Zugspitze-Jubiläumsgrat Variante 2: Über Knorrhütte und Brunntalsteig zur Zugspitze


Publiziert von quacamozza , 1. Dezember 2011 um 14:16.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:29 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 2320 m
Abstieg: 340 m
Strecke:Talstation Ehrwalder Almbahn-Ehrwalder Alm-Hochfeldernalm-Am Brand-Feldernjöchl-Gatterl-Knorrhütte-Brunntalsteig-Innere Höllentalspitze-Jubiläumsgrat-Zugspitze und Bahnhof Ehrwald-Talstation Ehrwalder Almbahn
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A 7 Ulm-Kempten-Füssen, weiter auf der B 179 (pickerlfrei) nach Ehrwald Talstation Ehrwalder Almbahn (während der Revisionszeit ist das Parken kostenlos)
Unterkunftmöglichkeiten:Knorrhütte (2052m; 0151-14443496; bewirtschaftet Ende Mai bis Anfang Oktober)
Kartennummer:AV-Karte 1:25 000 4/2 Wetterstein- und Mieminger Gebirge, Mitte

Zum Abschluss dieses außergewöhnlich schönen Novembers stand noch einmal ein echtes Konditions-"Brett" auf der Agenda.
Viele Aufwärtshöhenmeter gespickt mit leichten Klettereinlagen und interessanten Ausblicken - genau das sollte es zum Schluss sein. Die Zugspitze bietet sich dafür stets als tagesfüllende Tour und hervorragender Aussichtspunkt an. 


Zunächst beabsichtigte ich nur, die Zugspitze über das Platt und die Station Sonn Alpin zu besteigen, doch während des Aufstiegs überlegte ich, der Jubiläumsgrat wäre doch ein würdiger Saisonabschluss. Gedacht, getan.

Leider hatte ich nicht bedacht, dass es dadurch für den Abstieg in der Helligkeit nicht mehr reichen würde. Ich hatte allerdings auf diesen Weg auch keine große Lust. Nach dem Jubiläumsgrat die Tour durch so einen uninteressanten Abstieg kaputtzulaufen...nein, das war keine Alternative, auch wenn's entschieden billiger gewesen wäre. 
Nun fuhr die Tiroler Zugspitzbahn aber nicht. Ich entschloss mich daher zu einer großen Rundtour: Seilbahntalfahrt zum Eibsee, Umstieg in die Zahnradbahn nach Garmisch Bahnhof und zurück mit der DB nach Ehrwald, abschließend durch Ehrwald durch und zu Fuß hoch zur Ehrwalder Almbahn.


Zur Schwierigkeit:
Jubiläumsgrat vom Brunntalsteig zur Zugspitze: II und T 5+
Brunntalsteig: II und T 5 
Im Übrigen T 3+

Zur Ausrüstung:
Kletterhelm
und Stöcke (die Steigeisen benötigte ich nicht, obwohl es oberhalb 2800 Meter doch schon recht vereist war)


Ich startete um 07.20 Uhr auf dem Parkplatz der Talstation Ehrwalder Almbahn (1108m). Momentan ist die Abstellmöglichkeit gratis, der riesige Parkplatz völlig verwaist. In *diesem hikr-Bericht wird erwähnt, dass der Aufstieg von hier aus einen Einsamkeitsfaktor wie auf der "Wies'n" hätte. Haha, Gelächter...heute war's eher die verwunschen-einsame Märchenwiese.
Ein Bergläufer überholte mich kurz hinter der Hochfeldernalm. Ein weiterer Bergsteiger, den ich an der Knorrhütte traf, kam von der Zugspitze, um weiter ins Reintal abzusteigen, ja, das war's dann schon mit sozialen Kontakten - vom Gipfel, der heute fest in amerikanischer Hand war, natürlich mal abgesehen. 

Es ist ja sowieso schon skurril genug. Unten fährt man auf teilweise stark illuminierten Straßenabschnitten, immer häufiger tauchen Lichter und Weihnachtsbäume auf, und auf der anderen Seite ist die Sommertourensaison in vollem Gange. Aber dieses AKW will offenbar fast niemand ausnutzen...zum Novemberende passt in den Köpfen nur "hüüffawiisch Schnee"...
Nachdem das SchneeFEST am Wochenende wegen Schneemangels abgesagt wurde, müssen jedenfalls die Wintersportler weiter warten.

Mit abwechselnder Steigung führt der breite Fahrweg hoch zur Ehrwalder Alm (1502m), vorbei an jeder Menge Skiliften, später geht's in Minutenabständen an Beizen vorbei. An der Alm selber steht eine neue Holzhütte pünktlich zur Wintersaison kurz vor der Eröffnung. Wie so oft in der Nebensaison schnuppert man auch hier Baustellenatmosphäre.

Zeitbedarf: 40 min

Auf nun flacherem Weg weiter ins Tal hinein zur sogenannten Pestkapelle, an der der Weg links hinaufführt und etwas alpiner wird. Bald kommt man an der Hochfeldernalm (1732m) vorbei, quert den großen Skihang und steigt schräg rechts aufwärts auf dem Weg Nr. 815 zur Schulterhöhe "Am Brand" (2130m).

Zeitbedarf: 1 Std 40 min von der Talstation der Ehrwalder Almbahn

Auf der anderen Seite den Hang abwärts queren zum Feldernjöchl (2045m; Wegweiser) und noch weitere 60 Höhenmeter weiter abwärts. Umgehend wieder steil hoch zum Gatterl (2025m; Staatsgrenze Deutschland-Österreich). Auf deutscher Seite etwas fallend quert der Weg ("Plattsteig") nun das Platt, an zwei kleinen Hüttchen vorbei, um am nordöstlichen Ende dieses Mega-Skigebietes zur Knorrhütte (2052m) anzusteigen. Jetzt ist es auch endlich Zeit für eine ausgedehnte Rast.

Zeitbedarf: 2 Std 30 min von der Talstation der Ehrwalder Almbahn


Gute 50 Höhenmeter noch auf dem E 4 alpin Richtung Zugspitzgipfel, dann zeigt der Wegweiser den Beginn des Brunntalsteigs an. Zunächst kraxelt man eine steile Rinne hoch (Seilversicherungen; Gedenktafel, Warnschilder). Bald wird das Gelände grasig, es geht auf der Gratrippe nach oben, der Gipfel des Brunntalkopfes bleibt unten zurück. Allmählich wird der Steig mühsamer, geröllig-schrofig, dazu gesellen sich ab ca. 2500 Metern die ersten Felsstufen und Türmchen.

Ab hier geht es nun hoch und runter, ähnlich wie drüben am Jubiläumsgrat, wenn auch nicht mit so großen Höhenunterschieden. Fixseile, Leitern, steile Zwischenabstiege, Querungen im Geröll. Der Weg hat die ganze Palette alpinen Geländes zu bieten (einzelne unversicherte Stellen bis II und T 5).

Der Brunntalsteig ist kein "Notabstieg" oder -aufstieg im Sinne einer einfachen Gelegenheit, den Jubiläumsgrat zu verlassen. Der Weg ist eine zünftige, vollwertige Bergtour, auch ohne den Weiterweg zum Jubiläumsgrat anspruchsvoll, aber auch lohnend.


Eine abschließende Querung im steilen Geröll (Eisenklammern), vorne rechts im Blickfeld leuchtet das Rot der neuen Höllentalgrathütte, dann ist die Grathöhe auf ca. 2650m erreicht (Wegweiser). In umgekehrter Richtung hatte ich bis zu diesem Punkt im letzten Sommer etwa 2,5 Std von der Zugspitze hinter mich gebracht. Was ich hier noch nicht wusste: Auch heute benötigte ich wieder Strich 2,5 Std, nun in umgekehrter Richtung bis zur Zugspitze.

In wenigen Minuten erklimme ich die Innere Höllentalspitze (2737m; Steinmann; großartige Aussicht), auf deren Gipfel ich mir diverse mehr oder weniger zähe Energieriegel und Trockenfrüchte schmecken ließ und meinen Flüssigkeitsmangel etwas egalisierte.

Zeitbedarf: 1 Std 30 min von der Knorrhütte

Den Weiterweg über den Jubiläumsgrat habe ich bereits im anderen Bericht beschrieben, deshalb hier nur das Wesentliche.

Steil geht es auf einem Klettersteigabschnitt (Schwierigkeit: bis C; ZS) in die tiefe Scharte hinunter und um den folgenden Turm links herum, dann rechts steil eine geröllige Rinne hoch (T 5+). Teilweise auf der Grathöhe, häufig aber auch in deren linken Flanke, immer auf die teilweise verblassten Markierungen achtend, werden einige Kletterpassagen überwunden (kurze IIer sind dabei, immer wieder aber auch versicherte Stellen bis C, einmal in Abstiegsrichtung sowie Gehgelände T4 / T 5).

Allmählich gewinnt man wieder an Höhe. Zwei kurz hintereinanderfolgende Stufen, an denen wohl mal Seilverankerungen vorhanden waren, müssen frei abgeklettert werden (II). Diese Stufen sind anspruchsvoller als in der Gegenrichtung, dafür fällt die bald darauf folgende "glatte Rinne" (II) im Aufstieg kaum auf.

Auf ca. 2800 Metern auf einem Gratabsatz finden sich zwei große Steinmänner. Von hier ist der Weiterweg banal, sofern gute Verhältnisse herrschen. Es geht stramm Richtung Gipfel. Nur noch wenige Klettereinlagen (meist I, höchstens I-II) und gleichzeitig zügiger Höhengewinn sorgen für Bespaßung und Vorfreude. Oben trifft man noch auf einen langen, seilversicherten Abschnitt, heute mit vereisten Tritten in schattig-kalter Umgebung, dann kommt von rechts der Weg aus dem Höllental hoch. Vom kleinen Gratabsatz in 2 min zum goldenen Gipfelkreuz der Zugspitze (2962m).

Zeitbedarf: 2 Std 20 min von der Inneren Höllentalspitze


Touristen auf der gegenüberliegenden Aussichtsplattform..Fotoapparate... Unglaublich - ein echter Bergsteiger mit Rucksack, Bergschuhen und Kletterhelm, das war für den einen oder anderen Besucher der Zugspitze ein Erlebnis, das fotografisch festgehalten werden wollte. 

Zum Schluss ging's in vereistem Gelände zur Leiter, auf dieser und an Seilen hinunter (B), dann hoch zum Betonsockel der Gipfelinfrastruktur und über Metallstufen und durch eine Tür auf die Aussichtsplattform.

Böiger Wind, immer noch sehr gute Fernsicht, aber gefühlte Minustemperaturen - ich musste mich drinnen erstmal aufwärmen.


Lange blieb ich noch oben, nutzte die vorhandene Gastronomie zur Stärkung und fuhr am späten Nachmittag mit der Eibsee-Seilbahn nach unten. Mit der Zahnradbahn ging's weiter nach Garmisch. Dort hatte ich noch einen nervigen, gut einstündigen Aufenthalt, bis die Bahn Richtung Reutte abfuhr. Bereits in der Dunkelheit legte ich den letzten Wegabschnitt mit nochmals guten 100 Höhenmetern durch die Ortsmitte von Ehrwald und den Ortsteil Hof zurück.
Ein Geschwindigkeits-Smiley zeigte mir plötzlich in aufleuchtendem Gelb die 6 an. Vielleicht schaffe ich es ja mit mehr Training, dass nächstes Mal ein böses Gesicht angezeigt wird...;-)

Nach gut 3 Kilometern und einer reichlichen halben Stunde ab Bahnhof Ehrwald beendete ich die Bergsaison 2011 an der Talstation der Ehrwalder Almbahn.

Schön war's...das Jahr okay, die Tour-eine gute Wahl.

P.S.: Der Jubiläumsgrat Variante 3 ist schon in der Pipeline für's Jahr 2012.   


 

Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (2)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 1. Dezember 2011 um 14:32
Eine tolle "Kurz"variante des Jubiläumsgrats für diese knappen Tage - klasse! Ich gratuliere dir herzlich zur wunderbaren Tour.
Und außergewöhnlich schöne Fotos hast du mitgebracht.

quacamozza hat gesagt: Im November 2011...
Gesendet am 1. Dezember 2011 um 14:45
...ist alles möglich gewesen...habe gerade gehört, dass es auf der Zugspitze keinen Niederschlag im ganzen Monat gegeben haben soll.

Danke Dir für Deine Message...

Sogar der komplette Grat wäre bei den guten Verhältnissen locker zu schaffen gewesen, aber mir kam es diesmal vor allem auf die Aufwärtshöhenmeter (>2000) an.

Aber wie geschrieben: nächstes Jahr...

Sportliche Grüße von Ulf an den schönen Kochelsee


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