Hoch und Heilig - Ol Doinyo Lengai - the Mountain of God


Publiziert von detlefpalm , 20. Dezember 2019 um 12:15.

Region: Welt » Tansania
Tour Datum:18 Dezember 1992
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAT 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m

Es blubbert und gurgelt, mit tiefen Plopps. Ab und zu stöhnt und schmatzt es wie ein im Sterben liegender Drache, zumindest wie eine Dampfmaschine. Dann sind da die Geräusche, als ob jemand Steine wirft - da, da war es wieder - vielleicht fliegt die kleckernde Lava ja doch in unsere Richtung.

Zwei Meter neben unserem Zelt steigen rhythmisch gelbe übel-riechende Schwefeldämpfe aus einem Riss im Boden, wehen aber weg von uns, mischen sich mit den Dämpfen und Schwaden des Kraters.

Wir liegen in unserem Zelt, knapp dreitausend Meter hoch. Nicht besonders komfortabel, es gab keine ebene Stelle, meine Beine baumeln scheinbar über dem Abgrund. Die untergehende Sonne kriecht unter die Wolkendecke, bescheint sie rot und gelb von unten. Die Sonne hängt schon zu tief, um noch in den Krater zu leuchten.

Ol Doinyo Lengai

Für die Massai, Ol Doinyo Lengai ist der Sitz Gottes. Ol Doinyo Lengai ist einer der aktivsten Vulkane Afrika's, an der Stelle gelegen, wo der Afrikanische Kontinent auseinander driftet. Der Vulkan bricht all paar Jahre aus, in unregelmäßigen Abständen, und sein Krater verändert sein Aussehen jedesmal.

Eines der Besonderheiten - oder Einmaligkeit - ist seine 'coole' Lava. Nur ein paar hundert Grad warm, fließt die Lava in kleinen Strömen aus verschiedenen Löchern im Krater (oder irgendwo in der Nähe der Spitze). Die Lava sieht schwarz und harmlos aus, aber man kann sich natürlich verbrennen. Nach dem Erstarren wird sie braun oder weiß, und zerfällt in so etwas wie Kreide. Bei Nässe wird das schmierig, und das ist nur einer der Gründe, die eine Besteigung etwas mühsam macht.

Die Lavaströme bilden kleinere und größere Kegel im Hauptkrater.

In 1992, zur Zeit unsere Besteigung, war der Krater zwischen 50 und 70 Meter tief, und je nach den örtlichen Bedingungen konnte man in den Krater absteigen. Wenige Jahre später hatte sich der Krater 'randvoll' mit Lava gefüllt, und floss über. Ein oder zwei Ausbrüche später, entstand wieder ein tiefes Loch, diesmal mit senkrechten Wänden, und sehr tief. Lengai ist in 2019 wieder ausgebrochen. (sehr empfehlenswerte Seite des Smithsonian Institute)

Unsere Besteigung

Wir waren, von Kenya kommend, hinter der Grenze in der Nähe von Longido abgebogen. Die Kinder hatten wir bei Freunden deponiert. Die Normalstrecke ging über Arusha und Mto wa Mbu, wir wollen es auf direkter Linie probieren, 85 Kilometer querfeldein, durch das Land der Massai. Es geht.

Hier campen wir, für einen frühen Start. Heute kann man Guides mieten und Touren buchen - es gibt einen 'Pfad'; und meistens wird vor Mitternacht losgegangen um die äquatoriale Sonne am Tag zu vermeiden. Es sind 1750 Höhenmeter zu erklimmen. Wir suchen uns selbst unseren Weg, natürlich bei Tageslicht. Wer es kennt, weiß dass am Äquator zwischen Nacht und Tag nur 5 Minuten liegen.

Wissend, dass wir in der Sonne steigen müssen, nehmen wir sechs Liter Wasser mit, zusätzlich zu unserem Zelt und den Schlafsäcken, da wir vorhaben auf dem Kraterrand zu nächtigen. Wir haben nicht mit der Gipfelwolke gerechnet, die im Gipfelbereich das Wetter dem des schottischen Hochlandes angleicht.

Mühsam, steil, rutschig, und oben glitschig - alles ist dabei. Oben angekommen, ein überwältigender Anblick. Leider ist der Kraterrand zu schmal und windig, um ein Zelt sicher befestigen zu können. So steigen wir etwas in den Krater ab, und campierten recht und schlecht.

Mein Knie meldet sich, das hatte schon gelitten als ich völlig unvorbereitet die 24 Stockwerke des Kenyatta Conference Center in Nairobi wegen Stromausfall zu Fuß absteigen musste. Vielleicht waren es auch die Wassermengen die wir etwas unnötig geschleppt hatten. Jedenfalls gehe ich am nächsten Morgen den halben Berg rückwärts runter; das gefällt meinem Knie deutlich besser. Unten finden wir einen Massai-Jungen der auf das Auto aufgepasst haben will. Wir zeigen uns erkenntlich und nehmen dann die Straße über Mto wa Mbu nach Arusha, wo wir zu später Stunde tatsächlich noch ein Zimmer und etwas zu essen bekommen.

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Vom Himmel zur Hölle: The Door to Hell - Darvaza (Turkmenistan)

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Tourengänger: detlefpalm


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Kommentare (1)


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Bertrand hat gesagt:
Gesendet am 24. Dezember 2019 um 10:12
Fascinant...merci !


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