drahtseilen versichert. Ich komme problemlos hinauf, wobei mir schon auf diesem Zustieg klar wird, dass die Route einiges an Höhenmetern zu bieten hat, da es immer wieder tiefe Abstiege von den Grattürmen mit darauf folgenden Wiederaufstiegen zu überwinden gilt. Der Höhenunterschied von der Knorrhütte bis hinauf auf die Zugspitze beträgt ziemlich genau 900 Hm. Durch das ständige Auf und Ab kommen aber auf der gesamten Route wesentlich mehr Höhenmeter zusammen, geschätzt zwischen 1200-1500 Hm, die damit verbundene Anstrengung werde ich noch zu spüren bekommen.

Gegen 11.30 h erreiche ich den eigentlichen Jubiläumsgrat, unverkennbar durch einen Wegweiser markiert. Ab hier geht es zunächst auf die Innere Höllentalspitze, dann in einem steilen Abschwung wieder hinunter und in ständigem Auf und Ab immer nach Westen in Richtung des sichtbaren Zugspitzgipfels.

Generell stellen die Aufschwünge kein großes Problem dar, da entweder versichert oder nicht schwieriger als SG III-. In Erinnerung geblieben sind mir das freie Überklettern eines spektakulären Gratzackens, das Erklettern einer steilen Kante sowie einer glattpolierten Rinne, die in der Tourenbeschreibung als Schlüsselstelle angegeben ist. Häufig balanziert man einfach über die Gratkante hinauf, allerdings vielfach sehr ausgesetzt. Auch die Wegfindung ist Dank der angebrachten Markierung meistens nicht schwierig.

Die eigentlichen Schwierigkeiten liegen zumindest in der von mir begangenen Richtung in den Abstiegen und in den langen abschüssig-steilen und mit Schutt bedeckten Querungen unterhalb der Gratkante in den südlich Bergflanken. Das beginnt mit dem sehr steilen Abstieg von der Inneren Höllentalspitze, der oben zunächst mit einem Drahtseil versichert, ab der Mitte jedoch sehr steil unversichert abzusteigen ist. Weiter unten folgt eine unangenehme Querung durch steile und brüchige Schrofen bis zum nächsten Aufschwung.

So geht es die meiste Zeit weiter und ich bin heilfroh 2x20 m Reepschnur dabei zu haben, um mich an einigen besonders steilen und exponierten Stellen beim Abklettern sichern zu können. Teilweise ist dies an alten Haken oder Stangen möglich, einmal lege ich die Reepschnur sogar um ein Felsköpfel.

Einige Male führt die Route auch auf die nördliche Gratseite und ich muss durch Schnee stapfen, was in dem steilen und ausgesetzten Absturzgelände natürlich heikel ist, es hält sich aber in Grenzen.

Etwa ab der Mitte des von mir begangenen Jubiläumsgrates beginne ich die Länge und die Höhenmeter des Weges zu spüren und beginne immer öfter und länger zu rasten. Das kostet mich natürlich Zeit, aber dafür kann ich nun die Schönheit des Ausblicks genießen, wobei mich besonderes der Blick hinunter nach Norden ins Höllental mit dem Gletscher begeistert. Im letzten Drittel der Gratstrecke bin ich dann schon richtig platt, der Weg will auch kein Ende nehmen, immer wieder tauchen neue Gratzacken auf, die ich wieder hinauf- und danach hinunter klettern muss. Als ich mich endlich dem Gipfel der Zugspitze nähere bin ich mit meinen Kräften ziemlich am Ende und heilfroh, als von rechts der durchgehend mit Stahlseilen versicherte Normalweg aus dem Höllental herauf zieht und ich plötzlich von Bergsteigern umgeben bin, die von dort herauf steigen.

Vielen Menschen bin ich auf dem Jubiläumsgrat nicht begegnet, zusammen sicher nicht mehr als zehn und alle kamen mir entgegen, gingen also von der Zugspitze zur Alpspitze, in meiner Richtung habe ich keinen einzigen gesehen. In Erinnerung geblieben sind mir zwei Zweierseilschaften, denen ich nacheinander, aber erst relativ spät begegnet bin. Beide fragten mich, wie weit es denn noch bis zur Biwakschachtel wäre und für beide war es noch ein ziemlich weiter Weg. Ich hoffe, sie haben dort alle zusammen ein gutes Biwak gefunden, Platz genug ist in der Biwakschachtel sicherlich, und sind heil über den Grat gekommen.

Gegen 16 h erreiche ich schließlich wohlbehalten die Bergstation der Zugspitzbahn als das Ziel meiner Tour und fahre wieder zurück ins Tal.

Fazit:
Ein langer und anstrengender Weg, mit teilweise spektakulärer Wegführung auf der Gratkante und grandiosen (Tief-)Blicken. Klettertechnisch stellt die Route keine großen Ansprüche und ist diesbezüglich auch nicht sehr lohnend. Alpinistisch ist sie jedoch keineswegs zu unterschätzen und durch ihre Länge, Ausgesetztheit, insbesondere bei den Abstiegen, und die langen und brüchig-schuttigen Querungen in den Bergflanken als anspruchsvoll einzustufen. Insgesamt durchaus ein tolles Abenteuer, das jedem zu empfehlen ist, der das alpine Ambiente nicht scheut.

Tourengänger: Michael26


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