Schartenkopf und Hammerspitzen-Überschreitung Süd-Nord


Publiziert von quacamozza , 20. Oktober 2015 um 10:27.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 5 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1540 m
Strecke:Bergstation Kanzelwandbahn-Warmatsgund-Schartenkopf-Kühgundhütte-Fiderepasshütte-Hammerspitzen-Kuhgehrenspitze-Rote Wand-Bergstation Kanzelwandbahn (16 km)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 2 1:25 000 Kleinwalsertal Hoher Ifen, Widderstein

Die Hammerspitzen-Überschreitung ist eine Tour, die von uns in 2015 immerhin vier Mal durchgeführt wurde. Das hat natürlich seinen guten Grund: Es ist eine der schönsten Bergtouren im Allgäu, die zudem infrastrukturell günstig zu erreichen ist und nach Schlechtwetter schnell wieder passable Bedingungen aufweist. Während heute Morgen die Gipfel noch weiß sind, halte ich am Nachmittag trockenen Fels in den Händen.
Diese Tour ist weithin bekannt.


Dagegen fristet der Schartenkopf ein unbeachtetes Dasein im Schatten der ebenfalls unpopulären Gundköpfe, sozusagen der Schatten des Schattens des Mindelheimer Klettersteigs. Lange und weglose Zustiege, die einiges an Orientierungsvermögen verlangen, dazu eine niedrige Gipfelhöhe und eine unaufffällige Silhouette - Bei diesen Rahmenbedingungen werden nur Individualisten und notorische Gipfelsammler angezogen.



Zur Schwierigkeit:

Schartenkopf: T 4+ (oben), unten T 3
Hammerspitzen-Überschreitung: Eine Stelle II-III (bei Benutzung der Krampen II), mehrere Stellen II und Gehgelände bis T 5+
Kuhgehrenspitze: T 2-3


Zum Zeitbedarf:

Bergstation Kanzelwandbahn-Abzweig Warmatsgund: 50 min
Abzweig Warmatsgund-Schartenkopf: 50 min
Schartenkopf-Fiderepasshütte: 1 Std 25 min
Fiderepasshütte-Oberstdorfer Hammerspitze: 25 min
Oberstdorfer Hammerspitze-Hochgehrenspitze: 30 min
Hochgehrenspitze-Walser Hammerspitze: 20 min
Walser Hammerspitze-Kuhgehrenspitze: 20-25 min
Kuhgehrenspitze-Bergstation Kanzelwandbahn: 30 min
Bergstation Kanzelwandbahn-Rote Wand und zurück: 10-15 min



Von der Bergstation der Kanzelwandbahn(1959m) auf dem Weg Richtung Fiderepasshütte zunächst zum "Hauptwegweiser" in den nahen Sattel, dann unter dem Kanzelwandgipfel auf den Grat. Jenseits gute 300 Höhenmeter hinunter zu einer Wegkreuzung. Unter den Hammerspitzen zur nächsten Gabelung nahe der Kühgundalpe (1745m).

Auf dem Weg Richtung Talstation Fellhornbahn etwa 20 Höhenmeter hinunter und dann durch das Tälchen noch einmal 20 Höhenmeter. In der Flanke auf lediglich angedeuteten Wegspuren (die keineswegs so ausgeprägt sind wie auf der AV-Karte eingezeichnet) hinüber in das Kar "Birkartsgündle". Tendenziell geht es leicht aufwärts. Bei der Flankenquerung ist ein gutes Gespür für den besten Weg durch die Latschen notwendig. Auch später ist trotz der deutlich vorgegebenen Richtung Orientierungsvermögen gefragt.

Vor der großen, durchgängigen Latschenzone (auffälliger, gezackter Felsblock) muss man schräg aufwärts steigen. Das vor dem Schartenkopf gelegene Tal wird dann auch recht weit oben überquert. Gegenüber geht es den steilen Schrofenhang hoch. Man sollte sich dabei immer unterhalb der Latschen halten. Erst kurz vor dem Gipfel ist es ratsam, den Grat anzusteuern. Zum Abschluss gibt's eine leichte Kletterpassage (I), dann ist der einsame Gipfel des Schartenkopfs (1977m; mit Steinmann, aber ohne GB) erreicht.

Besonders eindrucksvoll präsentiert sich von hier die abweisende Nordseite des Grießgundkopfes. Der Hauptkamm mit Trettach und Mädelegabel ist recht nah herangerückt.

Das Wetter ist bis jetzt erheblich schlechter als es angekündigt war. Es tröpfelt sogar. Dabei ist eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 0 % vorhergesagt. Tiefhängende Wolken regnen sich am Widderstein ab. So verlasse ich bald den Gipfel, um nach der Rückkehr auf den Wanderweg weiter zu planen.

Grau und kühl präsentiert sich das nahe Umfeld der Fiderepasshütte. Laue Sommerabende, an denen wir uns das Gemüsegröstl auf der Terrasse schmecken ließen, scheinen schon eine Ewigkeit her zu sein. Der Sommer ist nun vorbei. Die meisten Gäste halten sich in den Innenräumen auf. Die Hütte wird in wenigen Tagen die Saison beenden und für ca. 8 Monate geschlossen sein.

Das Wetter scheint langsam ein Einsehen zu haben. Also geht's ein weiteres Mal auf den Ex-Schüsser.


 
In der heute gewählten Richtung von Süd nach Nord hat der Matze schon einen *guten Tourenbericht mit anspruchsvoller Aufstiegsvariante geschrieben. Deshalb nur das Wichtigste in aller Kürze:


Am besten verlässt man den Weg schon kurz nach der Hütte, um auf den nach links führenden Spuren weiter zu wandern. So vermeidet man später brüchige und anspruchsvolle Zwischenabstiege. Im Geröll schräg nach links aufwärts und in einer Rechtskehre (grasiger Vorsprung, kurze Zeit später Gedenktafel) unter die Felsabbrüche. Erneute Querung der Rinne, diesmal nach rechts (T 5; I; Steinmann im Schrofengelände) und auf deutlichen Wegspuren in einer Linkskehre zur ersten Markierungsstange (Ausstieg der Südostgrat-Führe).

Über den leichten Grat (weitere Stange) an den Vorgipfel. Diesen direkt erklettern (II; Gedenktafel an der Südseite) und kurzer Abstieg in die Scharte vor dem Hauptgipfel.
11 Meter steil hinauf (II-III; schon recht abgetretener Fels; bei Benutzung der Krampen II) und kurz nach links zum GK auf der Oberstdorfer Hammerspitze (2260m).

Sowohl beim Abstieg von der Oberstdorfer Hammerspitze als auch von der Hochgehrenspitze halte ich mich diesmal so weit wie möglich an die Gratkante. So lassen sich einige interessante IIer-Stellen abklettern. Das kostet ein paar Minuten mehr, ist aber viel schöner als die Normalroute unterhalb des Grates.


Der Weg vom Kuhgehrenjoch zur Kanzelwandbahn ist im Tagesverlauf nicht abgetrocknet und sehr schlammig. Der Nordostgrat der Walser Hammerspitze wäre die bessere Abstiegsalternative gewesen, aber gut...das weiß man vorher nicht. Eine entspannte Talfahrt mit der Gondel, unten ein Espresso und vor allem eine megakurze Rückfahrt: so macht Bergsteigen Spaß.  


Tourengänger: quacamozza


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