Wir waren 2019 dort. Es ging nur ums Geld, nichts anderes.
Wir haben uns geschämt als der "Koch" im Kostüm das Essen brachte. Selber hatten die Porter nur das Nötigste zum Essen, ganz zu schweigen von ihrer Kleidung und Ausrüstung.
Ich rate jedem ab auf diesen Berg zu steigen. Nicht wegen des Berges, wegen der Ausbeutung.
Ich war im Januar 2020 auf dem Kilimanjaro und ja, fast alles, was der Autor des Filmes beschrieben hat, wird ganz oder zumindest teilweise der Wahrheit entsprechen. Was mich an seinem Beitrag aber stört, ist der moralische Zeigefinger, den er hier am Kilimanjaro mal ganz doll erhebt, denn mit einer ganz ähnlichen Argumentation, speziell zum Thema Ausbeutung, kann man sich auch über die Lithiumgewinnung in Minen in Afrika auslassen, was in der Konsequenz bedeutet, keine E-Autos, keine Handys, kein Laptops ohne ebenso die Ausbeutung zu fördern und über die Herstellung von Outdoor-Ausrüstung in Bangladesh und Vietnam könnte man auch diskutieren, und wenn man es letztlich weiter denkt, es gäbe keinen Wohlstand in den westlichen Industrieländern, denn viele unserer Wirtschaftsprozesse basieren auf Ausbeutung anderer. Den Portern geht es nach westlichen Standards lausig, nach Tanzaniaschinen ist es aber nicht das Ende der Nahrungskette. Ein Porter verdient in einer Woche soviel wie das monatliche Durchschnittseinkommen im Landesdurchschnitt. Natürlich reicht das für keine Rentenversicherung oder Hinterbliebenenversorgung. Aber wer hat die schon in Tanzania.
Ob man die Systemmängel durch eine eigene Reise dort hin fördern muss? Wahrscheinlich nicht. Tut man den Menschen dort etwas Gutes, wenn man es lässt. Ich habe da meine Zweifel.
Der Kilimanjaro ist bergsteigerisch kein Erlebnis, weil zu überlaufen und zu einfach in der Besteigung. Das Publikum besteht zu größeren Teilen aus unerfahrenen Menschen, die eigenständig sonst keine Berge besteigen würden. Wir haben zwar keine Kostüme gesehen und auch keine Parties, aber es gibt schon Auswüchse, die so nicht sein müssten. Das aber alles mit einem Idealismus steuern zu wollen, den der Autor offensichtlich hat, halte ich für komplett absurd. Es gibt keine natürlich richtige Art einen Berg zu besteigen und alle anderen Arten sind verwerflich. Dafür sind die Menschen zu unterschiedlich, die einen Berg besteigen wollen.
Dass der Ist-Zustand verbessert werden könnte, keine Frage, natürlich. Auch ich könnte mir viele Dinge vorstellen, die man hier besser oder anders machen könnte. Ich bin auch kein Freund von Regeln, die an diesem Berg dazu führen, dass es genau so aussieht, wie es derzeit ist. Aber ich maße mir nicht an, eine Lösung zu kennen und ich maße mir nicht an, den Menschen in Tanzania vorzuschreiben, wie sie ihre Einkommensressource Berg (und auch Nationalparks) vermarkten möchten. Ich persönlich habe mit meiner Reise Geld in ein Land gebracht, welches ohne meine Reise einfach ein Stückchen ärmer gewesen wäre. Ich bin nicht blind dort hochgestiegen. Ich sehe die Probleme. Aber solange ich sie nicht lösen kann, sind sie für mich kein Grund, nicht einen Berg zu besteigen, der in seiner Lage einmalig ist und durch seine Infrastruktur für mich erlebbar wurde. Für mich persönlich war es eine sehr schöne eigene Erfahrung, die ich anderen weder vermiesen noch verbieten wollte. Ob die Guides und Porter uns angelogen haben oder geschauspielert haben, vermag ich nicht zu sagen, denn mir vermittelten sie einen eher lebensbejahenden und positiven Eindruck. Und wie gut die Porter verdienen, kann man zumindest über das Trinkgeld mit beeinflussen.
Ich finde den youtube-Film eine wichtige Anregung zum Nachdenken, aber in seiner Ausprägung sehr einseitig negativ.
Selten so eine unsinnige Predigt gesehen. Die Kilimanjaro Besucherzahlen hätte der von sich selbst hoch überzeugte Autor ja vorher Googlen können, dann hätte er gewusst was ihn erwartet. Scheuklappen hat der, der (nichtvorhandene) Bergsteiger-Romantik auf den höchsten Punkt von Afrika projizieren möchte. Es wäre sicherlich hilfreich gewesen, wenn der Autor sich vorher mit den Bedingungen in afrikanischen (und anderen) Ländern mehr vertraut zu machen, um das sogenannte Kili-Erlebnis etwas besser einordnen zu können. Der Kilimanjaro ist ein Geschäft für Tansania – und wenn die Schweizer und Deutschen keine Lust mehr auf den Kili haben, dann wird es noch deutlich mehr Leute aus Afrika und anderen Regionen der Erde gerne, die auch mal gerne hoch möchten, egal wie es dort aussieht.
Gute Entscheidung, nicht auf den Kili zu gehen. Aber es gibt ja noch andere lohnenswertere Ziele in der Nähe: zum Beispiel den Meru oder noch besser den Ol Doinyo Lengai. Oder einfach weiter auf den Elgon oder direkt durch zu den Ruwenzoris
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